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Reportage: Die Pflanzen eines Klostergartens

Früh schon haben Nonnen und Mönche Pflanzen angebaut, ihre Wirkung studiert und aus den Beobachtungen Heilverfahren entwickelt. Heute spielt die Pflanzenheilkunde in den Klöstern keine so große Rolle mehr, aber es gibt einige Häuser, in denen die alten Traditionen noch gepflegt werden.

Von Mirko Smiljanic |
    Würzburg, Kloster Oberzell, ein schöner warmer Sommertag. 30 Franziskanerinnen leben in den ehrwürdigen Mauern mit einer mächtigen Kirche und einem Klostergarten, wie es ihn nur wenige gibt in Deutschland. 150 Meter ist er lang und 30 Meter breit, auf der einen Seite eingesäumt von Wegen, auf der anderen Seite verläuft eine niedrige Mauer.

    "Sie sehen hier die Königskerze, an der Mauer rankt sich dann auch die Kapuzinerkresse, die ja sehr schön ist, die ich jeden Tag auch pflücke, die dann die Vitaminstoffe fördert, dass ich dann auch gesund bin."

    Erklärt Schwester Leandra, die Leiterin des Klostergartens:

    "Lavendel ist auch etwas Wunderschönes, das wir jetzt erst geerntet haben, wo wir dann schöne Säckchen machen, die blauen Blüten, die dann als Schlafkissen dienen, ja, und dann haben wir viele andere Gewächse hier."

    Betörende Farben, berauschende Gerüche – ein Klostergarten wie aus dem Bilderbuch. Die Klostermedizin, sagt Johannes Gottfried Meyer, Mitglied der Forschergruppe Klostermedizin, speist sich aus drei Quellen. Da ist einmal die Medizin des antiken Griechenlands:

    "Zum anderen eigene Erfahrungen und zum Dritten die Volksmedizin. Also, das ist eine Sammlung dieser drei Quellen, die die Klostermedizin als Ganzes dann ausmacht."

    Sommerlicher Garten.

    "Die Rosenmelisse blüht jetzt sehr stark, hat eine neue Blüte und ist auch ein neues Gewächs. Die alten Gewächse habe ich dann hier, vor allem die Ringelblume oder auch, ja, da ist Frauenmandel, da ist die Scharfgabe, da ist dann auch Basilikum, Majoran, was ich auch verwende ich der Küche für die Salate, für die ganzen Gerichte, Estragon und was auch immer noch dazu kommt, ne."

    Schwester Leandra geht durch die schmalen Wege zwischen den Beeten, vorbei an Dill und Bohnenkraut, Liebstöckel und Gelbem Enzian, der Fieber senkt, eine Ecke bedeckt Minze, daneben wächst Wegerich, dessen Saft auch die Wirkung von Insektenstichen lindert. Neben klassischen Kräutern ist Schwester Leandra aber auch offen für Neues.

    "Das ist was ganz Neues, das habe ich geschenkt bekommen, das muss ich erst ausprobieren. Ich bin also eine Lernende, die also jedes Jahr neue Kräuter dazu sucht. Und diese Griechische Bergrose steht ja sogar für Tumore. Aber da muss ich erst nachforschen, wie sich das verhält."

    Kräuter gegen Krebs? Ein heikles Thema. Nach allem, was Pharmazeuten heute wissen, lässt sich keine einzige Tumorart erfolgreich mit einer Pflanze heilen. Aber wie sagt Schwester Leandra: Sie sei eine Lernende. Und wer weiß, vielleicht kommt ja mal aus einem Klostergarten der Hinweis für eine Erfolg versprechende Tumorbehandlung.