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Lufthansa will weiter sparen

Der Umsatz ist gestiegen, der leichte operative Verlust aus dem ersten Halbjahr ausgeglichen, das dritte Quartal hat also eigentlich positiv überrascht. Dennoch will Lufthansa den Sparkurs fortsetzen. Tausende Beschäftigte sollen den Konzern verlassen.

Von Brigitte Scholtes | 31.10.2012
    Der Umsatz ist gestiegen, der leichte operative Verlust aus dem ersten Halbjahr ausgeglichen, das dritte Quartal hat also eigentlich positiv überrascht. Jedenfalls die Analysten: Mit 648 Millionen Euro lag es um sechs Prozent über dem Vorjahr. Aber angesichts von hohen Treibstoffkosten, dem 30 Millionen Euro teuren Streik der Flugbegleiter und schwierigen Rahmenbedingungen ist die Lufthansa-Führung nicht zufrieden. Lufthansa-Chef Christoph Franz rechnet zwar für das Gesamtjahr unverändert mit einem operativen Gewinn im dreistelligen mittleren Millionenbereich, allerdings vor Restrukturierungskosten aus dem Sparprogramm Score. Die werden im laufenden Jahr etwa 100 Millionen Euro ausmachen. Franz weiß auch, dass schwarze Zahlen in der europäischen Luftfahrtbranche derzeit nicht üblich sind. Aber er warnt:

    "Trotzdem reichen unsere aktuellen Ergebnisse insbesondere in unserem Kerngeschäft der Lufthansa Passage nicht aus, um auf Dauer wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Situation bleibt schwierig, auch mit Blick auf das wirtschaftliche Umfeld. Der Buchungsausblick trübt sich ein. Folglich ist auch unser Ausblick auf das vierte Quartal mit großen Unsicherheiten behaftet, vor allem, weil wir in der Lufthansa Passage mit einem spürbaren operativen Verlust rechnen."

    Deshalb ist für ihn klar, dass das Unternehmen mehr tun muss, will es das Ziel des Sparprogramms erreichen, das Ergebnis von 2015 an mindestens um 1,5 Milliarden Euro zu erhöhen:

    "Wenn wir Gegenwind haben, und das ist egal, ob das aus einer Nachfrageentwicklung, einer Preisentwicklung oder einer Währungsentwicklung kommt, dann müssen wir uns entsprechende zusätzliche Maßnahmen im Rahmen dieses Programms einfallen lassen, damit wir tatsächlich auf diesen Nettoeffekt."

    Netto sollen es also 1,5 Milliarden Euro sein, gern auch mehr. Um das zu erreichen, verringert die Lufthansa nun auch die Kapazitäten: 34 Flugzeuge weniger werden bis Jahresende im Flugbetrieb eingesetzt, damit auch 2000 Flugbegleiter und 500 Piloten weniger als geplant. Christoph Franz:

    "Wir haben strukturell derzeit zu viele Mitarbeiter an Bord, und wir sind derzeit in den laufenden Gesprächen mit Ufo in der Kabine zu verhandeln, wie können wir mit diesem Überhang umgehen."

    Die Schlichtungsgespräche mit den Flugbegleitern dürften also dadurch nicht einfacher werden. Erfreulich liefen im dritten Quartal vor allem die nicht fliegenden Gesellschaften der Lufthansa, also Technik, IT, Catering und die Finanzgesellschaften. Die Fracht spürt die konjunkturelle Verschlechterung, und sowohl Fracht als auch Passage sind durch die hohen Treibstoffpreise belastet.