Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Nowitzkis Engagement
"Dirk ist zu schüchtern, darüber zu sprechen"

Dirk Nowitzki engagiert sich in mehreren Projekten für soziale Zwecke. Der Basketballprofi selbst spricht nur ungern über seinen Einsatz und überlässt diesen Part seiner Schwester Silke, die die Stiftungsarbeit für ihn koordiniert.

Silke Mayer im Gespräch mit Astrid Rawohl | 09.07.2017
    Basketballspieler Dirk Nowitzki (l) begrüßt seine Schwester und Mangerin Silke 2011 in Würzburg
    Der Basketballprofi Dirk Nowitzki (l.) lässt seine Stiftungsarbeit von seine Schwester und Managerin Silke Mayer koordinieren. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
    Silke Mayer: Ja, uns gibt es jetzt ein bisschen mehr als zehn Jahre in Deutschland, Dirk hat ja auch eine Stiftung in den USA. Wir sind in Würzburg beheimatet, und einmal ist unser grosses Steckenpferd der Sport natürlich. Dirk kommt aus dem Sport, wir als Familie auch und wir versuchen Sport, Bildung und soziale Arbeit zu verknüpfen. Also die drei Punkte zusammenzubringen und da fördern wir verschiedenste Projekte. Gerne haben wir es, wenn standortübergreifend, also deutschlandweit Projekte in dem Bereich unterwegs sind und wir es auch schaffen können, welche nach Würzburg zu holen, da also Standorte aufzumachen. Da haben wir jetzt ein paar Beispiele mit Fußball oder Basketball, aber wichtig ist, es geht nicht um Leistungssport, sondern darum, Kinder im Sport eben stark zu machen.
    Astrid Rawohl: Nennen Sie doch mal ein Förder-Projekt, auf das Sie beispielsweise ganz besonders stolz sind, weil es vielleicht besonders nachhaltig ist oder besonders attraktiv für einen bestimmten Kinderkreis ist.
    Mayer: Schon lange fördern wir das Projekt Baskid Ball, Dirk war von Anfang an da auch als Schirmherr dabei und sein Coach und Mentor Holger Geschwindner hat das auch mit ins Leben gerufen zusammen mit der ING Diba eben damals. Das ist auch ein Standort übergreifendes Projekt, Basketball ist so der Leitgedanke, aber das ist einfach eine offene Halle, also offen, ein Platz für Jugendliche zu schaffen, damit sie einen sicheren Ort wo, wo sie sich austoben können, wo sie aber auch einfach nur abhängen können. Es sind aber nicht nur Sporttrainer vor Ort, sondern auch Sozialpädagogen, also sie können auch mit ihren Sorgen, Ängsten, Nöten kommen. Es ist jemand da, der zuhört und darum geht es eigentlich auch, also über den Sport sozusagen, erst einmal Vertrauen zu gewinnen, um dann etwas leisten zu können.
    Das ist so unsere Kernkompetenz, die versuchen wir jetzt auch auszuweiten. Also ganz stolz bin ich jetzt auch darauf, dass wir ganz kurz davor sind, unser eigenes Baby in die Welt zu bringen, also sozusagen von der reinen Förderstiftung jetzt dann auch operativ zu werden.
    "Unsere Vision ist eine Akademie"
    Rawohl: Was ist das für ein Baby?
    Mayer: Da geht es so um Teamgedanken, Mentoren zu befähigen im Umgang mit den Kids, den Mannschaftssport so zu nutzen auch. Persönlichkeitsentwicklung anzuregen, eben wie definiere ich mich in der Gruppe, wie finde ich meine Rolle in der Gruppe, Selbstbewusstsein, auf den anderen achten. Empathiefähigkeiten und so weiter bei Kindern, gerade die es normalerweise auch schwer haben in ihrem Umfeld da noch einmal zu stärken und da sind wir dran. Haben jetzt auch unseren ersten Workshop nächste Woche und unsere Vision ist eine Akademie, die wir entwickeln wollen, mit verschiedensten Inhalten. Was mich interessiert ist so auch diese Zusammenkunft von verschiedenen Wissenschaftsbereichen, also jetzt Sportwissenschaft, aber auch aus der Lernpsychologie, aus der Psychologie selber. Pädagogik, dass man versucht, Leute auch an einen Tisch zu bekommen, um da auch kreativ an ganz neuen Ansätzen auch zu arbeiten.
    Silke Mayer bei einer Pressekonferenz
    Silke Mayer bei einer Pressekonferenz (Champions for Charity )
    Rawohl: Würzburg ist natürlich Ihre und Dirks Heimat, die Stadt, wo Sie sich niedergelassen haben, wo Sie auch aktiv sind, das Umfeld ist aber schwierig, es gibt ja sehr viele Stiftungen in Würzburg. Wir schwer ist es in diesen Zeiten, Aufmerksamkeit und auch Förderer zu generieren?
    Mayer: Ja, das ist wirklich für Stiftungen kein leichtes Umfeld, eher auch aus dem Niedrigzinsbereich jetzt von den Finanzanlagen, davon lebt ja eigentlich schon eine Stiftung, aus den Zinserträgen heraus Projekte zu fördern. Das ist jetzt heutzutage schwierig und man muss immer auch schauen, wo man Drittmittel, also das Thema Fundraising, herbekommt. Aber ich muss sagen, bis jetzt fand ich es eher auch immer toll, von der Stiftungshauptstadt Würzburg zu sprechen, weil wir jetzt auch im Oktober wieder mit allen Stiftungen in Würzburg ein Event haben. Also wir versuchen auch da, uns gegenseitig zu unterstützen, was zumindest Öffentlichkeitsarbeit angeht und ansonsten ist es natürlich schon nicht wirklich Konkurrenz, was man da sieht.
    "Es ist für ihn schon immer eine Herausforderung darüber zu sprechen"
    Rawohl: Was bedeutet es Ihnen und was bedeutet es auch Dirk Nowitzki so eine Stiftung zu haben? Er ist ja jetzt auch selber Vater von drei Kindern und sich so für Kinder in seiner Heimatstadt zu engagieren?
    Mayer: Bei Dirk ist es so, dass er eigentlich sehr ungern immer über die Stiftung spricht, weil er immer so ein bisschen ein schlechtes Gewissen hat, was er alles Gutes tut und da ist er auch immer ein bisschen schüchtern darüber zu sprechen. Deswegen übernehme ich das gerne für ihn, weil ich bin da auch total stolz drauf, dass wir so schöne Arbeit und Projekte leisten, aber es ist für ihn schon immer eine Herausforderung darüber zu sprechen. Dirk ist im Umgang mit den Kids supertoll, jedes Jahr merken wir das, wenn wir Veranstaltungen machen oder einfach nur Grillabende mit unseren Projektkindern, da geht er auf und da ist er ganz bei sich selbst. Er hat ja auch drei kleine Kinder, ist einfach ein Familienmensch und das merkt man auch in solchen Momenten dann immer wieder.
    Ja, Würzburg Heimat, uns ist immer wichtig, auch in unserer Heimatstadt Projekte fördern zu können, auch weil wir dann einfach auch nah dran sein können an den Kids. Wir müssen schon aufs Feld sozusagen und das auch hautnah miterleben können, damit wir auch wieder einfach den Bedarf sehen und auch nah dran sind an den Kids.
    Anderes Stiftungs-Verständnis in den USA
    Rawohl: Worin unterscheidet sich die Stiftung Deutschland von der in den USA?
    Mayer: Man muss ein bisschen weiter ausholen: Die Stiftungslandschaft ist schon in Amerika eine andere, also gerade die großen Geldgeber in Dallas und Umgebung, das ist schon ein anderes Verständnis. Weil natürlich das soziale Netz in den USA nicht so ist, verstehen sich schon die Leute, die mehr Geld haben, sind schon sozial engagierter, sage ich mal, rein finanziell jetzt auch. Es ist auch eher so, hab ich den Eindruck, dass es sehr wertgeschätzt wird, wenn Leute eine Stiftung haben und da auch gerne zugegeben wird. Ja habe ich schon eher es auch gehabt, na ja, der hat ja eh schon Geld, was sollen wir dazugeben, also es ist ein bisschen einfach ne andere Mentalität, sage ich mal. Ansonsten thematisch: für Kinder setzen wir uns auf beiden Seiten des Atlantiks ein, Dirks Frau leitet seine Stiftung in Dallas und insofern haben wir die Kids im Fokus auf beiden Seiten. Aber auf der Foundationseite in Dallas ist es schon eher regional und viel auch in Zusammenarbeit mit der Mavericks Foundation und hier in Würzburg haben wir aber auch standortübergreifend in Deutschland.
    Rawohl: Ich muss noch einmal anknüpfen, weil mich das doch überrascht hat. Sie sagen, man hat so einen Star wie Dirk Nowitzki. Ich hätte gedacht, das ist gerade attraktiv, eben auch für Förderer oder Sponsoren, sich an dessen Seite zu stellen, aber es ist in der Tat eher ein Hinderungsgrund?
    Mayer: Die langjährigen Partner, wie die ING Diba, die sind wirklich an unserer Seite und ein mächtig starker Partner, also ohne die hätten wir vieles nicht umsetzen können, das muss man schon sagen und denen geht es wirklich auch um die Zusammenarbeit auch im sozialen Bereich und das ist natürlich total schön. Bei manchen ist es natürlich dann schon so, dass sie sagen, ich brauche ein Foto mit dem Dirk dann dazu, also man muss schon gucken, worum geht es den Leuten wirklich, um Inhalte jetzt oder um Dirk als Person, aber ich sag mal, wir sind schon in einer tollen Ausgangslage. Also Dirk ist natürlich schon in Türöffner für manche Gespräche, wo andere Stiftungen oder Organisationen da nicht diese Voraussetzungen haben, aber das ist für mich auch ein Stück weit Motivation und Verantwortung, weil ich sage, wir haben so eine tolle Ausgangslage, jetzt müssen wir auch was draus machen.