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Motivation ist alles

Typ 2 Diabetes ist bis auf wenige Ausnahmen eine Folge von Übergewicht. Doch gerade in Deutschland gibt es im Vergleich zu anderen EU-Ländern noch kein nationales Präventionsprogramm. Individuelle Schulungsprogramme sollen Übergewichtigen neue Perspektiven bieten.

Von Uschi Götz |
    Hilfe ist möglich, aber in der Regel brauchen adipöse, also übergewichtige Menschen, Unterstützung. Das mahnende Gespräch des Hausarztes ist fast immer nicht ausreichend.

    Am Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad Mergentheim wurde ein Programm entwickelt, das genau dort ansetzt, wo adipöse Menschen in der Regel scheitern: an der Motivation. Psychologin Daniele Gorges hat das Programm mit dem Namen Prädias in Bad Mergentheim mitentwickelt. In rund zwei Monaten sollen Betroffene lernen, ihren Lebensstil zu verändern. Ein Leitsatz dabei: Genießen statt verzichten.

    "Weil eine Lebensstilveränderung, eine gesunde Lebensweise, nicht unbedingt was mit Verzicht und mit Verdruss zu tun hat. Wir haben im Gegenteil eher gefunden, dass die Teilnehmer auch sich wohler gefühlt haben, sich vitaler gefühlt haben, eine höhere Lebensqualität hatten nach der Teilnahme an so einem Präventionsprogramm, nachdem sie auch so eine Lebensstilveränderung hinbekommen haben."

    Prädias ist ein Gruppenprogramm. Acht Wochen lang trifft sich die Gruppe wöchentlich, der Kurs wird von einer geschulten Fachkraft geleitet.

    "Man versucht, gemeinsam aktiv zu werden, die Ernährung umzustellen, vor allem geht's um das Thema Gewichtsabnahme, wobei dabei keine hohe Gewichtsabnahme verlangt wird, sondern eine Gewichtsabnahme von fünf Prozent. Wenn man 100 Kilogramm beispielsweise wiegt, wären das fünf Kilo, die wären vollkommen ausreichend, um 50 Prozent das Diabetesrisiko zu verringern."

    Nach dem achtwöchigen Grundkurs treffen sich die Kursteilnehmer in mehrmonatigen Abständen wieder zu Gesprächen. Zwischendurch meldet sich die Kursleitung regelmäßig per E-Mail oder telefonisch. Entscheidend sind jedoch die ersten Wochen in der Gruppe.

    Psychologin Gorges:

    "Wir haben in der wissenschaftlichen Untersuchung diejenigen verglichen, die an so einer Gruppe teilgenommen haben mit denen, die eben nur eine schriftliche Information bekommen haben. Und da haben wir doch einen bedeuteten Unterschied herausgefunden. Also, diejenigen, die in einer Gruppe teilgenommen haben, die haben ihren Lebensstil wesentlich erfolgreicher verändern können, die haben mehr Gewicht abgenommen, die haben ihr Ernährungsverhalten besser umgestaltet und die haben sich signifikant mehr bewegt."

    Informationen zu den Kursen gibt es bei Hausärzten, Betriebsärzten und Diabetologen. Die Kassen bezahlen die Kurse in der Regel nicht ganz, bewilligen jedoch je nach Kasse einen Zuschuss. Bereits bei der Schulung von Kindergartenkindern sollte künftig Prävention ansetzen, appellierte der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Prof. Thomas Danne jüngst auf der Jahrestagung der Gesellschaft in Stuttgart:

    "Wir wissen, dass die wahrscheinlich finanziell erfolgreichste Zeit, also mit dem Aufwand eingesetzte Mittel hinsichtlich zum Erfolg, tatsächlich das Kindergartenalter ist. Weil man bereits bei vierjährigen Kindern besonders durch eine Bewegungsförderung, aber auch durch Ernährung - man erreicht natürlich die Familien dort besonders gut - tatsächlich Übergewichtsprävention machen kann."

    Danne ist auch Vorstandsvorsitzender von DiabetesDE. Die Vereinigung wurde nach dem Vorbild der großen Diabetes Organisationen in den USA im vergangenen Jahr in Deutschland ins Leben gerufen. Ziel von diabetesDE ist es, die Kräfte zu bündeln und gemeinsam wirkungsvoller einzusetzen. Denn, ein nationaler Präventionsplan scheiterte hierzulande nicht nur am Willen der Politik, sondern auch daran, dass sich die verschiedenen Ärztegruppen nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten.