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Laubenbekenntnisse
Überraschungen, was wächst und was nicht wächst

Von Julia Eikmann |
    Eine Hibiskus-Blüte
    Eine Hibiskus-Blüte (Deutschlandradio / Ellen Wilke)
    Ich bin kein ausgewiesener Freund von Überraschungen. Über die Jahre habe ich festgestellt, dass es weniger freudige als unangenehme gibt. Hat man einen Garten, sollte man sich mit dem Konstrukt Überraschung aussöhnen. Das schont die Nerven. Denn es kommt ungefähr nie so, wie man es sich vorgestellt hatte.
    Ein gemütliches Picknick auf dem Rasen?
    Nicht, wenn da schon eine tote Ratte liegt.
    Ein leckerer Salat aus dem eigenen Garten?
    Nicht, wenn die Schnecken wieder mal schneller waren.
    Ein prächtiges Staudenbeet, wie in den einschlägigen Garten-Magazinen?
    Nicht, wenn einem Wissen und Ausdauer fehlen.
    Dann gibt es statt abgestimmter Farbnuancen durcheinander blühenden Wildwuchs. Und große Lücken. Dort, wo der Mehltau den Rittersporn gekillt hat zum Beispiel.
    Warum es sich trotzdem lohnt?
    Es gibt sie eben doch, die freudigen Überraschungen. Den Einzug des unbekannten aber wahnsinnig adretten Singvogels – zierliche Gestalt, rostbraune Brust – in das aufgegebene Vogelhaus zum Beispiel.
    Der späte Austrieb des geliebten Hibiskus – doch nicht abgestorben! Oder das Aufblühen dieser puscheligen Pflanzen, die plötzlich überall im Garten aus der Erde schossen: wunderschöner, wilder Rittersporn!
    Aber am schönsten ist es, wenn Uwe, der Luftgewehr-ballernde Freak von nebenan, sein wettergegerbtes Gesicht durch die dichte Ligusterhecke schiebt und freundlich zwei Gänseeier rüber reicht. Vom Federvieh im Nachbargarten.
    Überraschungseier, wie ich sie mag.
    Deine, Petunia Pieper