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NRW
Die "kleine Bundestagswahl" läuft

In Nordrhein-Westfalen sind heute 13 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, über einen neuen Landtag und damit auch die künftige politische Richtung des bevölkerungsreichsten Bundeslandes zu entscheiden. Bis zum Mittag lag die Wahlbeteiligung schon bei 34 Prozent: deutlich höher als zur gleichen Zeit 2012.

    Wahlplakate der SPD und CDU Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Kraft und Laschet, hängen nebeneinander
    Wahlplakate von Hannelore Kraft (SPD) und Armin Laschet (CDU) (picture alliance/dpa - Martin Gerten)
    Die Wähler im bevölkerungsreichsten Bundesland können heute zwischen 31 Parteien entscheiden, die Landeslisten aufgestellt haben - fast doppelt so viele wie vor fünf Jahren. Die Wahl in Nordrhein-Westfalen gilt als letzter und wichtigster Stimmungstest vor der Bundestagswahl am 24. September. Sie wird wegen der vielen Wahlberechtigten auch als kleine Bundestagswahl bezeichnet.
    Es zeichnet sich ein Trend zu einer höheren Wahlbeteiligung ab. Nach Angaben des Landeswahlleiters gaben einer Stichprobe zufolge bis zum Mittag 34 Prozent der mehr als 13 Millionen Berechtigten ihre Stimme ab. Das seien fünf Punkte mehr als 2012 gewesen. Ministerpräsidentin Kraft von der SPD wählte in Mühlheim an der Ruhr; ihr Herausforderer von der CDU, Laschet, in Aachen. Die Wahllokale sind noch bis 18 Uhr geöffnet.
    Koalitions-Konstellationen waren vor der Wahl schon großes Thema
    Nachdem die CDU die beiden vergangenen Landtagswahlen gewonnen hatte, will die Union an ihre Erfolge anknüpfen - die die Sozialdemokraten und ihr Kanzlerkandidat Schulz hoffen hingegen darauf, in Nordrhein-Westfalen die Macht zu erhalten.
    Die Koalitionsfrage war bis zum Wahltag ein großes Thema. Die SPD hat einer Regierung unter Beteiligung der Linken eine Absage erteilt, die Grünen wollen nicht mit CDU und FDP als "Jamaika" koalieren und die FDP will laut Parteitagsbeschluss "unter keinen Umständen" über eine Ampel-Koalition mit SPD und Grünen verhandeln. Nach diesen Äußerungen bliebe die Große Koalition als eine realistische Option übrig.
    Strittige Themen: Silvesternacht, Anis Amri, Bildungspolitik
    Die Union hält Rot-Grün manche Wirtschaftsprobleme des Landes vor. Sie spielt auch das Thema Innere Sicherheit und spricht von Pannen der Behörden etwa bei den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht und im Umgang mit dem späteren Berlin-Attentäter Anis Amri. Gestritten wird zudem über die Ausgestaltung des Abiturs, auch wenn sich fast alle einig sind, dass neun Jahre Dauer zumindest möglich sein sollen.
    Die Parteien warben bis zuletzt für ihre Positionen. Gestern wurde CDU-Kandidat Laschet bei einer Veranstaltung in Aachen von Bundeskanzlerin Merkel unterstützt.
    Ministerpräsidentin Kraft sagte bei einem Familienfest in Düsseldorf, es laufe jetzt auf die Situation zu: "Er oder ich."
    Nordrhein-Westfalen gilt als Herzkammer der Sozialdemokratie
    2012 war die SPD mit 39,1 Prozent klar stärkste Partei geworden, die CDU hatte mit 26,3 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen erzielt. Die Grünen waren auf 11,3 Prozent gekommen, die FDP auf 8,6 Prozent. Der Piratenpartei zog damals mit 7,8 Prozent in den Landtag ein. Es ist der letzte Landtag, in dem die Piraten noch vertreten sind. Vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung bei 59,6 Prozent.
    In 45 der vergangenen 50 Jahre stellte die SPD den Ministerpräsidenten in Düsseldorf. In dieser Zeit war das Amt nur von 2005 bis 2010 in der Hand der CDU, Ministerpräsident war damals Jürgen Rüttgers.
    (vic/tep)