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Learning by Surfing

Bildung kostet: Weiterbildungskurse können richtig ins Geld gehen und 2000 Euro oder mehr verschlucken. Aber wer sucht, der wird auch kostenlose Möglichkeiten finden, sich weiterzubilden. Vor allem im Internet.

Von Esther Körfgen |
    Findige Internetsucher können mittlerweile so gut wie alles online lernen. Von einfachen Gitarrenriffs bis zu komplizierten Strickknoten:

    "Der Faden wird folgendermaßen gelegt: Von vorne durch kleinen Finger und Ringfinger."

    Ein guter Anbieter ist da YouTube. Auch, wer in Sachen Neue Medien, Web 2.0, Twittern & Co. nicht länger hinterher hinken will, findet hier gute Anleitungen zum Nachvollziehen:

    "Sie werden hier immer empfangen mit der Frage: What are you doing? Und Sie haben 140 Zeichen zur Verfügung."

    Wer sich in Wirtschaftsdingen schlaumachen möchte, dem hilft die Internetadresse www.bildungkostenlos.de. Sie bietet eine kleine, aber feine Sammlung von Online-Seminaren privater Anbieter, zum Börsengeschehen, Verkaufstraining, dem geschickten Verhandeln oder dem Arbeits- und Steuerrecht.

    "Verehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer, heute geht's los mit dem Aktuellen zur Gesetzgebung."

    Dann doch lieber eine Sprache erlernen? Kein Problem, auch dafür bietet das Internet zahlreiche gute und kostenlose Adressen: Die Ruhr-Uni Bochum etwa vermittelt über das sogenannte eTandem-Portal einen Partner im Ausland, mit dem man sich dann austauschen kann. Auch bei Palabea ist jedes Mitglied Lehrer und Schüler zugleich, alle Sprachen sind hier vertreten, und Business-Englisch lernt man am besten beim britischen Sender BBC: Er bietet aktuelle Podcasts an, auch als Lernprogramm.

    Oder man trainiert sein Englisch anhand einer der vielen internationalen Vorlesungen, die online stehen. Etwa beim Massachusetts Institute of Technology, es machte als erstes Institut sämtliche Seminarunterlagen online frei zugänglich. Selbst Elite-Unis wie Stanford oder Berkeley veröffentlichen ihre Vorlesungen mittlerweile als kostenlose Podcasts. Und auch deutsche Unis stellen einige ihrer Vorlesungen ins Netz - zu finden auf: www.podcampus.de oder www.online-vorlesungen.de.

    Wie etwa die Petrologie-Vorlesung von der Uni Tübingen:

    "Nach wie vor ist es so, dass es auf unserer Erde relativ unbekannte Flecken gibt, die Antarktis ist einer davon."

    Aber auch außerhalb des World Wide Web sind die Hochschulen eine gute Adresse, um sich kostenlos weiterzubilden. Sie bieten zahlreiche Ringvorlesungen an, die jeder besuchen kann, und sie bieten den Debattierklubs Heimat, in denen Studierende über heiße Themen diskutieren, und dadurch das freie Sprechen trainieren. Yann Schweisgut-Montané, Präsident des Debattierklubs der Uni Bonn.

    "Als aller erstes lernt man, vor einer Gruppe von Menschen frei zu sprechen, man lernt eine Rede einigermaßen strukturiert zu halten, also den Hörer an die Hand zu nehmen, zu gucken, was weiß er, wie weit geh ich ins Detail, wie oberflächlich muss ich bleiben, damit ich meine Hörer mitnehmen kann, nicht langweilig werden, und das sind Fähigkeiten, die, ganz egal ob man Physiker ist oder Volkswirt oder Jurist, die man dringend benötigt."

    Aber auch die ganz klassische Weiterbildung gibt es umsonst - bei der Arbeitsagentur. Sie will mit ihrem Programm "Wegebau" dem Fachkräftemangel entgegenwirken und übernimmt deshalb die kompletten Weiterbildungskosten. Vor allem für Beschäftigte, die wegen mangelnder Qualifizierung vor der Entlassung stehen. Vera Holtz, Weiterbildungsberaterin der Arbeitsagentur Köln:

    "Wir können uns vorstellen, ein Informatiker zum Beispiel, der bestimmte Zertifikate erwerben möchte, im Microsoft-Bereich zum Beispiel, oder junge Menschen, die in den Bereich gehen Fach- und Führungskraft im Bereich Personalführung. Man kann Kurse im Bereich Projektmanagement nehmen, Geschäftsenglisch, wenn man international ausgerichtete Unternehmen hat. Es ist also ein sehr großes Feld."

    Auch die Arbeitsagentur stellt auf ihrer Internetseite eine ganze Reihe an kostenlosen Lern-Angeboten zur Verfügung - etwa zu Existenzgründung und Bewerbungstraining. Wer sich eher in politischen und gesellschaftlichen Themen bilden möchte, für den sind auch die Volkshochschulen eine gute Adresse. Sie haben zahlreiche Veranstaltungen gratis im Programm. Oder auch verschiedene Stiftungen, sie bieten Online-Seminare an. Und wie man sich im Internet zurechtfindet, das kann man bei den Stadtbibliotheken gratis lernen.

    Netzorte zum Thema im Überblick

    Englisch lernen im Netz:

    www.englisch-hilfen.de
    www.englisch-lehrbuch.de
    ego4you.de
    eTandem-Portal
    Palabea


    Auf der Seite der BBC gibt es kostenlos aktuelle Podcasts für Englisch und Business-Englisch zum Lernen.

    business-spotlight bietet jeden Dienstag Grammatik- und Hörverständnisübungen mit Tipps für typische Situationen im Job. Bei spotlight-online können Sie mittwochs langsam und deutlich gesprochene Lifestyle-Themen hören.

    Politische Seminare der Friedrich-Naumann-Stiftung

    Online-Seminare de Friedrich-Ebert-Stiftung


    Video- und Onlinevorlesungen:

    Eine kleine, feine Liste kostenloser Bildungsangebote im Netz: Bildung kostenlos

    Die Firma "redmark" bietet Online-Seminare

    Eine gute Seite zum Suchen nach bundesweiten Weiterbildungsangeboten (die etwas kosten):

    InfoWeb Weiterbildung

    Das Massachusetts Institute of Technology, das 2001 "OpenCourseWare" startete und sämtliche Seminarunterlagen online frei zugänglich machte:

    OpenCourseWare

    Im Oktober 2006 öffnete Großbritanniens Fernuniversität, die "Open University", mit "OpenLearn" gleichfalls ihre Kursmaterialien für die Welt:

    OpenLearn

    Weitere Hochschulen:

    Uni Berkeley

    Uni Stanford

    Deutsche Vorlesungen:

    www.online-vorlesungen.de

    www.podcampus.de


    Die Wikipedia-Tochter Wikiversity will eine kollaborative, freie Universität für die Welt aufbauen:

    Lernbörse der Arbeitsagentur

    Und hier noch die Telefon-Nummer für Arbeitnehmer, die sich nach der kostenlosen Weiterbildung der Arbeitsagentur erkundigen wollen: 01801-555 111
    (Mo.-Fr., 8-18 Uhr, Festnetzpreis 3,9 ct/min. Mobilfunkpreise max. 42 ct/min.)
    Arbeitgeber können sich melden unter: 01801-664466 (wie oben)