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Planet am Lagerfeuer

Astronomie. - Astronomen kennen inzwischen mehr als 200 Planeten anderer Sterne, doch über deren Natur ist meist nicht viel bekannt. Jetzt haben US-Wissenschaftler erstmals die Temperaturen eines solchen extrasolaren Planeten ermittelt - und waren überrascht.

Von Dirk Lorenzen |
    Der Stern Ypsilon im Sternbild Andromeda ist 40 Lichtjahre entfernt und er hat drei Planeten. Einer davon, Ypsilon Andromedae B, hat es Joseph Harrington von der Universität von Zentralflorida in Orlando besonders angetan:

    "Das ist ein so genannter "heißer Jupiter". Der Planet ist etwa so groß wie Jupiter und er kreist in nur viereinhalb Tagen um seinen Stern. Er ist so nah an seinem Stern, dass er extrem aufgeheizt wird. Wir haben jetzt mit dem Spitzer-Weltraumteleskop die Wärmestrahlung dieses Planeten gemessen. Es zeigt sich, dass dieser Planet eine extrem heiße Tagseite und eine recht kühle Nachtseite hat. Zum ersten Mal haben wir Temperaturunterschiede bei einem fremden Planeten gemessen!"

    Zwar konnten die Astronomen den Planeten nicht direkt sehen, aber sie haben die gemeinsame Infrarotstrahlung von Stern und Planet gemessen. Dabei zeigte sich eine auffällige Schwankung - mal kam etwas mehr Strahlung ins Teleskop, mal etwas weniger. Die Strahlung des Sterns ist immer gleich, also muss es am Planeten liegen: Je nachdem, ob die Tag- oder die Nachtseite des Planeten zur Erde zeigt, empfängt das Teleskop mehr oder weniger Strahlung. Die Schwankung beträgt zwar nur einige Promille - doch das Spitzer-Teleskop misst genau genug.

    "Der Temperaturunterschied zwischen der Tag- und der Nachtseite beträgt 1300 Grad Celsius. Das ist enorm groß. Auf der Nachtseite des Planeten herrschen Temperaturen so ähnlich wie auf der Erde. Doch die Tagseite ist etwa so heiß wie das Innere eines Vulkans!"

    Der Planet Ypsilon Andromedae B muss eine bizarre Welt sein. Er ist seinem Stern sechsmal näher als Merkur, der innerste Planet bei uns, der Sonne. Zudem zeigt der Planet immer mit derselben Seite zu seinem Stern - diese Vorderseite wird geradezu aufgekocht, während die Rückseite recht kühl bleibt. Es ist, als säße der Planet in eisiger Nacht an einem himmlischen Lagerfeuer. Joseph Harrington schwärmt vom Einstieg in die Meteorologie von fernen Planeten, der mit dieser Beobachtung gelungen sei. Doch das Wetter auf diesem Planeten ist äußerst kurios:

    "Wir wissen, dass dieser Planet eine Atmosphäre haben muss. Andere Beobachtungen zeigen, dass diese großen Jupiter-ähnlichen Planeten viel Wasserstoff und Helium an der Oberfläche haben. Natürlich treibt die enorme Hitze kräftige Winde an. Aber jegliche Stürme auf diesem Planeten, wie stark sie auch sind, kommen nicht weit, weil sich die Gasmassen schnell abkühlen und der Wind einschläft. Die Hitze will von der Tag- auf die Nachtseite, aber es gibt da ein Hindernis, denn die Stürme kühlen durch ihre enorme Infrarotstrahlung sehr schnell aus."

    Jetzt wollen Joseph Harrington und sein Team bei fünf weiteren Kandidaten überprüfen, ob dort auch so überraschende Wetterbedingungen herrschen. Die Forscher müssen sich allmählich beeilen - denn das Spitzer-Weltraumteleskop, das bisher allein diese Beobachtungen durchführen kann, wird in etwa zweieinhalb Jahren seinen Betrieb einstellen. Dann ist das gesamte Kühlmittel verbraucht. So tüfteln Joe Harrington & Co. bereits an Ersatz-Methoden, um künftig auch vom Erdboden aus das Wetter auf anderen Planeten zu verfolgen.