Montag, 13. Mai 2024

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PopCamp
Neue Sterne für den Pophimmel: Ein Meisterkurs im Profiwerden

"5 aus 50" hieß in diesem Jahr die Formel beim PopCamp: 50 Bands und Einzelkünstler waren von Experten aus der Musikbranche und den Medien nominiert, fünf besonders aussichtsreiche Nachwuchsgruppen haben bei der Endauswahl Ende Mai das Rennen gemacht und sind in Berlin am 15. November im Frannz Club der Kulturbrauerei zu hören.

29.11.2013
    Alle Bands des PopCamp-Jahrgangs 2013
    Alle Bands des PopCamp-Jahrgangs 2013 (Sophie Krische)
    Zum PopCamp-Abschlusskonzert laden dann die Indie-Pop-Band Filius Nox aus Bad Bergzabern, die Dresdner Popmusiker von Mateo, The Munitors aus Friedberg, die Berliner Art-Punk-Gruppe Wildchild und die AcidClubPop-Formation Electroband, ebenfalls aus der Hauptstadt.

    Die Musiker sind der mittlerweile neunte Jahrgang des PopCamp, dem Meisterkurs für Populäre Musik. Ins Leben gerufen wurde das Förderprogramm 2005 vom Deutschen Musikrat, um junge Popkünstler auf ihrem Weg in die Professionalität zu unterstützen.


    Bekannte Dozenten aus allen Bereichen des Musikgeschäfts, wie Henning Rümenapp von den Guano Apes oder Jens Fischer-Rodrian, künstlerischer Leiter der Blue Man Group, arbeiten dabei mit den Nachwuchstalenten. Live-Auftritte, Komposition, Songwriting, Arrangements, Bühnenpräsenz und Performance stehen genauso auf dem Programm wie Inhalte aus dem Medien- und Vertragsrecht – unverzichtbar für Profimusiker.

    Unter dem Motto "Vielfalt statt Mainstream" soll durch den Meisterkurs frischer Wind in die Popszene hierzulande wehen. Vor allem aber sollen die Teilnehmer des PopCamp durch das Programm den nötigen Auftrieb bekommen, um nach dem Kurs von ihrer und für ihre Musik leben zu können.


    Mitschnitt vom 15.11.13 aus der Kulturbrauerei Berlin
    Sendemanuskript
    Sabine Bremer von "Nitzsche & Hummel": Hallo, mein Name ist Bini, ich spiele bei "Nitzsche & Hummel". Wir kommen aus Berlin und unsere Musik ist speziell, weil wir versuchen, Geige, akustische Instrumente mit rollenden Basslinien und doch auch tanzbaren Basslinien zu kombinieren und spartenfreie Musik zu kreieren.
    Julien Mauska von "The Munitors”: "Ich bin Julien Mauska von den "Munitors” aus Frankfurt und wir machen Indie-Rock. Es ist sehr melodisch, es dreht sich viel um Motivation und wir versuchen einfach, unsere Generation zu reflektieren, wie wir sie sehen."
    "Aileen Phoenix": "Ich bin "Aileen" aus Berlin und bezeichne unsere Musik als Urban Groove. Ich erzähle Geschichten und ich bin Stadtkind. Ich komme aus dem Jazz und da geht’s eben um Vielfalt."
    Friedrich Steinke von "Mateo": "Mein Name ist Friedo, ich spiele in der Band "Mateo" und wir kommen aus Bautzen. "Mateo" zeichnet sich dadurch aus, dass wir einen Sänger haben, der eine große Ausstrahlung hat und dass wir einen Saxophonisten auch haben – und das ist für eine Rock-Pop-Besetzung relativ untypisch."
    Und gemeinsam mit der fünften Band, der Indie-Pop-Gruppe "Filius Nox" aus Bad Bergzabern bei Karlsruhe, standen sie alle am 15. November in Berlin auf der Bühne – beim Konzert "PopCamp live". Und damit herzlich willkommen zu einer Stunde mit vielversprechenden deutschen Nachbuchsbands "On Stage" und Adalbert Siniawski am Mikrofon.
    Das gemeinsame Konzert in Berlin ist der Höhepunkt des Bandcoaching-Projekts "PopCamp– Meisterkurs für populäre Musik". Unterstützt vom Kulturstaatsminister und der Verwertungsgesellschaft GVL sowie dem Deutschlandfunk als Medienpartner fördert der Deutsche Musikrat jedes Jahr fünf Newcomer auf ihrem Weg ins Musikerleben. Oftmals mit großem Erfolg: Formationen wie "Jupiter Jones", die "Alin Coen Band" oder "Max Prosa" waren ebenfalls PopCamp-Teilnehmer und sind inzwischen einem breiten Publikum bekannt. Die auserwählten Hoffnungsträger feilen über Monate in mehreren Arbeitsphasen an ihren Songs, an Gitarrenriffs, Effekten und an ihrer Bühnen-Performance. Zur Seite stehen ihnen dabei namhafte Komponisten, Produzenten, Sänger, Choreografen und Bühnendesigner. "Vielfalt statt Mainstream" – so lautet das Motto des Coachings, sagt Henning Rümenapp, Gitarrist bei den Guano Apes und künstlerischer Leiter im "PopCamp".
    "Wir versuchen eben keine Ecken und Kanten abzuschleifen, sondern wir versuchen eigentlich Ecken und Kanten natürlich zu erhalten – manchmal sogar ein bisschen einzukerben! Wir versuchen also, das Authentische, den Charakter der Bands herauszufinden – wenn er vielleicht manchmal noch so ein bisschen unter der Wolldecke liegt. Mal den Spiegel vorzuhalten und zu sagen: "Schaut mal, das kommt bei uns an. Ist das so, wie ihr es haben möchtet? Und wenn nicht, wie können wir dahin kommen, wie ihr es haben wollt? Und wir können Euch dafür die Tools an die Hand geben!"
    Und das Resultat des langen Probens hören wir jetzt. Den Anfang machen "The Monitors" aus dem hessischen Friedberg bei Frankfurt. Die fünf Jungs spielen eine Mischung aus Indie-Rock und Brit-Pop, der zahlreiche Vorbilder aus Großbritannien anklingen lässt. Schlagzeug und Bass treiben nach vorne, die Gitarrenriffs glänzen und die Band beherrscht die Spannung erzeugende Kunstpause aus dem FF. Auf der Bühne wirken die um die 20-Jährigen etwas jung und verschüchtert und der Gesang kommt manchmal etwas verhalten daher – und doch haben "The Munitors" ihr Publikum bei etlichen Konzerte begeistert, unter anderem als Support-Act der kanadischen Band "Japandroids". Am meisten beeindruckt am PopCamp hat sie vor allem die Energie der Dozenten, sagt Gitarrist Leon Woldt:
    "Es sind Menschen, die wirklich davon leben oder die Musik auch leben – und das ist für junge Band immer schwierig so zu sehen, dass das geht, weil das ist immer mit Zweifeln verbunden, wenn Du sagst: Okay, ich bin Musiker, dann gucken alle immer. "Da kannst Du doch nicht leben von! Du musst was Richtiges machen!" Und die leben das wirklich! Und diese Energie, das durchzuziehen und einfach dranzubleiben und das einfach zu leben, das war für mich – und ich denke, die Jungs stimmen mir da zu, das größte daran."
    Bühne frei für "The Munitors" mit "A Trip" und "Shelter"
    Musik
    Interpret: The Munitors
    Titel: A Trip
    Komposition: Julien Mauska, Leon Woldt, Max Fritsch, Tim
    Preuss, Steven Kopp
    Text: Julien Mauska
    Spieldauer: 2‘23
    Interpret: The Munitors
    Titel: Shelter
    Komposition: Julien Mauska, Leon Woldt, Max Fritsch, Tim
    Preuss, Steven Kopp
    Text: Julien Mauska
    Spieldauer: 4‘05
    "The Munitors" – am 20. Dezember im Frankfurter Klub "Das Bett" zu hören – und für alle anderen gibt’s die Stücke auf der EP "Take One".
    Mateo
    In den 80ern durfte es fast in keinem Chart-Hit fehlen, in den Techno-90ern war es dann schlichtweg verpönt, doch in letzter Zeit erlebt es ein Revival – gemeint ist das gute, alte Saxofonsolo. Auch "Mateo" aus Bautzen haben dieses gefühlvolle und intensive Instrument in ihrem Repertoire. Und das passt ganz gut zu ihren Pop-Songs voller Herz und Verstand, mit deutschen Texten und schönen Geschichten über Liebe, Sehnsucht, Freundschaft und mehr - leger vorgetragen von Sänger Jan-Philipp Schneider, der energisch in die Keyboard-Tasten haut oder in Rapper-Haltung die Bühne in Beschlag nimmt. Auf Festivals haben sie schon gespielt, auch als Vorband von "Silbermond" und eben auch im PopCamp. Und da gab’s für "Mateo" überraschende Erkenntnisse, sagt Schlagzeuger Friedo:
    "In einer Band ist es irgendwann so, dass es ganz gut zu vergleichen ist mit einer Beziehung zu einer Frau oder so, ohne die körperliche Seite, und natürlich gibt’s da auch viele Konflikte, ganz subtile Sachen und so. Wir haben in der ersten Arbeitsphase auch viel Zeit damit verbracht miteinander zu reden und unser Bandkonstrukt, unsere Beziehung untereinander auch, zu verstehen. Das war total wichtig, weil es hat uns jetzt viel, viel näher zusammengebracht."
    "Mateo" mit ihren Songs "Ich helf‘ dir dabei", "An deiner Seite" und "Lieblingslieder".
    Interpret: Mateo
    Titel: Ich helf‘ dir dabei
    Komposition: Alexander Henke, Steve Kuhnen, Friedrich Steinke, Bernhard Stiehle, Jan-Philipp Schneider, Christoph Jahn
    Text: Alexander Henke, Steve Kuhnen, Friedrich Steinke, Bernhard Stiehle, Jan-Philipp Schneider, Christoph Jahn
    Label: soundso Musikverlag
    Spieldauer: 3‘30
    Interpret: Mateo
    Titel: An deiner Seite
    Komposition: Alexander Henke, Steve Kuhnen, Friedrich Steinke, Bernhard Stiehle, Jan-Philipp Schneider, Christoph Jahn
    Text: Alexander Henke, Steve Kuhnen, Friedrich Steinke, Bernhard Stiehle, Jan-Philipp Schneider, Christoph Jahn
    Label: soundso Musikverlag
    Spieldauer: 3‘10
    Interpret: Mateo
    Titel: Lieblingslieder
    Komposition: Alexander Henke, Steve Kuhnen, Friedrich Steinke, Bernhard Stiehle, Jan-Philipp Schneider, Christoph Jahn
    Text: Alexander Henke, Steve Kuhnen, Friedrich Steinke, Bernhard Stiehle, Jan-Philipp Schneider, Christoph Jahn
    Label: soundso Musikverlag
    Spieldauer: 3‘16
    Da wäre vielleicht sogar ein ganzer Bläsersatz angebracht. Vielleicht beim nächsten Auftritt von "Mateo" – am 4. Dezember in München, am 20. in Dresden und 21. in Bautzen. Ihr Debütalbum heißt "Achtzehndreißig".
    Aileen Phoenix
    08-15 ist ihre Sache nicht. Aileen Phoenix hat in letzter Zeit eine wahre Achterbahnfahrt erlebt. Angefangen hat die Berlinerin mit ihrem Schlagzeuger 2011 als experimentelles Jazz-Duo mit dem Namen "Wildchild". Während der intensiven Arbeitsphase im PopCamp haben sich ihre Wege überraschend getrennt. Doch in Windeseile formierte Aileen um sich herum eine neue Band und einen neuen Avantgarde-Sound. "Urban Jungle Groove", nennt sie ihn. Und der kann sich mehr als hören lassen: Jazzige Piano-Melodien, Percussions, ein grooviger Bass und die kraftvolle Stimme von "Aileen Phoenix" verleihen den ambitionierten Songs eine künstlerisch-poetische Note. Und das nicht nur, weil sie auf der Bühne gern mal ein Gedicht rezitiert.
    Ihre Erwartungen an das PopCamp haben sich erfüllt, sagt Aileen:
    "Da ist so viel rausgekommen, und eine neue Richtung klargeworden. Ich bin mit einer anderen Band in das Projekt reingegangen und komme jetzt mit einer neuen Band aus dem PopCamp. Die ist da geboren worden. Also es ist viel passiert! Und aufregend war es! Die Panik, ob wir es in dieser kurzen Zeit gut hinkriegen. Wir haben ein Proberaumkonzert gespielt und ich bin da selber stolz drauf, was herausgekommen ist innerhalb von vier Tagen!"
    Musik
    Interpret: Aileen Phoenix
    Titel: Peace
    Komposition: Aileen Phoenix
    Text: Aileen Phoenix
    Spieldauer: 3‘25
    Interpret: Aileen Phoenix
    Titel: Missy & da Bomb
    Komposition: Aileen Phoenix
    Text: Aileen Phoenix
    Spieldauer: 4‘05
    Interpret: Aileen Phoenix
    Titel: Shelter
    Komposition: Aileen Phoenix
    Text: Aileen Phoenix
    Spieldauer: 3‘35
    Mystisch und auch mal rockig – "Aileen Phoenix" war das mit "Peace", "Missy & da Bomb" und zuletzt "Shelter". Sie hören den Deutschlandfunk und die Sendung "On Stage" – auf der Bühne sind die fünf aktuellen PopCamp-Bands des Jahrgangs 2013.
    Filius Nox
    "Filius Nox" könnte dem ein oder anderen schon bekannt sein: In diesem Jahr gehörten die vier jungen Männer aus Bad Berzabern bei Karlsruhe zu den Finalisten des "New Music Award" der ARD-Jugendradiosender. Außerdem spielten "Filius Nox" beim legendären Festival "Rock am Ring" – in einer Reihe mit gestandenen Musikern wie Tocotronic, Casper und Phoenix. Vor gerade mal zwei Jahren wurde die Band aus der Taufe gehoben, und klingt doch schon sehr ausgereift und popwellenkompatibel. Sphärisch-atmosphärischer Indie-Pop mit einem Hauch von 80er-Sythies – dazu fast in jedem Song der von Sänger und Lockenkopf Dominik Fischer zelebrierte Urschrei. Das kam gut an beim Publikum im Berliner Frannzklub – es wurde getanzt und ausgiebig applaudiert.
    "Filius Nox" mit "Fight it Out", "Second Love" und "Control".
    Interpret: Filius Nox
    Titel: Fight it Out
    Komposition: Dominik Fischer, Patrick Ebner, Yannis Darcy, Maximilian Faschan
    Text: Dominik Fischer
    Spieldauer: 3‘00
    Interpret: Filius Nox
    Titel: Second Love
    Komposition: Dominik Fischer, Patrick Ebner, Yannis Darcy, Maximilian Faschan
    Text: Dominik Fischer
    Spieldauer: 2‘40
    Interpret: Filius Nox
    Titel: Control
    Komposition: Dominik Fischer, Patrick Ebner, Yannis Darcy, Maximilian Faschan
    Text: Dominik Fischer
    Spieldauer: 3‘00
    Nitzsche & Hummel
    Und nun wird es wieder experimenteller: Violine meets Sampler, pulsierender Bass trifft auf Effektgeräte, elektronische Beats auf hallige Vocals, Klangmodulation und Loops inklusive – das ist die besondere Mischung von Sabine Bremer und Arne Nitzsche alias "Nitzsche & Hummel" aus Berlin. Der Mix aus verschiedenen musikalischen Zutaten verschmilzt zu tanzbaren Klängen, irgendwo zwischen Electronic-Acid, Pop und Urban-Jazz. "Nitzsche & Hummel" lassen den Zuhörer eintauchen in das großstädtische Lebensgefühl im Takt der Metro, Klubkultur und Nachtschwärmerei. Dieser Sound passt perfekt zu Berlin! Und an ihren Vocals hat das Duo im PopCamp besonders gefeilt, sagt Sabine Bremer.
    "Definitiv haben wir sehr viel an unseren Stimmen gearbeitet. Nicht nur an den Sounds, sondern auch wirklich an Gesangstechnik. Und das ist eine Sache, die mich glaube ich ein Leben lang begleiten wird und auch die nächsten Monate das einfach aufzuarbeiten und daran zu üben."
    Wir hören das Stück "No Return", ebenfalls erschienen auf dem gleichnamigen Debütalbum von "Nitzsche & Hummel".
    Musik
    Interpret: Nitzsche & Hummel
    Titel: No Return
    Komposition: Arne Nitzsche
    Text: Arne Nitsche, Sabine Bremer
    Spieldauer: 8‘00
    Das waren "Nitzsche & Hummel", und zuvor "Filius Nox", "Aileen Phoenix", "Mateo" und "The Munitors" beim diesjährigen Abschlusskonzert "PopCamp live 2013" am 15. November in Berlin.
    Diesen Konzertmitschnitt können Sie auf an dieser Stelle für ein Jahr nachhören - bis 2014 das nächste PopCamp die Bühne rockt.