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Mit Blick in die Zukunft

In Berlin finden derzeit die deutsch-amerikanischen Energietage statt, eine Plattform, auf der sich deutsche Unternehmen über aktuelle Trends auf dem US-Energiemarkt informieren können. Zwei Entwicklungen auf diesem Markt sind dabei von besonderem Interesse, nämlich die steigende Nachfrage nach einer effizienten Nutzung von Energie sowie dem Ausbau der erneuerbaren Energien.

Von Dieter Nürnberger |
    Es geht natürlich um Technologietransfer, es geht für viele deutsche Unternehmen auch um konkrete Investitionen in den USA. Das genau ist ja auch der Anlass, warum diese deutsch-amerikanischen Energietage - nun zum zweiten Mal - durchgeführt werden. Deutschland nimmt im Bereich der Umwelttechnologien im internationalen Vergleich weiterhin eine Vorreiterrolle ein. Und gleichzeitig hat sich in den USA seit dem Amtsantritt Barack Obamas eine Dynamik entwickelt. Das heißt konkret: Unternehmen, die in Energieeffizienz oder auch erneuerbare Energien investieren, haben derzeit in den USA recht gute Perspektiven. Dies stellte auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) in den Mittelpunkt seine Rede, die er gestern Abend anlässlich der Tagung hielt – er spricht von einer technologischen Revolution, die auch das transatlantische Bündnis befruchten könne.

    "Die Frage, wer schafft diese Transformation am besten und am schnellsten, ist die globale wirtschaftliche Wettbewerbsfrage der Zukunft. Und das die Entschlossenheit, diesen Prozess zu führen und zu gestalten darüber entscheiden wird, zu wessen Gunsten diese zweite industrielle Revolution ausgeht. Die transatlantische Brücke, der transatlantische Raum sollte ein Wettbewerber in diesem globalen Prozess sein."

    Insgesamt habe die US-amerikanische Regierung über 70 Milliarden US-Dollar zur Förderung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz in Aussicht gestellt, somit sei der Zeitpunkt zum Investieren in den USA günstig, teilte die Deutsch-Amerikanische Handelskammer mit. Es ist eine Tagung, die sich mit sämtlichen Facetten der neuen Energien beschäftigt. Und anlässlich dieses Treffens finden auch weitere Veranstaltungen statt. Heute Vormittag trat beispielsweise der renommierte US-Wissenschaftler Mark Jacobson vor die Presse. Er stellte ein Konzept vor, welche eine vollständige und weltweite Energieversorgung durch diese neuen grünen Technologien bis 2030 vorsieht. Jacobson plädiert beispielsweise dafür, dass die Windenergie in den USA künftig den Strom für die Elektroautos garantieren soll. Jacobsen hat ausgerechnet, dass für einen solchen Schritt genügend Fläche in den USA für die Nutzung der Windenergie bereitstehen würde. So bräuchte man für eine solche Lösung gerade einmal ein halbes Prozent der gesamten amerikanischen Fläche. Würde man etwa Energiepflanzen dafür nutzen wollen, wäre der Flächenverbrauch deutlich größer, so Jacobson.

    Der Professor für Umwelt- und Bauingenieurswesen in Stanford sieht die Verknüpfung der verschiedenen Formen der erneuerbaren Energien als Schlüssel zur künftigen Gestaltung einer umfassenden Energieversorgung an. Dies könne in den USA, ebenso auch in Europa geleistet werden. Der Wissenschaftler will in Europa vor allem die Wasserkraftwerke in den skandinavischen Ländern mit den Solar- und Windkraftwerken im Süden zusammenschalten. Mit einem intelligenten und flexiblen europäischen Stromversorgungssystem sei dies möglich. Die Nachfrage nach sicherem Strom könne so gedeckt werden. Diese heute vorgestellte Studie von Mark Jacobson wurde beispielsweise auch von Hans-Josef Fell, er ist Sprecher für Energie in der Bundestagsfraktion der Grünen, gutgeheißen. Die erneuerbaren Energien seien längst auch wirtschaftlich eine Alternative zu fossilen Energieträgern.

    "Es ist zwar eine gigantische Summe 100.000 Milliarden US-Dollar für die Umstellung auf 100 Prozent erneuerbarer Energien notwendig, dies muss aber in Relation stellen. Was kostet den die Aufrechterhaltung der konventionellen Energiewirtschaft. Was gibt die Weltgemeinschaft für Erdöl, Erdgas. Kohle und Uran aus? Dann kommt man zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien nur halb soviel Geld kostet, wie die gesamte Energierechnung, die die Erde bis dahin aufzubringen hat."

    Die deutsch-amerikanischen Energietage gehen in den Berlin noch bis zum Abend weiter.