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Mensa
Nahrung für den Geist

Schnell soll es gehen, lecker muss es sein, nahrhaft und ethisch einwandfrei - die Ansprüche an das Angebot in der Mensa sind hoch. Doch wie stellt man die Qualität auch bei steigenden Studierendenzahlen sicher? Ein Weg, sagt das Studentenwerk: mehr investieren.

Von Jacqueline Nienhues | 10.09.2014
    Ein Student stellt sich in der neuen Bielefelder Mensa einen Salat zusammen.
    So leer ist es in der neuen Bielefelder Mensa nur, wenn die Presse zu Besuch ist. (picture alliance / dpa / Oliver Krato)
    Die Studenten von heute stellen viele Ansprüche an das Mensaessen, doch nicht immer werden sie auch erfüllt. Das Deutsche Studentenwerk hat Studierende befragt, was das wichtigste beim Thema Mensaessen der Zukunft ist. Und da haben die Studierenden eine ganz klare Meinung: Es muss vor allem schnell gehen! Langes Anstehen, das passt nicht zu den straffen Lehrplänen. Die Studentenwerke arbeiten zu den Hauptessenszeiten an ihrer Belastungsgrenze. Damit Studenten aber trotzdem nicht zu lange warten müssen, will Achim Meyer auf der Heyde, der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, auch die Universitäten in Zukunft in die Pflicht nehmen:
    "Das Hauptproblem ist eigentlich, dass durch die neuen Studiengänge die Pausen so fokussiert sind auf einen Punkt. Wir haben unsere Essenzeiten durchschnittlich erheblich verbreitert um dem Studierendenansturm gerecht zu werden. Aber es ist auch Aufgabe der Studienorganisation es zu entzerren."
    Die Mensa im Stundenplan
    Das bedeutet, Absprache der Pausenzeiten. Wenn Seminare nur um fünf bis zehn Minuten verschoben würden, könnte das den Studentenwerken helfen. In der Stadt Minden klappe das mittlerweile hervorragend.
    Neben dem Anspruch, schnell Essen zu bekommen, wünschen sich die rund 800.000 Studierenden, die täglich in Mensen essen, mehr Auswahlmöglichkeiten. Und dahin geht auch der Zukunftstrend, sagt Achim Meyer auf der Heyde:
    "Die Trends liegen in Marktständen mit unterschiedlichen Komponenten, nehmen Sie Pasta, veganes Essen, nehmen Sie Front-Cooking, also die Studierenden wollen die Vielfalt sehen, sie wollen die Auswahl sehen und sie sind auch interessiert an Aktionswochen, bayrische Woche, indische Woche. All das läuft!"
    Investieren, um zu sparen
    Aber es gibt noch einen Punkt, der Studierenden von heute wichtig ist. Sie wollen wissen, wo die Produkte herkommen.
    Aber Vielfalt, regionale Produkte, keine Massentierhaltung - all das kostet Geld. Deshalb sind die Studentenwerke weiter auf die Landeszuschüsse angewiesen, aber auch auf noch etwas viel Wichtigeres:
    "Dass wir auch über gute, moderne Produktionsanlagen verfügen, wo sie natürlich dadurch Kosten sparen können. Das ist eine Grundvoraussetzung. Wenn wir mit alten Systemen arbeiten, die noch nicht modernisiert worden sind. Da haben sie das Problem, dass sie zu hohe Kosten haben. Und da können sie natürlich einsparen."
    Ganz neu ist zum Beispiel die Bielefelder Mensa. Sie gehört jetzt zu den modernsten Mensen Deutschland. Hier werden die Zukunftstrends schon ausprobiert. Rund 150 Mensaverantwortliche aus ganz Deutschland haben sich die Mensa deshalb heute angeschaut. In Bielefeld kann der Studierende kann frei wählen, was er essen möchte. Und das kommt offenbar an. Mehr als 1000 Essen werden in der neuen Mensa am Tag mehr verkauft, als noch ein Jahr zuvor.
    Trotzdem trauert Günther Remmel, der Geschäftsführer des Studentenwerks Bielefeld dem alten System mit weniger Auswahl ein wenig hinterher:
    "Das hatte natürlich auch einen ganz gewaltigen Vorteil. Nämlich in Bielefeld konnte man am allerschnellsten essen. Das ist für viele Studierende ja auch ein Kriterium. Überall, wo ausgewählt wird, dauert es halt auch wieder länger, das ist auch logisch."
    Zum Semesterstart kann die neue Mensa ihre Essenskapazitäten aber noch verdoppeln. Deshalb ist das Studentenwerk zuversichtlich, dass sich dann keine langen Schlangen mehr bilden. Gedünsteten Seehecht, Falafel mit Chili-Minz-Dip oder Thai-Curry-Soja-Schnitzel soll es in Zukunft auch in anderen Mensen geben. Doch dazu fehlt etwas ganz Entscheidendes, sagt Achim Meyer auf der Heyde:
    "Das Hauptproblem ist, das sage ich ganz deutlich: Es ist in die Studienkapazitäten investiert worden, über die Hochschulpakte, was zu wenig investiert wurde, ist in die soziale Infrastruktur. Also die Kapazitäten sind nicht in dem Maße mitgewachsen, um 25 Prozent und das ist natürlich eine große Diskrepanz."
    Deshalb kommt von den Studentenwerken auch der Ruf an Bund und Länder, dass die Mensakapazitäten ausgebaut werden. Denn Platz wird auch in Zukunft weiter gebraucht.