Archiv

Religion in Ägypten
Der Versuch einer religiösen Reform von oben ist gescheitert

Der ägyptische Präsident al-Sisi wurde als "islamischer Luther" bezeichnet, als er vor den wichtigsten Islam-Führern an der Al-Azhar-Universität Reformen im Islam einforderte. Aber es stellen sich seitdem viele Fragen - zum Beispiel auch danach, was aus den Muslimbrüdern geworden ist.

Monika Dittrich im Gespräch mit Martin Durm |
    Im vornehmen Stadtteil Kairos, Garden City, werden am 18.12.2013 in einer Konditorei Pralinen mit dem Konterfei des Oberbefehlshaber Ägyptens, Abdel Fattah al-Sisi, verkauft
    Ein Beispiel für den Personenkult um al-Sisi: Pralinen mit seinem Konterfei (picture alliance / dpa / Sebastian Backhaus)
    Martin Durm war viele Jahre Korrespondent in Kairo. Seine Reportagen sind mehrfach mit Preisen ausgezeichnet worden.
    Im Gespräch mit Martin Durm geht es um die Fragen:
    • Was ist aus Al-Sisis Forderung nach einer religiösen Reform geworden?
    • Funktionieren religiöse Reformen von oben?
    • Wie reagiert seitdem die Al-Azhar-Universität, die als wichtigste Instanz des sunnitischen Islams gilt?
    • Setzt sie die Forderungen des ägyptischen Präsidenten um?
    • Was hat sich seit getan, seit er als ägyptischer Gorbatschow gefeiert wurde?
    "Nichts", sagt Martin Durm, langjähriger Korrespondent und ausgewiesener Kenner der Region. Im Gegenteil: Die Gelehrten der Universität Al-Azhar, der höchsten Instanz des sunnitischen Islams, hätten nichts mit Reformen im Sinn. Auch mit einem klaren Zeichen gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" hätten sie zu lange gewartet. Zugleich stärke das Verbot der Muslimbruderschaft in Ägypten die radikal-islamischen Kräfte.