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Michael Ohl
Die Kunst der Benennung

Rezension von Michael Lange | 05.07.2015
    Um im Bewusstsein der Menschen einen Platz zu finden, braucht alles, was lebt, einen Namen. Und so haben Naturfreunde, Naturkundige und Wissenschaftler aller Zeiten viele Möglichkeiten erdacht, um die Natur zu ordnen und zu benennen.
    Und nicht nur Fachleute haben sich eingemischt, wenn es um die Kunst der Benennung ging. Adolf Hitler setzte sich mitten im Zweiten Weltkrieg vehement für den Namen der Spitzmaus ein, die einige Zoologen lieber "Spitzer" nennen wollten, denn es handelt sich nun einmal nicht um eine Maus. Die Spitzmaus durfte eine Maus bleiben. Auch die Fledermaus, die ebenso wenig eine Maus ist, konnte ihren Namen behalten - auch ohne Fürsprache des "Führers" Denn, was in der Umgangssprache verankert ist, lässt sich nicht durch die Erkenntnisse von Systematikern und wissenschaftliche Gremien rückgängig machen.
    Anders ist das bei den wissenschaftlichen Doppelnamen für Gattung und Art. Sie müssen gelegentlich dem aktuellen Stand des Wissens angepasst werden. Dabei sind sie keineswegs unabhängig von Modeströmungen und persönlichen Eitelkeiten. Denn immer wieder setzte sich der Wunsch durch, den eigenen Namen in der Natur wiederzufinden. So gab die Pop-Diva Beyoncé einer Pferdebremse mit goldenem Hinterteil ihren Namen. Das Buch von Michael Ohl steckt voller interessanter Details und macht neugierig auf den nächsten Besuch im Naturkundemuseum.
    Michael Ohl: "Die Kunst der Benennung", Matthes & Seitz, 317 Seiten, 29,90 Euro, ISBN: 978-3957570895