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Ottawa
Attentäter wollte nach Syrien

Der Attentäter von Ottawa hat vor seiner Tat versucht, nach Syrien zu reisen. Der 32-Jährige habe mit den Behörden seit drei Wochen über seinen Reisepass verhandelt, teilte die kanadische Polizei mit. Sie glaubt, dass der Mann alleine handelte.

    Menschen legen Blumen am Anschlagsort nieder
    Menschen legen Blumen am Anschlagsort nieder (afp / Peter McCabe)
    Der 32-Jährige habe sich seit Anfang Oktober in der Hauptstadt aufgehalten, um einen Reisepass zu beantragen, teilten die Ermittler mit. "Er wollte nach Syrien ausreisen", sagte Polizeichef Bob Paulson. Offenbar, um in den "Heiligen Krieg" zu ziehen. Den Angaben nach stand er aber nicht, wie zuvor in Medien berichtet, auf einer Liste von 90 Terrorverdächtigen, die nicht ausreisen dürften. Er habe neben seiner kanadischen möglicherweise auch eine libysche Staatsbürgerschaft, geboren sei er aber in Montreal. Der Täter war den Behörden bekannt.
    Der Vorbestrafte sei vorher auch nicht durch Taten aufgefallen, die ihn in die Nähe von Terroristen gerückt hätten. Medien berichteten, der Mann habe sich per E-Mail und Facebook mehrfach mit bekannten Extremisten ausgetauscht. Unklar war zunächst aber, ob das über reine Internetkontakte hinausging.
    Premier Harper: "Sind wachsam - nicht verängstigt"
    Premierminister Stephen Harper kündigte schärfere Gesetze gegen Terrorismus an. In einer Rede vor dem Parlament betonte er, Kanada lasse sich nicht von Gewalt und Terror einschüchtern. "Wir werden wachsam sein, aber wir werden nicht verängstigt umherlaufen", sagte er unter Beifall der Abgeordneten.
    Kanadas Premierminister Stephen Harper nach seiner Rede im Parlament
    Kanadas Premierminister Stephen Harper nach seiner Rede im Parlament (afp / Jason Ransom)
    Er habe seit längerem für schärfere Anti-Terror-Gesetze plädiert. Entsprechende Entwürfe seien "bereits auf dem Weg und werden beschleunigt". Ihm sei aber auch klar: "Wir leben in einer gefährlichen Welt." Kanada ist an den Luftschlägen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien und dem Irak beteiligt.
    Canada's thoughts & prayers are with Corporal Cirillo's family during this extremely difficult time. pic.twitter.com/1nPaHteHwn— Stephen Harper (@pmharper) 23. Oktober 2014
    Täter handelte wohl alleine
    Der Angreifer hatte am Mittwoch einen Wachsoldaten am Nationalen Kriegsdenkmal gegenüber dem Parlament erschossen. Anschließend stürmte er ins Parlament, wo er in der Eingangshalle bei einem Schusswechsel getötet wurde. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass er alleine handelte. Dennoch wird nach Polizeiinformationen weiter untersucht, ob er Unterstützer hatte.
    Die Polizei hatte einen Tag nach der Tat erstmals Bilder von Überwachungskameras gezeigt. Darin ist zu sehen, wie der Mann mit einem Auto auf das Parlamentsgebäude zurast und direkt vor der Tür hinausspringt. Unklar blieb, wie er mit dem Gewehr in das Gebäude kam. Kanada ist sehr viel lockerer mit den Bestimmungen als die USA, Sicherheitskontrollen gibt es am Parlament dennoch. Die Polizei kündigte an, landesweit ihre Präsenz zu erhöhen.
    Polizei sieht keinen Zusammenhang zu vorherigem Anschlag
    Die Tat in Ottawa stehe nicht im Zusammenhang mit der tödlichen Attacke eines mutmaßlichen Islamisten zwei Tage zuvor, erklärte Polizeichef Paulson. Dieser hatte am Montag nahe Montréal zwei Soldaten mit seinem Auto überfahren und einen von ihnen getötet. Er selbst wurde von der Polizei erschossen. Beide Angreifer waren nach Behördenangaben erst vor Kurzem zum Islam konvertiert.
    (nch/cc)