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Putin-Anhänger nutzen Obamas Wahlkampftaktik

Barack Obama hat es in seinem Präsidentschaftswahlkampf vorgemacht: Wer Wähler erreichen will, muss im Internet für sich werben. Die Freunde Wladimir Putins gehen den gleichen Weg: Ab heute erklären im Netz junge Leute in Videobotschaften, warum sie ihn erneut zum Präsidenten wählen werden.

Von Gesine Dornblüth |
    Vier blaue Balken formen sich auf dem Bildschirm zu zwei V's, wie Vladimir Vladimirovitsch. Gemeint ist Putin, denn um ihn geht es in den Videobotschaften.

    "Guten Tag. Ich heiße Zaur Gazdarow. Putin ist nicht ideal. Aber zurzeit gibt es keinen Politiker, der ihm gewachsen ist."

    Zaur Gazdarow studiert Journalistik. Studenten seiner Fakultät haben das Internetprojekt "Moj Putin", auf Deutsch "Mein Putin" auf den Weg gebracht.

    "Ich bin für Putin. Nicht, weil ich Konformist bin, sondern, weil ich meine Meinung habe. Dass ich die frei sagen kann, ist ein Zeichen der Demokratie. Und deshalb wähle ich im März Putin: Damit wir weiter in einem freien Land leben."

    Die Organisatoren haben Junge und Erfolgreiche für das Projekt gewonnen. Maxim Perlin sitzt mit auf dem Schreibtisch gefalteten Händen auf einem Chefsessel. Mit 21 Jahren hat er bereits 50 Angestellte.

    "Ich bin jung und auf dem Höhepunkt meiner Möglichkeiten. Aber die nächste Finanzkrise steht vor der Tür. Ich werde für Wladimir Putin stimmen, weil nur er uns vor einer neuen Krise bewahren kann."

    Auch Prominente machen bei dem Projekt mit. So wie der Schauspieler Wjatscheslaw Manutscharow.

    "Ich erinnere mich noch sehr gut, wie meine Familie das erste Mal für Wladimir Putin gestimmt hat. Ich erinnere mich, wie wir bis dahin gelebt hatten: Wie wir in den 90er-Jahren die Türen verriegelten, wie wir abends Angst hatten, auf die Straße zu gehen. Das war schrecklich."

    Sicherheit und Stabilität – das sind die Schlüsselmomente, mit denen Putin punkten will. Dazu beschwört er das Schreckensbild der 90er-Jahre, in denen in Russland zwar Freiheit herrschte, aber kein Wohlstand. Die Videos seiner jungen Unterstützer illustrieren genau das. Einer der Organisatoren des Projekts ist Wladimir Tabak. Der Journalist hat schon 2010 Aufsehen erregt, als er Putin einen Erotikkalender zum Geburtstag schenkte, für den sich Studentinnen der journalistischen Fakultät ausgezogen hatten.

    "Unter Journalisten ist es längst out, für Putin zu sein. Dafür wirst du bei Facebook und Twitter übel beschimpft. Aber je mehr Menschen ich Tag für Tag sehe, die Putin hassen, umso mehr fühle ich mich darin bestärkt, Putin zu wählen."

    Julia, 21, hat sich in einer Skisporthalle bei Moskau filmen lassen. Noch bevor sie etwas sagt, kommen ihre Handschuhe ins Bild. Rote Fäustlinge mit olympischen Ringen darauf. 2014 sind Olympische Winterspiele in Russland, in Sotschi, Putin hatte sich persönlich dafür eingesetzt.

    "Ich werde Putin wählen, weil mir seine Einstellung zum Sport gefällt. Ich träume seit Langem davon, mal nach Sotschi zu fahren, vielleicht werde ich als freiwillige Helferin bei den Olympischen Spielen genommen."

    Nach ihrem Auftritt im Internet dürfte das wahrscheinlicher geworden sein. Dann fährt sie mit dem Snowboard den Berg herunter und winkt noch einmal in die Kamera.

    Kaum online, ist das Projekt "Mein Putin" bereits Hohn und Spott ausgesetzt. So schreibt einer: "Komisch, zu sehen, wie die Anhänger Putins über Meinungsfreiheit reden, zugleich aber keine Kommentare zu den Videos zulassen." Tatsächlich kann man nur eines der Videos kommentieren – wohl ein Versehen. Sonst ist lediglich die Bewertung "gefällt mir" oder "Gefällt mir nicht" erlaubt. Bisher sind die meisten Bewertungen negativ. Da müssen die Macher wohl noch ein bisschen mobilisieren.