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Mangelhafte Anti-Doping-Systeme
"Wer da schweigt, macht sich mitschuldig"

Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, Friedhelm Julius Beucher, fordert härtere Strafen für Nationen, die kein funktionierendes Anti-Doping-System nachweisen können. Der gesamte Sport müsse ein Interesse daran haben, dass Sportler am Start eines Wettbewerbs gleiche Bedingungen hätten, sagte er im Deutschlandfunk.

Friedhelm Julius Beucher im Gespräch mit Astrid Rawohl | 18.02.2017
    Friedhelm Julius Beucher: Präsident der Deutschen Behindertensportverbands
    Friedhelm Julius Beucher: Präsident der Deutschen Behindertensportverbands (dpa/Julian Stratenschulte)
    Berichte der Welt-Anti-Doping-Agentur aus den Jahren 2014 und 2015 hatten gezeigt, dass in Nationen wie Australien, Polen, der Ukraine und China regelmäßig durchgeführte Trainings- und Wettkampfkontrollen fehlten. Es habe dort keine Kontrollen außerhalb und innerhalb von Wettkämpfen gegeben, sagte Beucher.
    Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands geht davon aus, dass die WADA-Berichte noch nicht vollständig sind. Dafür gebe es Hinweise. "Es liegen konkrete Erkenntnisse aus der Para-Leichtathletik und aus dem Schwimmen vor." Man habe sich deswegen mit einem Brief an das Internationale Paralympische Komitee gewandt. Beucher wünscht sich, "dass die Initiative Beispiele findet und auch andere Präsidenten und Leistungssport-Vizepräsidenten nachfragen." Der gesamte Sport müsse ein Interesse daran haben, dass man am Start eines Wettbewerbes gleiche Bedingungen für alle habe.
    Kein Vergleich zu Staatsdoping in Russland
    Die Missstände in den aufgeführten Nationen seien jedoch nicht mit dem systematischen Staatsdoping in Russland vergleichbar. "Bei Russland ist konkret und zweifelsfrei nachgewiesen, dass es ein systematisches Dopingvergehen gegeben hat." Bei den anderen Nationen gebe die Liste der WADA Aufschluss darüber, dass kein Nachweis über Kontrollen stattgefunden habe. "Da muss man differenzieren."
    Aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbands müssten Nationen, die kein funktionierendes Kontrollsystem nachweisen können, von Wettkämpfen suspendiert werden. Diese Entscheidung müsse jetzt das Internationale Paralympische Komitee treffen. "Ich erwarte, dass jetzt mit einer anderen Messlatte an die Nationen herangegangen wird, die dort auf dieser Liste stehen."
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.