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Pensacola in Florida
Die Stimmung in Military-Land

Florida ist auch in diesem Jahr einer der entscheidenden Bundesstaaten für die Präsidentschaftswahl. Bis zuletzt gab es dort fast Gleichstand zwischen Hillary Clinton und Donald Trump. Der Norden ist hingegen traditionell republikanisch geprägt, besonders stark in Pensacola mit seinem großen Marinefliegerstützpunkt - doch auch hier ist die Stimmung gemischt.

Von Bettina Klein |
    Das Hauptquartier des Trump-Lagers in Pensacola, Florida.
    Das Hauptquartier des Trump-Lagers in Pensacola, Florida. (Deutschlandradio / Bettina Klein)
    Marinefliegerstützpunkt Pensacola. Eines der wichtigsten Trainingszentren für die US-Navy. Zwei mal in der Woche proben die Blue Angels hier ihre Flugshow, die am Wochenende stattfindet. Besucher des angrenzenden Marineluftfahrt-Museums können zu schauen. Wir sind pünktlich um 11.30 Uhr da.
    Jeff Gadboy ist Veteran, auch wenn es nicht so scheint. Er war in den 90er-Jahren Airforce-Pilot, er flog danach Passagiermaschinen. Lernte auf Anwalt um und ist nun externer Berater und Trainer in der Flugbranche für die dortigen Sicherheitsprogramme, ohne die wir nicht so gerne und so selbstverständlich fliegen würden.
    Die Blue Angels demonstrieren ihr Können. Sie trainieren dabei und sie werben für ihren Berufsstand, für die Army: ein wichtiger Faktor für die Nachwuchsrekrutierung. Es gibt zu wenig erfahrene Air-Force-Piloten, erzählt Jeff, die anschließend, wie er selbst, in die zivile Luftfahrt wechseln.
    Den jungen Piloten fehlt es nicht selten an Erfahrung - ein wichtiger Faktor beim Thema Sicherheit. Deswegen hat Jeff neue Ausbildungsprogramme mit entwickelt. Die Flugkünste der Blue Angels sind beeindruckend, aber sie sind auch ein wenig beängstigend.
    Pensacola hat eine lange Militärtradition, die bis zum amerikanischen Bürgerkrieg zurückreicht. An der Pensacola Bay wurde die Region verteidigt. Unionisten und Konföderierte standen sich hier gegenüber. Battleground war das hier im ganz eigentlichen Sinne.
    Clinton und Trump beide nicht unbedingt beliebt
    Und heute? Eine hohe Lebensqualität, moderate Preise, schönes Wetter, der Strand und eine gute Versorgung für die Veteranen führt dazu, dass die Ex-Army-Angehörigen gerne hierbleiben oder wieder kommen. Und republikanisch wählen. Nur dass es in diesem Jahr ein paar Probleme gibt.
    "Ich bin nicht sicher, ob Mr. Trump wirklich attraktiv für die Veteranen ist", sagt Jeff: "Ganz sicher nicht für die aktiven Militärs. Wegen seiner Standpunkte und seines offensichtlichen Mangels an Kenntnis über die Operationen, die laufen und wie das Militär funktioniert. Das könnte ihn hier Stimmen kosten."
    Er habe einige Freunde unter den Veteranen, die schon gewählt haben und sich weder für Hillary noch für Trump entscheiden konnten. Sie haben irgendeinen Namen eingetragen oder für einen der anderen Kandidaten gestimmt. Jeff nennt sich selbst einen Unabhängigen. Und auch, wenn es in diesem Jahr mehr mit seiner Haltung geben könnte, er betrachtet sich nicht als typisch für die Region. Scheint so.
    Trump-Lager erwartet Heimspiel
    Im Trump-Hauptquartier im Zentrum von Pensacola fertigen Freiwillige Schilder mit "Trump-Pence: Make America great again" an, die man anschließend im Vorgarten aufstellen kann. Es herrscht eine geschäftige Atmosphäre einen Tag vor dem nächsten Auftritt des Kandidaten in Pensacola. Das ist hier für ein Heimspiel.
    Heute wird erst noch ein anderer Gast erwartet. Jeff Sessions, jener US-Senator aus Alabama, der Trump als allererster und lange als einziger offen unterstützt hat. Die geografische, teils auch kulturelle Nähe des Panhandles zum Nachbarbundesstaat Alabama, sie findet hier gerade ihren konkreten Ausdruck.
    Sessions lobt die Arbeit der Unterstützer und gibt sich zuversichtlich bis siegessicher. Kein Zweifel für ihn: Trump wird Iowa holen, Colorado, Nevada, und er glaube auch Florida. Es könnte wieder der entscheidende Staat werden - wie im Jahr 2000.
    Einer der eher typischen Trump-Unterstützer ist Chris Dosew. Zehn Jahre war er Marineflieger von 1984 bis '94:
    "Unser Militär ist in einem sehr traurigen Zustand", sagt er. "Wenn man sich ansieht, was in der Welt passiert, das liegt auch daran, dass unsere Armee als so schwach angesehen wird."
    Und was wird Trump denn anders machen?
    "Ich bin nicht sicher, welche Politik er wirklich verfolgen will, außer, dass man nur mit einem starken Militär die Dinge beeinflussen kann, auch wenn man es gar nicht einsetzt." Von zwei Punkten ist er überzeugt: "Trump wird das Militär wieder zum Leben erwecken, und er wird sich um die Veteranen kümmern, die die eigentlichen Opfer erbracht haben."
    Clinton bei Militärangehörigen umstritten
    Das mache ihn zu einem sehr anziehenden Kandidaten. Und die Art, wie leichtfertig Clinton mit Emails und vertraulichen Informationen umgegangen sei, stößt ihn ab, fast alle Armeeangehörige müssen den Sicherheitsprüfung bestehen, für sie hätte so ein Verhalten schwere Konsequenzen, sagt er.
    "Es gibt hier Leute, die wollen einen Wechsel. Sie wollen Veränderung und jemanden, der das Managen kann und aus dem Stillstand herausführt aus der Sackgasse, in die Demokraten und Republikaner geraten sind", sagt der frühere Airforce Pilot Jeff: "Dein Verstand sagt dir, wir brauchen jemanden mit Erfahrung wie Hillary Clinton, aber dein Herz sagt dir, wir brauchen Veränderung. Die Leute sind dabei hin und hergerissen. Ich hoffe, das beide Parteien das hören, dass sie das amerikanische Volk hören, das sagt, wir haben die Nase voll davon, wie das System im Moment arbeitet. Donald Trump hat sehr effektiv darauf aufmerksam gemacht, aber es wird wohl wenigstens ein oder zwei Präsidenten brauchen, bis die richtige Person da ist, die Veränderung bringt, ohne dabei noch mehr Schaden anzurichten."
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