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Gefährlich bis verboten
Bundesnetzagentur nimmt unerlaubte Elektrogeräte vom Markt

Funkfernsteckdosen, die Feuer fangen; Lichterketten, die das Radiosignal beim Nachbarn stören; Lampen, Rauchmelder oder Cola-Dosen, die in Wirklichkeit Spione sind. Die Bundesnetzagentur zieht bei ihrer Marktüberwachung jedes Jahr hunderttausende unsichere oder sogar verbotene Elektrogeräte aus dem Verkehr.

Von Jörg Sauerwein | 24.08.2018
    Eine durchgeschmorte Funksteckdose
    Diese Funksteckdose ist eines der rund 460.000 unsichere Elektrogeräte die die Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr vom Markt genommen hat (Ina Fassbender / dpa)
    So macht Radio keinen Spaß. Dumm, wenn der eigene Radioempfang immer wieder gestört wird. Und das vielleicht nur, weil der Nachbar auf seinem Balkon abends auf besonders romantische Beleuchtung steht und im Internet eine günstige Lichterkette mit Farbeffekten gekauft hat – so eine, wie sie Uwe Saalmann von der Bundesnetzagentur aus dem Verkehr gezogen hat.
    "Und wenn wir dieses Produkt jetzt in Betrieb nehmen, dann merken sie schon, je nachdem, welche Beleuchtungsfarbe ich hier einstelle, wird die Intensität der Störung noch größer. Das heißt also, so ein Produkt zu Hause betrieben, kann natürlich dazu führen, dass Sie Ärger mit dem Nachbarn bekommen, weil Sie benutzen die Beleuchtung und er möchte Radio hören und es geht nicht."
    Und immer mehr von dem, was vor allem übers Internet verkauft wird, geht nicht. Zumindest nicht aus Sicht von Jochen Homann, dem Präsidenten der Bundesnetzagentur. Zum Beispiel wenn es um Geräte geht, die keine in der EU gültigen Prüfnormen erfüllen.
    "Das Problem liegt ja häufig nicht darin, dass man selber ein Risiko eingeht, sondern dass man ein Risiko für andere darstellt. Das Beispiel, was ich da immer an der Stelle immer gerne nenne ist der Rundfunkempfänger, der irgendwo gekauft wurde und der den Flugfunk in Dortmund gestört hat. Da geht das um die Sicherheit von Menschen und das heißt, das ist nicht nur ein Thema, was einen persönlich dann berührt und wo man froh sein kann, dass man ein billiges Gerät bekommt, sondern man schädigt andere unter Umständen."
    460.000 unsichere Elektrogeräte vom Markt genommen
    Im vergangenen Jahr hat die Behörde rund 460.000 unsichere Elektrogeräte vom Markt genommen. Darunter zum Beispiel Funkkopfhörer, die auch Polizeifunkfrequenzen genutzt haben. Und dank des boomenden Onlinehandels spüre man bei der Marktüberwachung der Bundesnetzagentur, dass in Zukunft sicherlich nicht weniger, sondern eher noch mehr problematische Geräte nach Deutschland kommen werden, meint Homann. Die Palette reicht von der unsicheren Lichterkette oder den Geräten, die Funkfrequenzen stören über Stecker oder Ladegeräte, die in Brand geraten können bis zu Produkten, die in Deutschland gar nicht erlaubt sind. Zum Beispiel wenn eine Getränkedose gar kein Getränk im Inneren hat, sondern Kamera und Mikrofon.
    "Wenn ich eine Coladose auf den Tisch stelle und Sie erkennen Sie nur als Coladose und wissen nicht, dass ich Sie damit aufzeichne, dann würden Sie wahrscheinlich hinterher sagen: Wie kommen Sie dazu mich aufzuzeichnen?"
    Genauso wenig erlaubt ist die Glühlampe, die nach harmlosem Strahler aussieht und auch tatsächlich Licht macht – die aber gleichzeitig eine 360-Grad-Kamera mit WLan-Übertragung integriert hat und damit jeden im Raum unerkannt filmen kann. Oder die bekannte Spielzeugpuppe Cayla, die Gespräche aufzeichnen und dann an ein Handy verschicken konnte. Wer solche unerlaubten Produkte im Internet kauft, müsse immer mit der Beschlagnahmung zum Beispiel am Zoll rechnen. Dann ist nicht nur das Geld futsch, sondern es droht auch noch ein Bußgeld. Um bei der Sicherheit der Geräte auf Nummer zu gehen, sollte man als Käufer zumindest auf das CE-Kennzeichen und eine deutsche Bedienungsanleitung achten, geben die Marktwächter als Tipp aus. Absolut sicher ist man aber auch dann nicht zum Beispiel vor möglichen Plagiaten.