Donnerstag, 09. Mai 2024

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Laboruntersuchung
Verdächtiges Blutbild

Von Martin Winkelheide | 02.02.2016
    Prof. Ulrich Germing
    "Mein Name ist Ulrich Germing, ich bin stellvertretender Direktor der Klinik hier."
    Autor
    Wir haben hier einen Patienten, der ist …
    Prof. Ulrich Germing
    "… 1948 geboren, und ist mit einem Mangel an Blutzellen beim Hausarzt auffällig geworden."
    Autor
    Und dann hat der Hausarzt gesagt: O.K. jetzt muss ein Spezialist draufgucken. Und Sie haben noch weitere Laborwerte.
    Prof. Ulrich Germing
    "Das ist jetzt auch für mich neu, den Fall kenne ich nicht, den Patienten kenne ich auch nicht, weil wir nur Blut und Knochenmark zugeschickt bekommen haben. Ich sehe aber in der Latte der Laborwerte, dass man nicht einfach aus diesen Laborwerten schließen kann, was das Hauptproblem des Patienten ist."
    Autor
    Moment, hier sind sechs Glasplättchen, die haben unterschiedliche Farben.
    Prof. Ulrich Germing
    "Das flüssige Knochenmark wird am Beckenkamm gewonnen und ausgestrichen. Und dann kommen sie ins Labor und werden dann mit verschiedenen Färbemitteln angefärbt, damit wir die Zellen unter dem Mikroskop erkennen können."
    Autor
    Hier sind noch zwei Plättchen, die dicker aufgestrichen sind, was ist das?
    Prof. Ulrich Germing
    "Das sind auch wieder ein ungefärbtes und ein gefärbtes Blut-Ausstrich-Plättchen."
    Autor
    Welches Plättchen legen Sie zuerst unter das Mikroskop?
    Prof. Ulrich Germing
    "In jedem Fall erstmal das Blut. Und das lege ich jetzt unter das Mikroskop und schaue mir erst einmal die weißen Blutkörperchen an. Ich sehe hier zum Beispiel eine Zelle, die hier im normalen Blut nicht zu finden ist. Niemals zu finden ist. Das ist ein weißes Blutkörperchen, eine unreife Form des weißen Blutkörperchens. Unreife Kerne sehen groß, rund und ungestaltet aus."
    Autor
    Erkenne ich das auch?
    Prof. Ulrich Germing
    "Die rechte Zelle ist größer und hat einen sehr großen, rund anmutenden Zellkern, der einen Großteil des Zellinneren ausmacht. Und diese rechte Zelle ist unreif und hat im normalen Blutbild nichts zu suchen. Das ist eine sogenannte Leukämie-Zelle."
    Autor
    Das ist jetzt eine der vier Glasplättchen. Sie nehmen jetzt die violett gefärbte….
    Prof. Ulrich Germing
    "Und da schau ich mal rein. Wir sehen viele Zellen im Knochenmark hier. Das heißt die Menge dessen, was das Knochenmark produziert, ist normal. Und jetzt müssen wir uns auf die Vorläuferzellen der drei Zellreihen, die wir im Blut haben, konzentrieren. Die Vorläuferzellen der Blutplättchen, die reifen ebenfalls nicht aus."
    Sieht eher aus wie ein Zellhaufen als wie eine einzelne Zelle....
    Prof. Ulrich Germing
    "Ist aber eine einzelne Zelle. Im nächsten Schritt wenden wir uns den Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen zu. Dafür brauchen wir ein bisschen Öl und eine stärkere Vergrößerung. Und ganz in der Mitter ist jetzt eine Zelle eingestellt, deren Kern zerrissen ist."
    Autor
    Wo der Zellkern mehrfach eingeschnürt ist.
    Prof. Ulrich Germing
    "Die ist auf dem Weg, sich selbst abzuschalten."
    Also statt auszureifen, gehen die kaputt.
    Prof. Ulrich Germing
    "Ganz genau, die gehen kaputt. Wir wenden uns jetzt der dritten Zellreihe zu, das sind die Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen."
    Autor
    Oben am rechten oberen Bildrand.
    Prof. Ulrich Germing
    "Das sind unreife Zellen der weißen Blutkörperchen. Der nächste Schritt: Wir müssen schätzen, wie viele Leukämiezellen im Knochenmark sind. Dazu haben wir hier so eine Zählmaschine, da kann man drauftippen. Und jetzt werde ich auch in diesem Areal die Leukämiezellen zählen. Und jetzt lasse ich mir anzeigen, ich habe hier jetzt 17 Prozent von 300 Zellen Leukämiezellen gezählt.
    Ein Patient, der leider eine sogenannte Prä-Leukämie hat. Das ist eine Vorform der Leukämie. Der Patient wird, wenn man ihn nicht behandeln würde, in Bälde eine akute Leukämie entwickeln und an der versterben. Das müssen wir natürlich verhindern, indem wir uns überlegen: Was machen wir für weitere Diagnostik? Um ihm dann eine passgenaue Therapie anbieten zu können."