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Presseschau
"Merkel sediert das Land"

Die Landtagswahl in Sachsen und das starke Abschneiden der Alternative für Deutschland (AfD) beschäftigen auch heute die Tageszeitungs-Kommentatoren. Sie sehen die Verantwortung dafür auch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Weiteres Thema unserer Presseschau: der Rücktritt von Christine Haderthauer.

01.09.2014
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt im Bundestag eine Regierungserklärung zu dem bevorstehenden G-7-Gipfel in Brüssel ab.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt im Bundestag eine Regierungserklärung zu dem bevorstehenden G-7-Gipfel in Brüssel ab. (dpa / Wolfgang Kumm)
    Ein zentrales Thema ist weiter die Nachlese der Landtagswahl in Sachsen. Aber einige Kollegen gehen auch schon auf den erst am Abend verkündeten Rücktritt von Christine Haderthauer ein - zum Beispiel die NEUE PRESSE aus Hannover:
    "Eigentlich hätte man erwarten können, dass Haderthauer schon vor zwei Wochen zurückgetreten wäre. Vielleicht glaubte sie, die Affäre irgendwie durchstehen zu können, weil ja Skandale in der CSU lange zum politischen Alltag gehörten. Doch die Zeiten, in der Amigos mit Nachsicht rechnen konnten, haben sich auch in Bayern geändert. Nur Frau Haderthauer hat das nicht erkannt."
    Auch SPIEGEL ONLINE findet: "Man sagt das ja gerne mal, aber für den aktuellen Fall hätte diese Phrase eigentlich erfunden werden müssen: Dieser Rücktritt war überfällig. Eigentlich war Haderthauer schon in dem Moment untragbar geworden, als die schlichte Tatsache ans Licht kam, dass sie sich an den Erzeugnissen von psychisch Kranken bereicherte, die ihr Gatte Hubert als Arzt zu betreuen hatte."
    "Arrogante Attitüde" titelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG auf ihrem Online-Portal und kommt ebenfalls zu dem Urteil: "Nach quälenden Wochen des Hinauszögerns ist es passiert, endlich: Haderthauer ist zurückgetreten."
    Kommen wir nun zur Sachsenwahl. Hier interessiert die Kommentatoren vor allem der Erfolg der AfD. Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN machen Kanzerlin Merkel für deren Erstarken verantwortlich: "Jene selbst ernannte 'Alternative für Deutschland' hat sich ja auch wegen Merkels angeblich 'alternativloser' Politik so genannt und formiert. Politik ist aber nie alternativlos, da hat die AfD Recht. Über Politik muss gerungen werden. Das tut Merkel kaum. Sie sediert das Land, stellt die Bürger ruhig. So erhöht sie auch die Wahlmüdigkeit. Diejenigen jedoch, die sich eine andere Politik wünschen, gehen zur Wahl - und votieren dann eben zum Beispiel für die AfD."
    Das HANDELSBLATT bemerkt: "Zwar haben die etablierten Parteien recht, dass niemand die AfD überbewerten sollte - sie ist aber auch nicht zu unterschätzen."
    Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG sieht statt einer Unterschätzung eher eine Selbst-Überschätzung: "Tatsächlich fehlt jeder Beweis, dass die AfD zu mehr fähig ist als zu populistischen Parolen. Außer dem Versprechen, für alle Probleme eine 'Alternative' zu haben, bietet die AfD noch nichts."
    Dennoch warnt die MITTELBAYERISCHE ZEITUNG: "Es könnte der CDU ähnlich ergehen wie der SPD, die von der Linken unter Druck gesetzt wird und seitdem bundesweit nicht mehr aus dem 20-Prozent-Ghetto herauskomm."
    Die WAZ aus Essen überlegt: "Führende Christdemokraten beruhigen sich mit der Prognose, die Euro-Kritiker würden so rasch scheitern wie die Piraten. Das kann passieren, wahrscheinlich ist es nicht. Die AfD ist wesentlich straffer organisiert, ihr Führungspersonal kommt aus der Mitte der Gesellschaft, die Partei hat ein größeres Spektrum an ernsten Themen - und sie füllt mit ihren rechtskonservativen Parolen offenbar eine Lücke aus."