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Marathon auf Natureis
Die Niederlande im Eislauffieber

Für Hollands Kufenflitzer hat der Winter erst jetzt so richtig begonnen: mit dem ersten Eislaufmarathon auf Natureis. Ein Sportevent, keine Frage, aber vor allem ein Stück niederländisches Lebensgefühl und Tradition.

Von Ludger Kazmierczak | 18.01.2017
    Die Natureisstrecke von De Hondsrug in den Niederlanden.
    "Ich finde es herrlich, einfach großartig. Diese tolle Atmosphäre und das Geräusch der Kufen, wenn sie über das Eis gleiten. Schön, das zu sehen."
    "Ich bin schon seit Jahren Eislauf-Fan. Und so ein Anblick, so ein Moment – tja, was willst du mehr? Schöner als so geht es doch gar nicht im Freien."
    "Schönes Wetter. Unser Sohn läuft mit. Es ist fantastisch."
    Bei strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und Temperaturen um den Gefrierpunkt jubeln mehr als 1.000 Zuschauer den Läufern zu. 80 Mal legen sie sich in die scharfen Kurven der 300 Meter langen Rundlaufbahn. Der Eismeister der Sportvereiniging De Hondsrug hat sie in den letzten Tagen immer wieder mit Wasser bespritzt, um eine ausreichend dicke und vor allem glatte Fläche zu bekommen.
    Dieses Rennen zu gewinnen, so Lisa van der Geest, die Gewinnerin der Damen-Konkurrenz, ist etwas ganz besonderes. "Das erste Rennen auf Natureis. Da spielt das ganze Land verrückt. Die Aufmerksamkeit ist groß. Und die ganze Spannung drumherum, das ist schon toll."
    Eisige Temperaturen machen Hoffnung

    Für die eislaufverrückten Niederländer gibt es nichts Schöneres, als das Schaatsen im Freien. Deshalb wurden in den vergangenen Tagen überall im Land Wiesen geflutet und Schulhöfe und Parkplätze unter Wasser gesetzt. Denn die meisten Seen, Kanäle und Grachten sind noch nicht so fest zugefroren, dass sie befahren werden können. Doch die eisigen Temperaturen der letzten Nächte lassen die Hoffnungen wachsen, dass es nach 20 Jahren vielleicht sogar wieder eine Elfstedentocht geben wird – den legendären 200 Kilometer langen Eislaufmarathon über die friesischen Kanäle rund um Leeuwaarden.
    Marathon-Spezialist Gary Hekman war noch ein Kind, als das Spektakel das letzte Mal ausgetragen wurde. Einmal die Elftstädte-Tour mitzumachen, wäre für ihn ein Traum: "Jeder beschäftigt sich damit. Und alle Teams haben auch schon ein Drehbuch parat liegen, falls die Elfstedentocht wirklich kommen sollte. Alles ist bis ins Detail vorbereitet – schön, oder?"
    Die Läufer sind gerüstet, doch die Meteorologen warnen vor allzu viel Euphorie. Schon von morgen an soll es wärmer werden und tauen.