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NSU-Prozess
Zschäpe nennt mutmaßliche Helfer

Ihre zweite Aussage vor Gericht ließ auf sich warten. Dann nannte Beate Zschäpe, die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Namen von mutmaßlichen Unterstützern. Was die Mordserie der Terrorzelle anging, blieb sie bei ihrer Version vom Dezember: Sie habe mit all dem nichts zu tun gehabt und sich resigniert in den Alkohol geflüchtet.

21.01.2016
    Beate Zschäpe NSU-Prozess Oberlandesgericht München
    Beate Zschäpe vor dem Oberlandesgericht München (dpa /picture alliance / Peter Kneffel )
    In der von ihrem Anwalt verlesenen Erklärung nannte Beate Zschäpe vor dem Oberlandesgericht München mehrere Helfer aus der Neonazi-Szene in Sachsen. So soll der Anführer der seit 2000 verbotenen Organisation "Blood and Honour", Jan W., dem NSU eine Waffe besorgt haben. Dies habe ihr Uwe Böhnhardt, eines der anderen beiden mutmaßlichen NSU-Mitglieder, erzählt.
    Ein besonders enges Verhältnis pflegte sie demnach zu André E. und dessen Familie. Dieser habe zwei der Fluchtwohnungen gemietet und dem NSU-Trio Bahncards sowie Krankenkassenkarten zur Verfügung gestellt. Sie habe sich mit der Ehefrau häufig getroffen. Man sei mit den Kindern auf den Spielplatz gegangen.
    Bei der Erklärung Zschäpes handelte es sich um Antworten auf über 50 detaillierte Fragen, die das Gericht nach ihrer ersten Aussage im Dezember gestellt hatte. Zschäpe hatte diese schriftlich beantwortet und ließ sie nun von ihrem Anwalt Hermann Borchert vor dem Oberlandesgericht München verlesen.
    Böhnhardt und Mundlos ließen sich nichts sagen
    Dabei blieb sie bei der Darstellung, die dem NSU zur Last gelegten zehn Morde seien ohne ihr Wissen und ohne ihre Zustimmung verübt worden. Sie habe die Einstellung von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zur Gewalt nicht geteilt und teile sie auch heute nicht. Zschäpe beschrieb sich als machtlos gegenüber den beiden, mit denen sie 13 Jahre gemeinsam im Untergrund gelebt hatte. "Sie ließen sich von mir nicht beeinflussen. Sie ließen sich von mir auch nichts sagen." Die Angeklagte ließ erklären, sie habe sich in den letzten Jahren zunehmend in den Alkohol geflüchtet. Nur so seien die Tage für sie erträglich gewesen.
    Die Erklärung Zschäpes hatte sich nach einem Befangenheitsantrag des mutmaßlichen NSU-Helfers Ralf Wohlleben gegen den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl und eine Richterin um mehrere Stunden verzögert.
    Zschäpe muss sich seit 2013 vor Gericht verantworten. Sie wird mitverantwortlich gemacht für die zehn Morde, die dem NSU zugeschrieben werden. Bei den Opfern handelt es sich um neun Männer griechischer und türkischer Abstammung sowie eine Polizistin.
    (kr/jasi)