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Niederschlagsmessung im Hangar

Meteorologie. – Seit Beginn des Sommers ist über dem Schwarzwald, dem Rheintal und den Vogesen eine der größten Messkampagnen der Atmosphärenforschung im Gange. Mit zahlreichen Ballons und Messflugzeugen wollen die Forscher die Vorgänge, die zu Gewittern und Sturzregen führen, genau untersuchen.

Von Hellmuth Nordwig | 19.07.2007
    Im Hangar ist der leichte Regen nicht zu spüren, doch den Forschern draußen ist er sehr willkommen. In der Halle stehen acht Forschungsflugzeuge, von der britischen BAE 146, die gut hundert Menschen Platz bieten würde, bis zum kleinen Learjet. Bis unters Dach sind die Maschinen vollgestopft mit Messinstrumenten. Pilot Svente Engemann war heute schon unterwegs für die Wetterforschung. Engemann:

    "Der Learjet war in Italien, wir sind von Süden ins Cops-Messgebiet eingeflogen, tanken jetzt hier und werden dann die Gegend zwischen Vogesen und Schwäbischer Alb befliegen."

    Cops, das ist die Abkürzung für die weltweit größte Messkampagne zur Niederschlagsforschung. Weil für heute die ersehnten Regenwolken angekündigt worden waren, haben die Wissenschaftler auch Flüge des Learjets angemeldet, sagt Dr. Andreas Behrendt von der Universität Stuttgart-Hohenheim, Projektkoordinator der Messkampagne.

    "Die läuft so ab, dass wir jeden Morgen Wetterbesprechung haben, und wenn wir sehen, dass ein interessanter Tag kommt, beantragen wir bei der Deutschen Flugsicherung, dieses Muster fliegen zu dürfen."

    Einen riesigen Atmosphären-Quader vermessen die Forscher in diesem Sommer über dem Schwarzwald, dem Rheintal und den Vogesen: 250 Kilometer lang, 170 breit und 10 Kilometer über dem Boden. Laser, Radar, Partikelmessungen und chemische Analysen - mit diesen Methoden untersuchen die Wissenschaftler, welche Teilchen in diesem Quader stecken, woraus sie bestehen und wie groß sie sind. Besonders geht es ihnen um die Aerosole, die Kristallisationskeime für Wassertropfen sind. Für die Wissenschaftler sind die Flüge immer ein besonderes Erlebnis. Zum Beispiel für Professor Volker Wulfmeyer von der Universität Hohenheim. Er war am Sonntag in einer kleinen Do-128 über dem Schwarzwald unterwegs. Wulfmeyer:

    "Wir fliegen in dieser Maschine manchmal nur 150 Meter über dem Boden, so über die Hornisgrinde. Da haben wir über unserem Messplatz eine Ehrenrunde gedreht und sind dann übers Murgtal, wo wir Messstationen aufgebaut haben."

    Messungen am Boden ergänzen diese Ergebnisse aus der Luft. Zum Beispiel werden an 40 Standorten GPS-Signale gemessen. Denn deren Laufzeit hängt vom Wassergehalt in der Atmosphäre ab. All das hat den Forschern schon jetzt gezeigt, dass ihre Wettermodelle die Schwebstoffe in der Luft noch viel zu wenig berücksichtigen. Und erstmals konnten sie beobachten, wie sich zwei Wolkensysteme unterschiedlicher Herkunft vereinigen. Bis aber daraus ein besserer Wetterbericht wird, werden noch zehn Jahre vergehen.