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Prozess
Der Staatsfeind vom Bolzplatz

Ins Gefängnis wegen ein paar regierungskritischer Twitter-Nachrichten? Der ehemalige deutsche U21-Nationalspieler Deniz Naki steht in der Türkei wegen prokurdischer Posts vor Gericht. Ihm drohen fünf Jahre Haft.

Von Reinhard Baumgarten | 07.11.2016
    Deniz Naki beim Zweitligaspiel FC St. Pauli gegen den SC Paderborn 2012/13
    Deniz Naki beim Zweitligaspiel FC St. Pauli gegen den SC Paderborn 2012/13 (Imago)
    "Es ist so, dass ich überhaupt keine Angst habe," sagt Deniz Naki, Star von Amedspor, dem Drittligisten aus Diyarbakir. Der 27-Jährige hätte gute Gründe, Angst zu haben. Am Dienstag steht er vor Gericht. Seit der vergangenen Saison werde eine Lynchkampagne geführt, sagt Soran Haldi Mızrak. Er ist der Anwalt von Deniz Naki. "Einer der Betroffenen dieser Kampagne ist Deniz. Andere Spieler sind auch involviert, aber Deniz steht wegen seiner Popularität im Fokus."
    Deniz Naki hat Nachrichten auf Twitter und Facebook abgesetzt. Einen wichtigen Sieg seiner Mannschaft widmete er darin den Menschen, die –Zitat – "in 50 Tagen Unterdrückung getötet oder verletzt wurden." Naki spielt damit auf die blutigen Auseinandersetzungen im kurdischen Südosten der Türkei und – wie er betont – die vielen zivilen Opfer an.
    "Ich gehe vom Schlimmsten aus"
    Ohne dass man ihn angehört habe, ohne zu verstehen, was er sagen wolle, habe man ihn deswegen für zwölf Spiele gesperrt, erklärt Anwalt Mızrak, und er spricht von einem rassistischen Reflex gegen seinen Mandanten.
    Der Obrigkeit reicht die Sperre auf dem Spielfeld nicht. Naki muss vor den Kadi: "Ich geh vom Schlimmsten aus. Das ist von ein bis fünf Jahre. Je weniger, umso besser natürlich. Früher in Deutschland habe ich geträumt. Ich hab gesagt, ich möchte vielleicht in fünf, sechs Jahren Fußballprofi werden. Ich möchte in zwei Jahren dies oder das machen. In der Türkei ist das nicht so. Hier darfst Du nicht träumen."
    "Sehe keinen Grund, das Land zu verlassen"
    Deniz Naki ist deutscher Staatsbürger. Er ist in Düren geboren worden und hat in der deutschen U21-Nationalmannschaft gespielt. Er hätte längst nach Deutschland zurückgehen können. "Da ich im Recht bin und nichts Falsches gemacht habe, sehe ich keinen Grund dafür, das Land hier zu verlassen."
    Die Entwicklungen der vergangenen Monate, Wochen und Tage deuteten nicht auf einen für ihn positiven Ausgang des Prozesses hin, räumt der Star von Amedspor nüchtern ein. "Der Staatsanwalt, der Richter das sind alles Menschen, das sind alles Leute von Tayyip Erdoğan. Er stellt seine eigenen Leute ein und wenn der Kopf des Systems entscheidet, das muss so und so gemacht werden, dann glaube ich nicht, dass ein Richter sagt, nein, das wird nicht so gemacht."