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Neuer Mitarbeiter und Budgetverwaltung

Bei der Mitarbeiterauswahl für sein Forschungsprojekt stößt Brandon auf Budgetproblem, die auch sein gesamtes Forschungsprojekt beeinflussen.

Von Hedwig Thomalla | 04.03.2011
    Mit Frau und Kindern in München angekommen, der Büroumzug ist geschafft und auch Kurse muss Brandon Dotson keine mehr geben - sein erstes Semester hat er erfolgreich überstanden.
    Viel Freizeit hat der junge Tibetologe in den letzten Wochen trotzdem nicht gehabt. Denn er hat endlich seinen ersten zukünftigen Mitarbeiter ausgewählt: Nathan Hill aus London. Bandon Dotson:

    ""Er ist mehr ein Linguist als ein Historiker - und genau deshalb passt er gut ins Team. Er untersucht Veränderungen in der Tibetischen Sprache in Lauf der Geschichte. Ich hoffe, dass wir es mit Hilfe seiner Kenntnisse schaffen eine Art Tabelle der Sprachentwicklung in Tibet zu erstellen und damit historische Schriften und Texte zu datieren.”"

    Brandon Dotson hat Nathan Hill schon vor einigen Jahren auf einer Konferenz kennengelernt. Nun will er ihn zu sich nach München holen. Der Vertrag war allerdings schwieriger auszuhandeln, als Brandon Dotson sich das vorgestellt hat - zum Beispiel weil in deutschen Hochschulverträgen nur nichtssagende Gehaltsstufen wie E13 oder E14 angegeben werden und nicht, wie in England oder den USA üblich, konkrete Gehaltsspannen:

    ""Wenn ich die Stellen ausschreibe, bekomme ich E-Mails von den Bewerbern: Wie viel Geld ist E13? Und es ist tatsächlich nicht so einfach, darauf eine Antwort zu bekommen, weil das nicht von vornherein klar ist. Es kommt darauf an, wie man Qualifiziert ist - und auch darauf, welche genauen Aufgaben man an der Universität übernimmt. Das ist natürlich frustrierend: wenn ich passende Kandidaten finde, die wissen wollen, wie viel Geld sie verdienen werden und ich kann Ihnen nur eine sehr ungenaue Antwort geben.”"

    Dass Brandon Dotson selbst nicht wirklich wusste, was Wissenschaftler in Deutschland verdienen, hat ihn jetzt auch bei der Aufteilung seines Budgets in Schwierigkeiten gebracht. Denn er muss die Kosten seines gesamten Forschungsprojekts, seine Arbeit und auch alle Gehälter seiner künftigen Mitarbeiter, von seinem Stipendium bezahlen. Nach der Stipendiumsbewerbung hatte er berechnet, dass er sich davon zwei wissenschaftliche Mitarbeiter zwei Doktoranden und einen Gastwissenschaftler bezahlen kann. Doch gerade für die Wissenschaftlerstellen - wie die von Nathan Hill - hat er das Budget zu knapp kalkuliert - zumindest laut den Personalverantwortlichen der Ludwig-Maximilians-Universität:

    ""Die haben gesagt: "Sie wollen für diese Stelle jemanden, der schon eine Dissertation geschrieben hat und wissenschaftlich in Ihrem Team arbeitet - und nach unseren Bestimmungen und den internen Richtlinien der Universität, zahlen Sie für diese Stelle zu wenig. Natürlich will ich meine Mitarbeiter so gut wie möglich bezahlen - ich dachte wirklich, dass die Gehälter, die ich vorgeschlagen hatte, großzügig waren - aber sie waren zu niedrig. Ich lag damit niedriger, als es die LMU es vorgibt. Also musste ich Einschnitte machen.”"

    Aufgrund des knappen Budgets kann der Gastwissenschaftler nun nur zwei statt wie ursprünglich vorgesehen vier Jahre in München sein. Außerdem wird Brandon Dotson nur einen Doktoranden betreuen und auch bei der geplanten Verwaltungskraft werden Stunden gespart. Sein Forschungsprojekt - die Übersetzung und Einordnung zentraler alttibetischer Texte - kann er aber trotzdem innerhalb dieser fünf Jahre abschließen - davon ist der junge Wissenschaftler überzeugt.

    ""Ich glaube nicht, dass ich mich wirklich darüber beschweren kann, Mitarbeiter sehr gut bezahlen zu müssen. Wenn wir das machen müssen, ist das doch toll. Ich werde kein Geizkragen sein und sagen: Lasst sie uns über den Tisch ziehen.”"

    Er wisse mittlerweile ja auch, wie teuer das Leben in München sei. Gerade ist er zusammen mit Nathan Hill auf einer Konferenz in Nepal - dort will er gleich die Gelegenheit nutzen, seinen künftigen Kollegen ein bisschen auf das Leben in München vorzubereiten:

    ""Er muss hier noch eine Wohnung finden - was nicht einfach ist. - Diese ganzen Dinge, die ich mit meiner Familie schon durchlebt habe - hierher zu kommen, mit all den Unsicherheiten. - Nachdem wir das alles hinter uns haben, kann ich ihn hoffentlich unterstützen. Er kann von meinen und Chelsies Erfahrungen lernen und wir können ihm die Umstellung erleichtern.”"


    Weitere Informationen

    Brandon Dotson erhielt den Sofja-Kovalevskaja-Preis, den die Alexander-von-Humboldt-Stiftung an Spitzenforscher aller Disziplinen verleiht. Der Preis ist mit bis zu 1,65 Millionen Euro dotiert und damit nach dem Leibniz-Preis die am zweithöchsten dotierte Auszeichnung in Deutschland.

    Weitere Beiträge zur Serie "Welcome to Germany":
    Neue Sendereihe über ausländische Studierende