Dienstag, 14. Mai 2024

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Mikroformate
"Kurze Momente wie ein Zaubertrick"

Wo bei Twitter, Facebook & Co. früher Text dominierte, prägen heute Gifs, Memes und Micromovies die Timelines. Der Medienwissenschaftler Peter Moormann sprach im Dlf darüber, was so faszinierend an Mikroformaten ist.

Peter Moormann im Corsogespräch mit Juliane Reil | 25.06.2019
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Twitter ist ein Kurzformat für Nachrichten. Auch dieTimelines der Plattform selbst werden mehr und mehr von Mikroformaten geprägt. (imago images | ZUMA Press)
Kurzformate wie Gifs, Memes oder Micromovies prägen zunehmend die Plattformen der Sozialen Medien. Früher war es eher Text, heute fluten Clips die Timelines von Twitter, Facebook und Instagram. Dazu gehört zum Beispiel auch das Kochrezept, das im Zeitraffer erzählt wird, oder sieben Staffeln "Game Of Thrones", die auf vier Minuten runtergebrochen werden.
Peter Moormann ist Experte für Medienästhetik und lehrt an der Universität Köln. Insbesondere die Rezeptionsseite findet Moormann spannend bei Mikroformaten. Denn unsere Rezeption habe auch Einfluss auf die Produktion, so der Wissenschaftler. Langformate wie ein Popsong würden heute teilweise stichprobenartig rezipiert, das heißt nur kurz angespielt. Auf diese Praxis würde die Musikindustrie entsprechend reagieren.
Wie ein Zaubertrick
Mikroformate sind jedoch vor allem stark im visuellen Bereich vertreten. Auf Instagram kann man nicht nur Bilder sehen, sondern auch 15 sekundenlange Filme. Genauso auf dem Videoportal Tik Tok. Auf der Plattform Vine, die es mittlerweile nicht mehr gibt, etablierten sich Mikrofilme, die nicht länger als sechs Sekunden sein durften.
Ein Star des Mikrofilms in sechs Sekunden ist Zach King. In einem seiner Videos schmeißt sich der Amerikaner auf ein Wasserbett und geht darin unter. Auf die Frage, was uns an solchen Filmen fasziniert, sagte Moormann: "Das sind ganz, ganz kurze Momente, die eine verdichtete Geschichte erzählen und wie ein Zaubertrick funktionieren."
Kein Spezifikum unserer Zeit
Mikroformate seien jedoch kein Spezifikum unserer Zeit, sagte Moormann, denn Verdichtung und Kurzformate hätte es immer gegeben. Was die verstärkte Verwendung von Mikroformaten in der Kommunikation in den Sozialen Medien aussagt, wusste Moormann nicht. Er hoffe, dass die Tagung "Mikroformate - Mediale Kleinstformate zwischen Reproduktion und Wahrnehmung" vom 27.06.-29.06. an der Universität Köln darauf eine Antwort gibt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.