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Niki-Pleite
Pauschalreisende profitieren von Ersatzflügen

Direktkunden der insolventen Fluggesellschaft Niki haben einen schweren Stand. Ihre Flugtickets sind erst einmal nichts mehr wert. Besser sieht es für Passagiere aus, die eine Pauschalreise gebucht haben, sagte Reise-Rechtsanwalt Kay Rodegra im Dlf. Dann ist der Reiseveranstalter Ansprechpartner.

Kay Rodegra im Gespräch mit Jule Reimer | 14.12.2017
    Ein Flugzeug der Lufthansa rollt am Flughafen Düsseldorf an Flugzeugen der Fluggesellschaften Niki und Air Berlin vorbei.
    Die Fluggesellschaft Niki ist pleite: 760.000 Tickets sind ungültig. 60.000 Passagiere sitzen fest. Welche Rechte hat man als Verbraucher? (dpa)
    Jule Reimer: Nach der Pleite von Air Berlin hat deren Tochter Niki ebenfalls und wahrhaftig von gestern auf heute den Flugbetrieb eingestellt. Denn das Unternehmen hat ebenfalls Insolvenz angemeldet. Die erhoffte Übernahme durch die Lufthansa hat sich als fragwürdig erwiesen. Das bringt Kunden im In- und Ausland in Nöte.
    Vor der Sendung erreichte ich Kay Rodegra, Anwalt für Reiserecht, und ich wollte von ihm wissen, was ich tun kann, wenn ich gerade mit einem Niki-Ticket an irgendeinem Flughafen festsitze.
    Kay Rodegra: Da muss man ein bisschen unterscheiden, ob ich selbst gebucht habe bei Niki, also Direktkunde bin. Dann hat man wirklich einen schweren Stand. Die Tickets sind erst mal nichts mehr wert. Da kann man nur darauf hoffen, dass andere Airlines jetzt einen Notfallplan ausarbeiten und gestrandete Niki-Passagiere mitnehmen. Etwas besser ist es für Passagiere, die eine Pauschalreise gebucht haben, im Rahmen derer ein Niki-Flug zur Verfügung gestellt wird. Da muss sich der Reiseveranstalter um die Flüge kümmern und Ersatzflüge kostenfrei für die Passagiere, für die Urlauber anbieten.
    Sonderkonditionen sind Kulanzsache anderer Fluganbieter
    Reimer: Die Fluggesellschaften würden Niki-Fluggästen, die keine Pauschalreise gebucht haben, noch verfügbare Sitzplätze zu Sonderkonditionen anbieten. Das hat jetzt der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft mitgeteilt. Die Reisenden sollten sich direkt an die Check-in-Schalter am jeweiligen Flughafen wenden. Muss ich da dann jeden Preis akzeptieren?
    Rodegra: Das liegt im Ermessen des Passagiers, denn das Ganze ist eine Kulanzsache der anderen Fluggesellschaften. Die müssen das ja nicht und sie müssen auch keine Niki-Tickets akzeptieren. Aber man will hier Hilfe leisten und die Fluggesellschaften werden adäquate Preise anbieten für diese Zusatztickets, die herausgegeben werden. Ich nehme nicht an, dass hier sehr hohe Preise verlangt werden.
    Niki-Tickets dem Insolvenzverwalter vorlegen
    Reimer: Kommt wahrscheinlich auch darauf an, wie viel Platz sie überhaupt noch haben. - Was ist mit Tickets, wo die Reise erst in den nächsten Wochen und Monaten stattfinden würde?
    Rodegra: Da müssen sich die Passagiere, die direkt bei Niki gebucht haben, darauf einstellen, dass sie dafür keine Gegenleistung mehr bekommen. Dieses Ticket kann man dann höchstens noch dem Insolvenzverwalter vorlegen und hoffen, dass man da ein wenig Geld zurückbekommt, wovon ich aber nicht ausgehe. Aber nochmals: Etwas anderes ist es, wenn ein Niki-Flug im Rahmen einer Pauschalreise erbracht wird. Dann ist der Reiseveranstalter mein Ansprechpartner. Der muss den Flug erbringen und wenn Niki nicht mehr fliegt, dann muss er den Passagier auf einen anderen Flug umbuchen.
    "Den Passagieren wurde ja eigentlich Mut gemacht"
    Reimer: Eine Frage zum Schluss. Hätte man das als Kunde vorher wissen müssen? Habe ich mich, seitdem klar war, dass Air Berlin Pleite ist, im Grunde genommen dann auch auf was Wackliges eingelassen, wenn ich da gekauft habe? Möglicherweise waren die Tickets ja auch billiger.
    Rodegra: Nein, das kann ich so nicht sagen, denn den Passagieren wurde ja eigentlich Mut gemacht, dass Niki noch länger fliegt, und die Lufthansa hat ja wirklich offenkundig Interesse bekundet. Und so musste man nicht unbedingt davon ausgehen, dass hier Niki in die Pleite fliegt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.