Freitag, 10. Mai 2024

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Psychische Erkrankungen
"Ich wollte nicht auffallen"

Psychische Erkrankungen sind im Profifußball immer noch ein Tabuthema. Der ehemalige Profi Martin Amedick spricht im Dlf-Gespräch offen über seine Krankheit. Anfangs stellte er sich die Frage: „Was passiert, wenn das bekannt wird und wie geht es dann mit meiner Karriere weiter?“

Martin Amedick im Gespräch mit Marina Schweizer | 10.05.2018
    Martin Amedick beim Training bei der Eintracht Frankfurt.
    Martin Amedick hat nach seiner Krankheit wieder Fußball im Kopf. (imago sportfotodienst)
    "Es war so, dass ich Symptome von depressiven Phasen hatte: Motivationslosigkeit, ein Gefühl der absoluten Leere, Ohnmacht und wenig Antrieb", erzählt der ehemalige Bundesligaprofi, der unter anderem beim BVB und Eintracht Frankfurt spielte. Es sei ein schleichender Prozess gewesen, bis er dann schließlich aus dem Trainingsbetrieb ausgestiegen sei, "um mit professioneller Hilfe die Sache wieder in der Griff zu bekommen".
    "Dieser Druck war schon sehr groß"
    "Der Druck im Profifußball war für mich jetzt nicht ausschlaggebend für den Ausbruch der Krankheit, aber es war schwierig, im Umgang mit der Krankheit nicht aufzufallen." Er hätte Sorge gehabt, dass seine Krankheit öffentlich würde. "Dieser Druck war schon sehr groß und hat dazu beigetragen, dass es noch schwieriger war, mit den Symptomen umzugehen und er hat das Ganze im Endeffekt noch getriggert", so der Ex-Profi, der heute Psychologie studiert.
    Umgang mit psychischen Erkrankungen normalisieren
    Es sei immer noch ein Prozess, in der Gesellschaft ein Bewusstsein für psychische Erkrankungen und einen besseren Umgang damit zu schaffen. Er selber versucht, das Thema - auch in Vorträgen in Nachwuchsleistungszentren - zu normalisieren. "Denn immer noch ist es so, dass das Wissen über Depressionen oder psychische Erkrankungen oft sehr vage ist."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.