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Pausenzeichen als Ersatzhymne

31.Dezember 2006: Aus der Sendung "Wer D singt, muss auch E singen" von Matthias Sträßner

    Sprecher:
    Die gesendeten Fassungen der Nationalhymne haben im Haus ihre eigene Geschichte. Und so mag es im Rückblick überraschen, dass der Deutschlandfunk zunächst bewusst auf das Abspielen der Hymne verzichtete. Dieser Verzicht stand noch in der Logik des Kalten Krieges:

    Zitator:
    Im Blick auf die in den Ostblockstaaten herrschende Überwachungspraxis ist es nicht möglich, Angaben über die Aufnahme der Programminhalte zu machen. Es steht aber fest, dass der Wille, sich umfassend und sachlich informieren zu lassen, fast jedes Risiko in Kauf nimmt. Sache des Deutschlandfunk ist es, dieses Risiko so klein wie möglich zu halten. Er wird es – um nur zwei Beispiele zu nennen –, daher weder durch ein durchdringendes Pausenzeichen noch durch das sonst übliche Spielen der Nationalhymne am Schluss eines Sendetages vergrößern.

    Sprecher:
    Die Einführung der Nationalhymne zum Programmschluss des Deutschlandfunk um 23:58 Uhr ist erst dem Programmschema von 1968 zu entnehmen. Bis dahin leistete das Pausenzeichen gleichsam die Dienste einer Ersatzhymne. Es wird im zweiten Deutschlandfunk-Jahrbuch entsprechend ausführlich erklärt:

    Zitator:
    Der oben aufgezeichneten Melodie wurden die Worte "Du, Land voll Lieb und Leben" unterlegt. Die Melodie wird auf der Celesta gespielt. Die Melodie ist eine Volksweise, die zum ersten Mal 1823 in einer von Friedrich Silcher herausgegebenen Sammlung gedruckt wurde. Der Text stammt von Hans Ferdinand Maßmann 1820, wahrscheinlich einem Gedicht von Paul Gerhardt nachgebildet. Im Original heißt die Zeile: "Dir, Land voll Lieb und Leben". H. F. Maßmann war gebürtiger Berliner und lehrte an der dortigen Universität als Professor der deutschen Sprache und Literatur.

    Sendezeichen aus 50 Jahren DLF
    50 Jahre Deutschlandfunk