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Musikunterricht in der Schule
Ausverkauf musikalischer Bildung?

Um den Musikunterricht an Grundschulen ist es deutschlandweit schlecht bestellt. Wer musikalische Bildung für sein Kind wünscht, muss Privatunterricht in Anspruch nehmen. Dabei ist Musik alles andere als Privatsache. Die Initiative Agenda 2030 hat sich der Verbesserung des schulischen Musikunterrichts verschrieben.

Von Torsten Möller | 04.04.2017
    Ein Metronom steht in einem Gymnasium in Frankfurt am Main während des Musikunterrichtes auf dem Flügel.
    Die pädagogische Vernachlässigung des musikalischen Erbes geht zurück auf Reformpädagogik der 70er-Jahre, die jegliches, als elitär Empfundenes in den Hintergrund rückte. (picture-alliance/ dpa - Frank Rumpenhorst)
    Dieses Wunschkonzert vieler Eltern wird während der schulischen Laufbahn ihrer Kinder immer weniger erfüllt und stößt im Unterricht an seine Grenzen: Die Lehrpläne sind überfüllt. Es fehlt die Zeit. Und fachfremd unterrichtende Musiklehrer sorgen bestenfalls für Schnupperkurse. Wohin steuert am Ende das, was als musikalische Bildung erwartet werden darf? Und wie sieht dort, wo das Fach Musik noch erteilt wird, der Unterricht aus?
    Torsten Möller war auf der Suche nach Antworten deutschlandweit unterwegs. Er fragte nach bei Schülern, Musiklehrern und Kulturpolitikern. Kulturelle Erfahrungen und Kenntnisse in Form klassischer Musik scheinen nach wie vor als positiv belegtes Statussymbol wirksam zu sein. Was davon kulturelle Wirklichkeit ist, zeigt sich an der Basis, von der Grundschule bis zum Gymnasium.

    "Musik findet zu wenig statt, vor allem in der Grundschule." Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates.
    "Und ich finde, dass das in der viertreichsten Industrienation der Welt ein Skandal ist, dass wir uns so eine defizitäre Bildung erlauben. Es geht nicht darum, lauter kleine Mozarts heranzuzüchten, sondern es ist einfach die Grundüberzeugung, dass Musik ein ganz wesentlicher Bestandteil ist, mit dem jedes Kind zumindest in Berührung kommen soll. Wenn es sich für einen anderen Weg entscheidet und sagt: Ich mach lieber Sport oder dies oder jenes. Dann ist das vollkommen in Ordnung, um da nicht missverstanden zu werden. Aber ich muss doch zumindest erst mal diese musikalische Vielfalt, die wir haben, in Ansätzen auch versuchen, den Kindern nahe zu bringen."
    Christian Höppner unterstreicht seine Kritik mit Zahlen. Bis zu 80 Prozent des Musikunterrichts fällt an deutschen Grundschulen aus – sofern er überhaupt gegeben wird. Die Zahl 80 taucht auch woanders auf: Bis zu 80 Prozent der Lehrer unterrichten an unseren Grundschulen Musik fachfremd, das heißt, ohne ordentliches Wissen, ohne dass sie, in welcher Form auch immer, eine musikalische Ausbildung hatten.
    "Und Musik fachfremd unterrichten, ist, glaube ich, fast schwerer als mit einem Bandscheiben-Vorfall Sport fachfremd zu unterrichten."
    "Zur Musik wirklich eine Beziehung haben"
    Sagt Birgit Jeschonneck, Musiklehrerin an einer Kasseler Grundschule und Autorin von Musik-Lehrbüchern:
    "Man muss zur Musik wirklich eine Beziehung haben, man muss eigene musikalische Erfahrungen haben, um das wirklich vermitteln zu können, um zum Beispiel bei einem musikalischen Gestaltungsprozess den Kindern im richtigen Moment den richtigen Impuls zu geben. Das kann ein fachfremder Lehrer nicht. Das ist eine hoch anspruchsvolle Aufgabe, wo ich in der Schule sitze und mir der Schweiß über den Rücken läuft, weil ich genau überlege, wo ist jetzt die kleine Sache, die Gewinn bringend ist, die wir ausbauen können?"
    Musik: Edvard Grieg: In der Halle des Bergkönigs
    "Also ein sehr gutes Beispiel, wo man das unglaublich frappierend merkt, ist zum Beispiel "In der Halle des Bergkönigs" aus der Peer Gynt Suite. Ich spiele das den Kindern vor, mehrmals. Wir machen eine Auffälligkeitssammlung an der Tafel, und dann sollen die Kinder dazu Geschichten schreiben. Dazu habe sie dann zwei Stunden Zeit. Das machen wir dann auch im Deutsch-Unterricht. Das ist ja das Schöne in der Grundschule, dass man eben Fächer übergreifend arbeiten kann und nicht nach 45 Minuten unbedingt dann die Kelle fallen lassen muss. Und wenn man dann diese Geschichten vorliest, merken die Kinder, dass die Geschichten sich ähneln. Dass wirklich fast alle irgendeine Verfolgung oder eine Angstsituation beschreiben. Und wenn man das hat, und festgestellt hat, und sich wundert, dann kann man wieder zum Stück zurückkehren und überlegen: Wie hat Grieg denn das gemacht, dass es bei uns so ähnliche Assoziationen auslöst? Und dann kommt man eben zu diesem Accelerando und zu diesem Crescendo."
    Kinder ohne kulturaffines Elternhaus für anspruchsvolle Musik begeistern
    Birgit Jeschonneck gehört zu den ausgebildeten, engagierten und guten Musiklehrerinnen. Sie ist ein Lichtblick im düsteren Tal der Musikvermittlung in der Grundschule. Jeschonneck glaubt, dass die klassisch-romantische, vor allem auch die Neue Musik reicher ist als Rock, Beatbox oder Hip-Hop. Selbst in einem Kasseler Problembezirk begeistert sie Kinder ohne kulturaffines Elternhaus für anspruchsvolle Musik. Ein schönes Lehrbuch namens Musikhören in der Grundschule schrieb Jeschonneck, in dem es nicht nur um Antonio Vivaldis oder Ludwig van Beethovens Klassiker geht.
    Gezeigt wird, wie Musik als Hörerlebnis im Unterricht seinen Platz finden kann. Die Musik schafft Anreize zum Text-Schreiben, löst innere Bilder zum Malen aus oder lädt zum eigenen Musizieren ein. Keine Werkbetrachtung, sondern Werknachvollzug steht hier im Zentrum, keine Werkanalyse, sondern Werkerfahrung. Viel Musik aus dem 20. Jahrhundert ist in Jeschonnecks Lehrbuch dabei. Keine Antikriegslieder von den Beatles oder Nena, sondern amerikanische Minimal Music, der Zug der Schwäne des finnischen Komponisten Einojuhanni Rautavaara oder die karge, nur aus wenigen Tönen bestehende Musica Ricercata des ungarischen Komponisten György Ligeti.
    Musik: György Ligeti Musica Ricercata
    Ein weiterer Stimmenfang in Essen, an der Folkwang Universität der Künste: Werner Rizzi lehrt dort als Professor für Musikpädagogik. Rizzi kennt das Problem des fachfremden Musikunterrichts:
    "Ich habe selbst das Glück gehabt, für einen großen Schulbuchverlag in einem Team einmal ein Liederbuch zu erstellen, das dann auch für ganz Deutschland für die Bundesländer zugeschnitten war. Und da war dann das Problem, dass das Feedback des Manuskripts von den Unausgebildeten kam, es sei zu schwer, einen Kanon könnte man nicht machen. Sechzehntel mit Punktierung könne man nicht lesen, weil die Fachlichkeit eben fehlt. Ich wies dann die KollegInnen auch darauf hin, dass sie vielleicht im Internet einmal schauen unter "Beatbox-Kids" oder Body-Percussion, zu was Kinder mit acht, neun, zehn Jahren eigentlich in der Lage sind – und dass das nicht wenige ausgesuchte Hochbegabungen sind."
    Offener Musikbegriff
    Werner Rizzi vertritt einen offenen Musikbegriff – wie viele seiner Pädagogen-Kollegen. Es müssen keine Meisterwerke auf dem Lehrplan stehen, nicht unbedingt die großen Namen Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms oder Igor Stravinsky. Wichtiger als die Art der Musik ist laut Rizzi, dass Kinder möglichst frühzeitig, möglichst schon vor der Grundschule mit Musik in Berührung kommen – sei es in Form eines Konzertbesuchs, sei es in Form eines Experimentierens mit Instrumenten. Rizzi machte gute Erfahrungen mit Kita-Kindern, die er in Kinderkonzerte des Klavierfestivals Ruhr führt. Wenn jedoch nach der Kita in der Grundschule nichts mehr passiert, dann ist vieles schlicht verloren. Musik braucht Zeit, vor allem auch Kontinuität. Mit punktuellen Vermittlungsinitiativen der Konzerthäuser ist wenig gewonnen; der Virus "Projektitis" grassiert, wo Schulen ihre Aufgaben delegieren an diverse Anbieter vom freien Musiker bis zur Musikschule.
    Warum tut sich die Grundschule mit dem Fach Musik so schwer? Die Gründe sind vielfältig. Immer früher beginnen die Kinder mit Fremdsprachen. Neue Fächer wie "digitale Medien" drängen in einen ohnehin schon dicht gedrängten Stundenplan, dazu kommt das an sich ja sinnvolle Klassenlehrer-Prinzip; ein Lehrer also, der die Kinder als verbindlicher Bezugspunkt in allen Fächern unterrichtet. Wer über das Thema Musikalische Bildung in der Schule nachdenkt, kommt sehr schnell vom einen zum anderen. Den Schuldigen an miserablen Zuständen gibt es nicht. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem – eines, das auch zu tun hat mit der Frage von konkretem Sinn und Nutzen? Dass musikalische Bildung ihren Sinn in sich hat, dass sie zudem einen großen Beitrag leistet zum Kennenlernen des Eigenen – all das klingt in vielen Eltern- und Politikerköpfen kaum nach einem hinreichenden Grund für mehr Musik.
    "'Wie wichtig ist uns Musik?' wird ja heute immer verbunden mit diesem Effizienzgedanken oder der Effektivität. Also wenn sie Transfereffekte vorbringen können, dann gibt’s Geld, ja. So fragte mich in einem Rundfunk-Interview vor wenigen Monaten jemand: 'Mit diesen kleinen Kindern, was Sie da so machen: Bringt das eigentlich was? Was bringt das? Ist das direkt aufzurechnen?' Und das ist eine Gefahr unserer Zeit. Die gab's vorher nicht. Es gibt vielleicht mehr Musik und mehr Menschen, die heute Musik machen als vor 150 Jahren; das kann man so gar nicht beurteilen. Aber diese Frage, die immer erst nach dem wirtschaftlichen Nutzen gestellt wird: 'Wenn das schlau macht, wenn das gut macht, wenn das sozial macht, dann ist das gut.' Dann führt das zu einer
    funktionierenden Bevölkerung, die von der Wirtschaft gut aufgenommen werden kann – gut, dann können wir das fördern. Dafür gibt’s immer Geld. Und das ist die Kernfrage: Ob wir das wollen, ob wir sagen: Musik ist ein Wert an sich als eine ganz elementare Äußerung des Menschen, als eine Selbstverwirklichungsform des Menschen, die es eigentlich schon immer gab. Und wenn wir dann fragen: Welche Transfereffekte kann das haben? Dann muss das das Zweite sein. Es ist ja nicht verkehrt zu fragen: Musik kann das und das bewirken.
    Musik nicht auf Transfereffekte reduzieren
    Musik 3: Mozart: Prager Sinfonie D-Dur, 3. Satz
    "Und 'macht Mozart schlau?' Nein, das wissen wir. So einfach geht es nicht. Ich habe viel Kontakt mit Eckhard Altenmüller, der ja in Hannover das Institut für Musikermedizin leitet und der ja ein sehr guter, ausgewiesener Musiker auch ist und eben Arzt und Forscher. Eigentlich lässt sich so ganz verkürzt sagen: Nein, ein Musikzentrum in Hirn gibt’s nicht. Üben hilft von im Sinne, es tun, praktisch tun. Und: Je früher desto besser. Wenn wir davon ausgehen, kann musikalische Bildung wirklich verwurzelt in der Bevölkerung auch stattfinden und sein. Wenn wir davon ausgehen, gibt es tatsächlich Transfereffekte. Nur: Die hängen damit zusammen, wenn sie halbwegs ausführlich auch länger mit Dingen konzentriert beschäftigen. Das kann auch der Tanz sein, das kann auch das Theater sein, das kann auch eine andere kulturelle Betätigung sein – dann kommen sie zu solchen Transfereffekten. Aber die als Grund hinzustellen, warum Musik gemacht wird, ist letztlich ganz gefährlich."
    Musik 3: hochziehen: Mozart: Prager Symphonie, 3. Satz
    Erste Diagnosen: Deutschlandweit steht es schlecht mit dem Musikunterricht an Grundschulen. Wer seinem Kind eine vertiefte Beschäftigung mit Musik wünscht, kann es in der Regel nur über den praktischen Instrumental-Unterricht erreichen. Auch das mag in den Köpfen mancher Bildungspolitiker umherschwirren: "Musik ist Privatsache, für Klassik und Romantik sollen die Eltern sorgen." Doch dem ist nur zu widersprechen. Schon die Eltern, die heute 30-50 Jährigen, sind betroffen vom musikalischen Bildungsverlust. Wer kennt heute noch Schlüsselwerke des 19. Jahrhunderts? Wer noch die Begriffe atonal oder aleatorisch? Die Jahrzehnte lange Vernachlässigung des Musikunterrichts ist schon heute ablesbar: im musikalischen Analphabetismus, im Fehlen eines Basiswissens. Umso mehr ist die heutige Schule in der Verantwortung.
    "Also nur in der allgemeinbildenden Schule erreichen wir alle Schülerinnen und Schüler. Außerschulischer Bereich, Instrumentalpädagogik, vokalpädagogische Arbeit, also Instrumentalunterricht, Musizieren im Orchester, im Chor und Musikschulen, Privatlehrer und so weiter. Das gehört zusammen."
    Ortwin Nimczik, Professor für Musikpädagogik in Detmold, zugleich Präsident des BMU, des Bundesverbands Musikunterricht:
    "Aber ich betone – und das ist ganz wichtig: Das eine kann das andere nicht ersetzen! Also der Klavier-Unterricht, der beste Klavier-Unterricht, den es gibt, kann nicht den allgemein bildenden Musikunterricht ersetzen. Der beste Musikunterricht in der Schule kann nicht leisten, dass er alle Schüler in einem Instrument ausbildet, obwohl das ja ein Knotenpunkt in der Zusammenarbeit mit Musikschulen und allgemein bildenden Schulen ist, also über Konzepte des Klassenmusizierens, Bläserklassen, Streicherklassen, Keyboard Klassen, Singklassen, Akkordeonklassen, Gitarrenklassen - ich könnte jetzt immer weiter machen."
    Agenda 2030 für die Verbesserung des Musikunterrichts
    Seit 2014 setzt sich der Bundesverband Musikunterricht für ein umfassendes Gesamtkonzept Musikalischer Bildung ein. Agenda 2030 heißt die Initiative, die sich deutschlandweit der Verbesserung des schulischen Musikunterrichts verschrieben hat. Ein Kernpunkt des Grundsatzpapiers "Für musikalische Bildung an Schulen ist":
    "Der BMU setzt sich für eine Förderung des Musikunterrichts an allen Schularten, - formen und – stufen ein. Dazu gehören eine ausreichende personelle, räumliche und sächliche Ausstattung der Schulen und ein in den Stundentafeln abgesichertes kerncurriculares Lernen im Klassen- oder Kursverband."
    Im September 2016 wurde das mehrseitige Grundsatzpapier verabschiedet. Stellenweise klingt es etwas unklar. Doch zurückzuführen ist das auf die Fülle der Probleme, der Problemfelder: In jedem Bundesland gibt es eigene Voraussetzungen, andere Stoßrichtungen der Bildungspolitik der Länder. In Baden-Württemberg versuchte man, den Musikunterricht an der Grundschule durch ein ominöses "Menuk" zu stärken, durch einen Fächerverbund Mensch-Natur-Kultur. Das verwässernde Konstrukt misslang komplett, sodass dies ab 2016 wieder auslief, glücklicherweise ad acta gelegt wurde. Nördlicher, in Nordrhein-Westfalen, macht die gerade wieder neu aufgelegte Initiative Jeki immer wieder Schlagzeilen. Grundschulkinder erhalten umsonst ein klassisches Musikinstrument, und Instrumental-Lehrer aus Musikschulen kommen zum Kleingruppen-Instrumental-Unterricht in die Schulen. Die Kulturhoheit der Länder steht dringend nötigen, schnellen Beschlüssen im Wege – diese Erfahrung macht auch Christian Höppner, Vorsitzender des Deutschen Musikrats mit der Konferenz der Kultusminister der Länder:
    "Die KMK ist schon ein besonderes Gebilde und ich ärgere mich einfach über das Tempo. Das ist wirklich ein Schildkröten-Tempo, was die Veränderungs-Fähigkeit betrifft. Andererseits bin ich auch glühender Föderalist und finde es wunderbar, dass wir so viele Blickrichtungen und Ansätze haben. Das ist ja auch Teil unserer kulturellen Vielfalt. Es ist nur insofern defizitär, weil nicht in erster Linie das Kind im Fokus steht, sondern oft andere Überlegungen. Dem Kind ist es egal, es möchte die bestmögliche Förderung haben und das vergessen wir manchmal. Bei allen Eigenheiten, die sein sollen. Deshalb, einen bundesweiten Lehrplan, das fände ich ganz grausam. Oder eine Kanonidee. Bis hin zu dem Lehrer, der dann da vorne steht, der muss ja auch noch eine Chance haben, mitzulenken. Deshalb: das zu stark zu reglementieren oder vor allem zu vereinheitlichen, finde ich nicht gut.
    Aber es ist natürlich so, dass wir sehr unterschiedliche Ausbildungsstände haben, dass wir auch unterschiedliche Qualifikations-Niveaus haben. Da redet keiner gerne drüber, aber es ist so. Das ist manchmal auch innerhalb eines Bundeslandes auch nochmal unterschiedlich verortbar. Aber ich finde, da haben wir wirklich ein Systemproblem mit der KMK, die da nicht durchgreifend genug, nicht nachhaltig genug und nicht schnell genug reagiert auf notwendige Veränderungen. Und das meine ich nur im Sinne von: Begegnungen ermöglichen!
    Dass wird diese Grundeinigkeit haben, dass Musik genau so ein Hauptfach ist wie Mathematik und Sport. Und ich wehre mich dagegen, das wird ja gerne von der Politik benutzt: "Naja, da kann ja jeder kommen." Nein, es ist eben nicht noch der Informatik-Unterricht oder dies oder jenes oder das. Oder Ernährungs-Wissenschaft. Da ist dann wirklich der Lehrplan zu voll. Aber das Bewusstsein, dass wir unterscheiden müssen zwischen Hauptfächern und add ons, Nebenfächern – das ist total erodiert."
    Politiker Norbert Lammert engagiert sich für kulturelle Bildungspolitik
    Christian Höppner bringt den Namen Norbert Lammert in Spiel. Der demnächst aus dem Amt scheidende Präsident des deutschen Bundestages ist einer der wenigen Politiker, die sich noch für eine kulturelle Bildungspolitik stark machen. Aber es scheint, dass Politiker ansonsten wieder einmal nur Zahlen verstehen – und mit Zahlen können Musikpädagogen schlecht dienen. Selbst die scheinbar einfache Frage, wie viel Musikunterricht tatsächlich noch stattfindet, ist durch die relative Autonomie der Schulen, kaum zu beantworten. – Es sind nur kleine Schritte, die zu langsamen Besserungen führen können. Neben der unmittelbaren Arbeit an deutschen Schulen macht sich Ortwin Nimczik und der BMU stark für eine angemessen Ausbildung von Grundschul-Lehrern. Es gibt zu wenige. Selbst wenn Schulen eine freie Stelle mit einem Musiklehrer besetzen wollten, fällt die Suche gar nicht leicht:
    "Ich will, bezogen auf das Grundschul-Lehramt, jetzt mal sagen: Da gibt es auch Eignungsprüfungen, die viele abschrecken, weil sie so etwas sind wie eine herunter gedimmte Gymnasiallehrer-Prüfung. Und das muss sich aus Sicht unseres Verbandes ändern. Wir brauchen andere Eignungsprüfungen für Grundschullehrer im Fach Musik, die die Musikalität, die die Singfähigkeit, die die rhythmischen Grundkompetenzen prüfen, die nicht unbedingt das Spiel von zwei- oder dreistimmigen Inventionen von Johann Sebastian Bach als entscheidendes Kriterium für die Eignung als Musiklehrer im Grundschulbereich anwenden. Von absurden Anforderungen im Bereich der Musiktheorie möchte ich jetzt an dieser Stelle gar nicht sprechen."
    Sinfonie h-moll aus: Johann Sebastian Bach: Inventionen und Sinfonien für Klavier. Interpret: Glenn Gould
    Es sind paradoxe Landschaften, die sich in Deutschland offenbaren. Die Konservatorien entlassen jährlich höchst spezialisierte Pianisten, Bläser und Streicher in vierstelligem Bereich. Neue
    Konzerthäuser gibt es in Hamburg oder Bochum oder sind geplant in München, in Bonn oder Aachen. Oft gibt es in den neuen Mehrsparten-Häusern nicht nur Symphonien Gustav Mahlers oder ein Klavierrezital Lang Langs. Aber doch haben Lokal-Politiker deutsches Bildungsgut im Sinn, wenn sie stolz ihr neues Haus vorstellen, das akustisch schließlich ausgerichtet ist auf Orchester- oder Kammermusik. Mit medialen Parolen von "First Class Architecture", "weltbestem Sounddesign" und den Namen diverser Stararchitekten sind die glänzenden Häuser vor allem mit Touristen eine Zeitlang zu füllen. Doch, so warnte schon der Kölner Musiksoziologe Hans Neuhoff vor mehreren Jahren:
    "Scheiden die geburtsstarken Jahrgänge dann aber ab Ende der 2020er Jahre sukzessive aus dem Konzertbesuchsalter aus, wird es zu einem raschen Einbruch der Besucherzahlen kommen, zumal sich der Musikgeschmack der nachrückenden, MTV- und internetsozialisierten Jahrgänge noch weiter von einer Klassikaffinität entfernt haben wird. Spätestens ab 2030 ist daher mit einem tief greifenden Strukturwandel zu rechnen."
    Schon jetzt sollten die Alarmglocken läuten. Während stolze Intendanten weiter ihre selbstbewussten Loblieder singen auf Auslastung und hervorragende Education-Arbeit, zeichnet sich schon jetzt ein großes Nachwuchsproblem ab. Auch Christian Höppner, Vorsitzender des Deutschen Musikrats, beobachtet es sorgenvoll:
    "Da gibt es viele Sonntagsreden, wo das immer alles hochgehalten wird. Wie wichtig das alles ist und dann freuen sie sich, wenn dann mal ein Orchester oder eine Band spielt, und dann ist die Welt heil und in Ordnung. Jetzt bin ich gerade zwei Mal in der Elbphilharmonie gewesen, und da habe ich das auch wieder gesehen. Es ist eben eine bestimmte Alterspyramide, die da zu Stande kommt, die eben noch eine andere Sozialisation hatte, als das heute der Fall ist. Wo soll denn die Begeisterung, die Neugierde erstmal herkommen, in solch einen Musentempel zu gehen, wenn ich mit dieser Ausdrucksform, dieser kulturellen Ausdrucksform nie in Berührung gekommen bin. Und wenn unter Umständen, was passiert, ein Kind über ein Musikprojekt begeistert wird, kommt es nach Hause und sagt: Mama ich möchte gern Geige lernen und die Mutter antwortet: Bist Du verrückt geworden? Dieses Gequietsche höre ich mir nicht an – also, das zeigt auch das Elternumfeld, das auch nicht mehr so sozialisiert worden ist. Das verkennen wir im Moment."
    Ausgeprägtes musikalisches Nichtwissen
    "Bildungsverlust" aller Orten. Wer mit 40-, selbst 50-Jährigen Freunden über Musik spricht, stößt oft auf ausgeprägtes Nichtwissen. Das Kind soll im besseren Fall als in Höppners Beispiel schön Bachsche Präludien spielen, aber Noten kennen nur noch wenige Eltern. "Strömungsabriss" trifft die Sache. Und sie ist eklatant ablesbar – auch in deutschen Gymnasien:
    Ein Besuch eines Leistungskurses Musik am Dortmunder Max Planck Gymnasium. In direkter Nachbarschaft zum Signal Iduna Park, wo sich 86 000 regelmäßig zu Heimspielen des BVB treffen, singen zehn Teenager das 1848, anlässlich der Märzrevolution entstandene, politische Lied "Es ist wieder März geworden". Der Musiklehrer Jochen Brüse analysiert das Lied motivisch, thematisch, erläutert kulturhistorische Hintergründe. Spaß haben die Schüler am Singen, sichtlich interessiert und neugierig arbeiten sie auch mit an der Theorie. Die Schülerin Katharina Wilbrandt kam ganz selbstständig, im Pädagogen-Jargon, intrinsisch motiviert, auf die Idee, sich intensiver der Musik zu widmen und belegte einen Musik-Leistungskurses. Sie hat kein musikalisches Elternhaus.
    "Also ich bin 16 Jahre alt und habe schon sehr lange gehofft, dass ich in den Musik LK komme. Also schon in der Neunten habe ich gedacht, wenn du LKs wählst,hoffst du, dass Musik LK angeboten wird, weil ich schon so lange mit Musik etwas zu tun habe und das hat sich dann einfach angeboten. Und dann war ich froh, dass meine Schule dann gesagt hat: Auf dem Max Planck wird’s klappen."
    Es ist gar nicht selbstverständlich, dass es geklappt hat. Wäre Katharina Wilbrandt in Bayern zu Hause, hätte sie seit dem Schuljahr 2011 / 2012 gar nicht mehr die Möglichkeit der Teilnahme an einem Leistungskurs gehabt; vor 5 Jahren wurde dort da Fach Musik mit erhöhtem Anfoderungsprofil abgeschafft. Im gut ausgestatteten Musikraum des Max Planck Gymnasiums kommen die zehn Schüler aus sechs verschiedenen Gymnasien zusammen. Der Musiklehrer Jochen Brüse erläutert die Dortmunder Praxis:
    "In den meisten Jahren findet er statt. Im vergangenen Schuljahr haben nicht genügend Leute diesen
    Kurs gewählt, sodass er dann einmal tatsächlich nicht stattgefunden hat. Aber in diesem Jahr sind dann wieder zehn Schülerinnen und Schüler zusammen gekommen, sodass wir Dortmund weit dann diesen einen Kurs anbieten können."
    Pädagogische Vernachlässigung des musikalischen Erbes
    Jochen Brüse ist gespannt, ob die in Nordrhein Westfalen gegründete Initiative Jeki "Jedem Kind ein Instrument" in einigen Jahren Früchte trägt. Es gibt Kritik an Jeki. Viel zu wenig Zeit stünde zur Verfügung, sagen manche Musiklehrer. In Kleingruppen reichen die 45 Minuten ja gerade mal, die Instrumente zu stimmen. Andererseits: Durch Jeki kommen bildungsferne Schichten wenigstens mal mit klassischen Instrumenten in Berührung, die sie sonst nie zu Händen bekommen hätten. Mit welchem Erfolg, bleibt abzuwarten.
    Warum sich heute nur noch sehr wenige Kinder und Teenager interessieren für Musikgeschichte und Musiktheorie - dafür gibt es viele weitere Gründe: Die pädagogische Vernachlässigung des musikalischen Erbes hat auch zu tun hat mit einer Reformpädagogik der 1970er Jahre, die jegliches, als elitär Empfundenes in den Hintergrund rückte. Wenn es – überspitzt – darum geht, Schüler aus ihrer Lebenswelt abzuholen, dann rückt die Klassik naturgemäß in den Hintergrund. Für die heutige Generation noch folgenreicher als pädagogische Leitlinien eines Hartmut von Hentig sind hektische Lebenswelten, beschleunigt durch Medien, Digitalisierung, Smartphone und Internet. Zerstreuung steht heute an der Tagesordnung – eine Zerstreuung, die weder einen mehrstündigen Konzertbesuch nahelegt oder das Einlassen auf eine Symphonie größeren Ausmaßes. Werner Rizzi, Professor für Musikpädagogik in Essen:
    Problem der Schnelllebigkeit
    "Grundsätzlich ist das schon ein Problem: diese Schnelllebigkeit, diese Gehetztheit, diese immer schnellere Interpunktion von Konzentrationsschwierigkeiten. Und auch des Multitaskings. Das kann unser Hirn ja nicht. Das kann ja nicht wirklich Multitasking. Es kann nicht einfach gehen und den Randstein nicht beobachten und über etwas nachdenken und gleichzeitig telefonieren oder dabei noch auf dem Handy mit den Fingern etwas tun. Sondern es springt ganz kleinschrittig sofort vom Einen zum Anderen hin und her und versucht, die Brücken zu behalten und natürlich führt das zu einer verminderten Konzentrationsfähigkeit."
    Die auch Birgit Jeschonneck spürt in ihrer Arbeit als Musiklehrerin an einer Grundschule:
    "Und natürlich ist die Aufmerksamkeitsspanne in den letzten Jahren nochmal deutlich nach unten gegangen. Man hat früher ja so die Faustregel gehabt: Pro Schuljahr eine Minute Musik können Kinder konzentriert hören. Also im ersten Schuljahr darf das Musikstück eine Minute lang sein, im zweiten zwei Minuten, im dritten drei Minuten, im vierten vier Minuten. Das ist das, was Kinder konzentriert hören, danach schalten sie ab und hören nicht mehr zu oder je nach Temperament werden dann unruhig und kaspern rum."
    Musik 6: Gustav Mahler: 3. Symphonie
    "Also sich in ein Konzert zu setzen und dann einfach nur zuzuhören, sich nicht bewegen zu dürfen, auch nicht zu klatschen, keine positive wie negative Äußerung tätigen zu dürfen über eineinhalb Stunden – das fällt den Schülern sehr sehr schwer. Und das kennen sie anders vom Popkonzert. Da ist wirklich Stimmung in der Bude auf gut Deutsch und da dürfen die dann auch mal aus sich rausgehen, wenn ihnen was gefällt, können sie spontan klatschen, sie können sich mit ihren Freunden unterhalten, wenn ihnen was gut gefällt. Das geht im klassischen Konzert alles nicht – das ist eigentlich eine sehr sterile Form der Rezeption."
    Elisabeth Bauer unterrichtet an einem Gymnasium in Freiburg, einer traditionell musikfreundlichen Stadt. Sie hat manche Forderungen der Reformpädagogen verinnerlicht. Referate zum Thema Black und Death Metal führten zu ergiebigen Diskussionen über verschiedene Musikbegriffe; Frank Zappa wird gehört, wo durchaus Kunst im Spiel ist. Aber auch die Neue Musik aus dem 20. Jahrhundert spielt bei Bauer eine große Rolle; mehrmals besuchte sie mit ihren Schülern Proben des ehemaligen Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Ihr Unterricht ist sicher engagiert, gut und verantwortungsvoll. Aber die Zeit fehlt für die Ausbildung, ja schon für die Sensibilisierung eines tieferen Kunstgespürs. Ebenso stößt die Lehrerin bei der Vermittlung eines Musikkanons an Grenzen, der im besten Fall auch außereuropäische Musik umfasst, wichtige Stationen der Rock und Jazzgeschichte, alte, klassische, neue Musik.
    "Wir sind in Klasse fünf zweistündig, in Klasse sechs auch. In Klasse sieben gibt’s gar keine Musik, in Klasse acht sind wir zweistündig, in neun zweistündig, in Klasse zehn einstündig. Das ergibt neun Wochenstunden jetzt eben in der Unter- und Mittelstufe. Und in anderen Fächern sind es 20. Also da sieht man: Die Gewichtung ist ne ganz andere. Einstündig über ein Schuljahr, da kann sich jeder eigentlich an fünf Fingern abzählen, was da möglich ist - im Sinne von einer Beethoven Symphonie plus Barockepoche plus noch irgendwie Musikmachen oder irgendwelche Musiktheorie. Und grad bei einer einstündigen, also wenn einstündig unterrichtet wird, ist natürlich auch die Gefahr groß, dass wenn Unterricht ausfällt, dann einfach sofort Lücken von ein bis zwei Wochen entstehen. Das ist wirklich nicht besonders berauschend."
    Eine Konzentration auf einen Musikkanon ist in Elisabeth Bauers Ohren unverantwortlich – und unter den gegebenen Bedingungen gar nicht vermittelbar. Auch Ortwin Nimczik betont erfreut, dass es Freiheiten der Lehrer gibt, dass die Lehrpläne nicht mehr nach Inhalten, sondern nach Kompetenzen ausgerichtet sind.
    "Auf der konkreten Ebene des einzelnen Unterrichts kommt es ganz stark auf die Authentizität der Lehrkraft an, also: Wofür stehe ich als Musiklehrer? Das ist entscheidend gegenüber den Schülern. Das heißt, ich muss in gewisser Weise auch für das brennen, was ich den Schülern vermitteln will. Und wenn es denn Neue Musik ist und der Lehrer brennt dafür, dann werden die Schüler, wenn es zu einem sinnvollen pädagogischen Dialog kommt, überhaupt nichts gegen Neue Musik haben. Sondern sie werden engagiert da mitmachen. Und wenn der Lehrer für ein anderes musikalisches Genre brennt und arbeitet mit den Schülern gemeinsam, dann ist es dieses. Also es geht nicht um einen fixierten Kanon, der festschreibt: 5. Symphonie Beethoven, 6. Symphonie, 1. Symphonie Mahler und so – darüber sind wir hinaus."
    Musikpädagogik ist offenbar Definitionssache
    Musik 7: Beethoven 1. Symphonie , 2. Satz
    Manchmal gleicht die Aufarbeitung des Themas "Musik an Deutschen Schulen" dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Musik, auch Musikpädagogik ist offenbar Definitionssache. Viele, auch Musiklehrer, haben verschiedene Musikbegriffe, die kaum auf einen Nenner zu bringen sind.
    Offenbar aber wird: ein Bewusstsein für die historische Tiefe von Musik ist in großen Teilen – wenn überhaupt – allgemein und sogar unter Lehrern nur noch rudimentär vorhanden, obwohl – ein weiterer Widerspruch – sie doch verankert ist in manchen Konventionen. Christian Höppner:
    "Kulturelle Vielfalt, damit auch musikalische Vielfalt, basiert auf dem, was die Unesco zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen definiert hat. Da ist erstens das so genannte kulturelle Erbe – also wir würden jetzt umgangssprachlich sagen: Die Klassik in der Musik. Dann eben die zeitgenössischen Ausdrucksformen, also jetzt nicht nur die zeitgenössische Musik oder Neue Musik, sondern damit sind auch die ganzen Ausdrucksformen der Jugendkulturen gemeint. Das ist ja auch schon mal ein riesendifferenziert großer Bereich, ja. Und es sind die Musiken anderer Herkunftskulturen. Da haben wir ja mit der Etablierung der Balama, der türkischen Langhalslaute hier auch ein Exempel gesetzt. Tatsächlich nach einem langen Weg auch erfolgreich. Insofern, was die Lehrpläne anbetriff: Ich würde mir wünschen, dass A die Grundausrichtung an diesen drei Grundsäulen erfolgt. Und da haben wir eindeutig ein Defizit im Bereich der Vermittlung des kulturellen Erbes. Und B würde ich mir wünschen, dass wir ne höhere Angleichung kriegen zwischen Theorie und Praxis – also dem, was auf dem Papier steht und dem, was tatsächlich passiert."
    Die Wünsche Christian Höppners sind nachvollziehbar. Vor allem wenn Zerstreuung und Orientierungslosigkeit zu großen gesellschaftlichen Problemen führen, könnten musikalische Rituale etwa in Form eines Symphoniekonzertbesuchs wieder helfen, Balancen wiederzufinden – persönliche wie gesellschaftliche. In diese Richtung zielte auch schon der verdiente Musikpädagoge Karl Heinrich Ehrenforth. Vor mehr als zehn Jahren warnte Ehrenforth in seinem Buch "Geschichte der musikalischen Bildung" vor dem Verlust der so reichen Musikkultur. Genutzt hat es wenig bis nichts. Seine Worte bleiben aktuell:
    "In einer Zeit, in der technische und ökonomische Globalisierung ungeahnte Ausmaße annimmt und die Furcht vor Identitätsverlusten vielfacher Art wächst, müsste der Kulturpolitik und mit ihr der musikalischen Bildungspolitik erheblich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wenn es ums 'Überleben' nicht nur der Industrie und der Börse, sondern des Menschen selbst geht, dann wird eine Wende der Wahrnehmung unausweichlich werden. Menschen ohne ein klares Bild von Mensch und Welt sind schlechte Steuerleute für eine Arche, die einerseits immer kleiner, andererseits aber auch immer schwerfälliger zu werden scheint. Ohne die bildenden Möglichkeiten der Künste insgesamt zu überschätzen – ihre Unterschätzung gefährdet das Humanum der Gesellschaft."
    Musik 8: Ludwig van Beethoven: 2. Satz Eroica