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Mali
Terroristen überfallen Luxushotel

Die Lage in einem Luxushotel in Bamako ist weiter unübersichtlich. Eine Gruppe Bewaffneter ist in das Gebäude in der Haupstadt Malis eingedrungen und hat zeitweise wohl bis zu 170 Geiseln nehmen können, darunter auch zwei Deutsche. Die Angreifer haben sich verschanzt. Wie viele Menschen sich noch in dem Gebäude befinden, ist unklar.

    Einsatzkräfte vor dem Radisson Blu Hotel in Bamako.
    Einsatzkräfte vor dem Radisson Blu Hotel in Bamako. (afp / Habibou Kouyate)
    Mittlerweile haben sich die Terroristen nach Angaben aus Sicherheitskreisen in ein oberes Stockwerk zurückgezogen und halten dort zahlreiche Geiseln. Mindestens drei Menschen wurden bei dem Angriff getötet. Die Rezidor Group, dem die Hotelkette gehört, sprach in einer Pressemitteilung zunächst von 170 Geiseln. Mittlerweile konnten wohl einige von ihnen befreit werden. Angeblich ließen die Täter auch einige Geiseln frei, die Koran-Verse rezitieren konnten. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass auch zwei Deutsche das Hotel verlassen haben. Ob sich noch weitere Bundesbürger in dem Hotel aufhalten, ist unklar.
    Der Hotelbetreiber sprach zuletzt davon, dass noch immer mehr als 130 Gäste und Mitarbeiter gefangen genommen seien. Sicherheitskräfte riegelten das Hotel weiträumig ab, sie rücken nun nach und nach in dem Gebäude vor. Unterstützt werden sie dabei auch von US-Spezialeinheiten. Auch Frankreich kündigte an, Spezialkräfte nach Mali zu schicken. Wer hinter der Tat steckt, ist noch nicht bekannt.
    Hotel bei ausländischen Besuchern beliebt
    Das Hotel liegt westlich des Stadtzentrums in einem Viertel, in dem sich auch mehrere Ministerien sowie die Wohnorte von Diplomaten befinden. Es ist bei Ausländern beliebt und zum Beispiel auch das Hotel für Mitarbeiter der Air France. Die Fluggesellschaft teilte mit, dass sich die zwölf Mitarbeiter, die in dem Hotel untergekommen waren, in Sicherheit befinden. Auch andere französische Bürger sollen sich dort befinden, berichtet unsere Korrespondentin Ursula Welter aus Paris. Ebenso wurden Mitarbeiter der Turkish Airlines wurden befreit. Unter den Geiseln seien mehrere chinesische Touristen, meldete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Die US-Botschaft bestätigte den Angriff und forderte über Twitter die US-Bürger auf, in Deckung zu gehen.
    Deutsche Soldaten, die sich im Rahmen eines Ausbildungseinsatzes in Mali aufhalten, sind nach Angaben der Bundeswehr nach derzeitiger Kenntnis nicht betroffen. Momentan sind rund 200 Bundeswehrsoldaten als Teil einer europäischen Ausbildungsmission und zehn weitere im Rahmen des Uno-Stabilisierungseinsatzes Minusma in Mali. Der kleinere Teil von ihnen leistet in der Hauptstadt Bamako Dienst. Die deutsche Beteiligung am gefährlicheren Minusma-Einsatz soll demnächst deutlich ausgeweitet werden. Das Kabinett will darüber im Dezember oder Januar entscheiden.
    Um in das Hotel einzudringen, benutzten die Angreifer laut einem Hotelmitarbeiter, den die deutsche Presse-Agentur zitiert, Autos mit diplomatischen Kennzeichen. Nach Angaben des Armeekommandeurs Modibo Nama Traoré stürmten zehn Bewaffnete das Radisson-Blu-Hotel und riefen "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Dann hätten sie auf Wachleute geschossen und Geiseln genommen. Ein Angestellter sagte am Telefon, die Angreifer hätten auch Handgranaten eingesetzt.
    Erinnerungen an den Anschlag im August
    Eine Landkarte Malis.
    Geiselnahme in einem Luxushotel in Bamako, der Hauptstadt Malis. (picture alliance / dpa-Grafik)
    Erst im August waren zwölf Menschen bei einer Geiselnahme in einem von den Vereinten Nationen genutzten Hotel in Zentralmali ums Leben gekommen. Im März hatte sich eine Islamistengruppe zu einem Anschlag auf ein bei Ausländern beliebtes Restaurant in Bamako bekannt, bei dem fünf Menschen starben.
    Islamisten und separatistische Tuareg hatten Anfang 2012 im Norden des Landes große Gebiete erobert, bevor sie mit Hilfe französischer Truppen wieder zurückgedrängt worden waren. Derzeit läuft ein internationaler Einsatz zur Ausbildung der malischen Streitkräfte, an dem auch die Bundeswehr beteiligt ist. Seither kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen.
    (nch/stfr/pr)