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Mobilität
Auf dem Weg zum gläsernen Autofahrer

Straßen und Autobahnen sind schon lange keine überwachungsfreien Zonen mehr: Die Mobilität von morgen sorgt für immer größere Datenmengen, die vielfältig genutzt werden können. Gerade den Datenschutz sehen viele durch Big Data gefährdet. Auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig wurde das Thema breit diskutiert.

Von Nadine Lindner |
    Eine Hand tippt vor einem Auto-Lenkrad in ein Handy.
    Beim Autofahren werden viele Daten freigesetzt (dpa/picture alliance/Arno Burgi)
    Wenn das gut geht, können uns die Brücken bald selbst sagen, wann sie kaputt sind. Dann müssen wir nicht mehr warten, bis wir es selbst merken.
    So geht das also - Big Data - die Analyse von großen Datenmengen – wird den Verkehr weltweit beeinflussen.
    Was kommt da auf uns zu, wenn immer mehr Autos, aber auch Bauwerke Straßen oder Brücken vernetzt sind und kommunizieren können? Das war eine der Fragen, die auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig diskutiert wurden. Das Thema hat Konjunktur, bereits auf der Computermesse Cebit stand die Datenauswertung ganz oben auf der Agenda.
    Nicht nur bei der Infrastruktur, auch Parkplatzsuchende in Großstädten könnten von Big Data profitieren:
    "Los Angeles ist eine riesige Stadt und total vom Auto abhängig. Viel Verkehr ist durch Parkplatzsuchende entstanden. Wir haben 6.000 Parkplätze mit Sensoren ausgestattet. Die stellen die Daten den Fahrern bereit,"erklärt Richard Harrs, von der Firma Xerox, die das Parkfinde-System für die Stadt Los Angeles ausgearbeitet hat. Er freut sich, dass damit der Autoverkehr in der Innenstadt reduziert werden konnte.
    Und auch der Verkehrsminister, Alexander Dobrindt (CSU) kann sich für Big Data im Straßenverkehr begeistern. Gerade angesichts Tausender maroder Brücken im Land sieht er den Nutzen:
    "Wir haben festgestellt, dass die Belastungsgrenzen der Brücken, die man bei ihrer Konstruktion hinterlegt hat, schon deutlich früher erreicht sind, als dies vorhergesagt war. Auch an der Stelle ist man in der Lage, Verkehr zu leiten, zweitens Messungen vorzunehmen, dann auch auf Grundlage der an den Brücken gemessenen Daten, früher schon Entscheidungen für Modernisierungen zu treffen. Dann wenn es einfacher ist, als wenn man erst durch Augenschein feststellen muss, dass es Probleme mit den Trägern oder Säulen gibt."
    Die Befürworter von Big Data argumentieren, dass die Datenmengen neue Lösungen für viele Verkehrsprobleme ermöglichen könnten.
    Datenmengen - Fluch und Segen
    Skeptiker dagegen weisen darauf hin, dass beim Datenschutz noch einiges im Argen liegt: Zu schnell könne die Verknüpfung zum Beispiel mit dem Autokennzeichen erfolgen - wie Martin Russ von Austria Tech erläutert. Er beschäftigt sich für das österreichische Verkehrsministerium mit Big Data:
    "Die Risiken fangen dort an, wo sie Daten sammeln, ohne sagen zu können, wofür sie sie brauchen. Und dann können sie sie nicht differenzieren, was ist wirklich personalisiert, wo kann man Rückschlüsse auf das Fahrzeug oder auf Identitäten treffen?"
    Das Weltverkehrsforum gilt als das Klassen beziehungsweise Gipfeltreffen der Verkehrsminister weltweit. Neben dem Für und Wider von Big Data wurde in diesem Jahr auch über die Verkehrssicherheit und die Kosten von Luftverschmutzung debattiert. Auf der Tagesordnung stand auch eine neue Studie der OECD zur Luftverschmutzung. Demnach entstand in China, Indien und den Industrienationen ein Schaden von 3,5 Billionen US-Dollar im Jahr. Mehr als drei Millionen Menschen sterben demnach jährlich durch verschmutzte Luft.
    Und die Zeit drängt: Nach Angaben der OECD, sind weit über 90 Prozent aller Verkehrsmittel noch immer auf fossile Brennstoffe angewiesen.
    Unter der Schirmherrschaft der OECD treffen sich beim Weltverkehrsforum jedes Jahr rund 1.000 Teilnehmer aus 80 Staaten, um sich über die Zukunft von Individual- und Güterverkehr auszutauschen.
    Deutschland ist seit 2008 ständiger Gastgeber des Gipfels, der noch bis Freitag in Leipzig läuft. Dass die Teilnehmer dann über digitalisierte Autobahnbrücken zurückfahren, ist jedoch noch Zukunftsmusik.