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Robert Pattinson
"Ich habe kein Selfiegesicht"

Wo "Twilight"-Star Robert Pattinson auftaucht, fallen Teenager in Ohnmacht. In seinem neuen Film "Life" spielt der britische Schauspieler den "Magnum"-Fotografen Dennis Stock, der sich nach einem Shooting mit James Dean, dem Teenie-Idol der Fünfziger, anfreundete. Im Corso-Gespräch verrät Robert Pattinson, was ihm an der Rolle gefiel.

Robert Pattinson im Corso-Gespräch mit Sigrid Fischer |
    Der britische Schauspieler Robert Pattinson.
    Der britische Schauspieler Robert Pattinson. (dpa / picture alliance / Hubert Boesl)
    Sigrid Fischer: Gibt es von Ihnen auch so ein Foto, von dem Sie sagen würden: das ist mein Times-Square-Foto, wie das von James Dean im Regen und im Mantel, das jeder kennt, also gibt es das eine, das vielleicht damals ein ähnliches Potenzial gehabt hätte?
    Robert Pattinson: Es werden so viele Fotos von mir gemacht, bei Premieren und so. Es gibt ein paar, die die Leute von mir signiert haben möchten, und das sind immer die gleichen. Für mich nicht nachvollziehbar, weil sie nicht meinen Geschmack treffen, und ich denke dann: Warum denn dieses Foto? Ich weiß nicht, ob es das Eine gibt, ich wäre sicher auch der Falsche, um das zu beurteilen. Und was die James-Dean-Fotos von damals angeht: Das war ja wie eine Werbekampagne. Die waren in bestimmter Weise inszeniert: Sie sollten die verlorene Seele zeigen. Soll er zurück auf die Farm der Familie gehen oder nicht? Man wollte den inneren Konflikt des Farmerjungen und Künstlers darstellen. Fotos von mir dagegen sollen ja jede potenzielle Fangruppe erreichen, man soll auch denken können, der auf dem Foto ist 14. Dadurch verwässert das Bild etwas.
    Fischer: Ist das nicht eigentlich auch unangenehm, wenn man immer und überall abfotografiert wird?
    Pattinson: Ich fühle mich heute damit viel wohler als früher. Ich weiß nicht genau warum. Wenn man Millionen Mal in einer bestimmten Pose zu sehen war, dann gucken die Leute wahrscheinlich nicht mehr hin, sondern durch einen durch. Also entweder stellt man sich dahin wie eine Madame-Tussauds-Figur oder man guckt die ganze Zeit erschrocken. Ich vermeide Fotos inzwischen.
    Fischer: Inzwischen haben Sie aber wahrscheinlich raus, wie Sie gucken müssen, damit ein gutes Foto dabei rauskommt?
    Pattinson: Als ich jünger war, hab ich mich irgendwann beim Posieren erwischt. Dann habe ich mich ermahnt, damit aufzuhören, das ist ja peinlich.
    "Alle machen auf James Dean, das ist ziemlich peinlich"
    Fischer: Was wussten Sie über James Dean?
    Pattinson: Ich glaube, wie so ziemlich jeder Schauspieler, war ich auch mit 16, 17 von ihm ein bisschen besessen. Jeder in dem Alter hat doch seine Körpersprache studiert und bei den erstens Castings machen dann alle auf James Dean, das ist ziemlich peinlich. Also seine Biografie habe ich nicht gelesen, aber ich hab mir vieles von ihm angesehen.
    Fischer: Aber dann sollten nicht Sie James Dean spielen in dem Film "Life", sondern Dane DeHaan. Waren Sie da enttäuscht?
    Pattinson: Er ist schon eine interessante Figur, aber Dennis Stock liegt mir viel mehr. So wie die Rolle geschrieben war, ist James Dean unheimlich selbstbewusst. Er weiß, dass er groß rauskommen wird. Ich gehörte aber nie zu denen, die ihren Erfolg für unvermeidlich halten. Wenn Probleme aufkommen, denke ich sofort: Das schaff ich nicht! Dennis Stock war erfüllt von Angst, dem fühl ich mich näher als dem völlig zwanglosen Künstler.
    Pattison über Dennis Stock: "Er ist ein Arschloch. Das gefiel mir."
    Fischer: Von Dennis Stock haben wir nicht so ein deutliches Bild, Wir sehen ihn im Film in einer unzufriedenen Lebenssituation, auch privat, was war für Sie der entscheidende Punkt bei ihm, den Sie herausarbeiten wollten?
    Pattinson: Er ist ein unglaublich negativer Typ, er ist ein Arschloch. Das gefiel mir. Das täuscht ja oft: Viele Leute, die Künstler werden wollen, haben Angst, und die Angst hält sie davon ab, der Künstler zu werden, der sie sein wollen. Und dann schieben sie es auf alles andere, auf Frau und Kind und die Stadt - weil sie Angst haben, als Künstler nicht so gut zu sein, wie sie denken. Das machte ihn aus und das kann ich sehr gut nachvollziehen. Und dann ist da James Dean, der genau das Leben lebt, das Stock eigentlich leben will und er ist so neidisch darauf, wie der sein Talent auslebt. Und er versteht es nicht.
    Eine Frau blickt auf ein Schwarz-Weiß-Bild mit James Dean, der den Times Square entlang geht.
    James Dean auf dem Times Square: Eine der bekanntesten Aufnahmen von Dennis Stock. (dpa/picture alliance/Norbert Försterling)
    Fischer: Robert Pattinson, wie gehen Sie denn selbst mit Druck und Ihren Erwartungen an sich selbst um?
    Pattinson: Das ist ein Auf und Ab. Dauernd sagen einem Leute: Hör auf niemanden. Aber das ist falsch, natürlich muss man auf andere hören. Das ist eine schwierige Balance. Einerseits soll man die Leute unterhalten, andererseits kann es einen so sehr verletzen, wenn das Publikum einen nicht mag. Gleichzeitig kann man ohne die Angst, bei den Leuten nicht anzukommen, auch nichts Interessantes zustande bringen. Eine schwierige Balance. Einen Tag sagt man: Ach, scheiß drauf. Am nächsten Tag: Bitte liebt mich! Und ohne diesen Druck wäre es auch langweilig. Ich weiß da auch keine Lösung.
    Jedes Mal, wenn ich einen neuen Job annehme, mache ich mich immer total verrückt innerlich, alles in mir bricht zusammen, ich werde depressiv und denke, ich bin der schlechteste Schauspieler aller Zeiten. Mein Vater sagt dann: Ich finde es gut, wenn du so bist, das bedeutet, dass du deine Sache gut machen wirst. Ich kann aber an die romantische Idee nicht glauben, dass man dafür mit Schmerzen zahlen muss. Ich versteh das nicht, weil sobald ich anfange zu arbeiten, ist das alles weg, aber die Wochen vorher sind schrecklich.
    Parallelen zu James Dean?
    Fischer: Sie kriegen das in Ihren Hotels vielleicht nicht so mit, aber die Fans stehen ja schon morgens am roten Teppich, um Sie abends aus der ersten Reihe zu sehen. Ich sehe da Parallelen zu James Dean. Dieser Hype, das Fan-Gekreische seit der "Twilight"-Rolle, kann man das vergleichen?
    Pattinson: Ich glaube, da gibt es schon einen Unterschied. "Twilight" war einer der ersten Filme, bei dem die Vertriebsfirma das Potenzial der Internetfangemeinde erkannt hat. Sie hat dafür gesorgt, dass die den ganzen Hype erzeugt. Bei James Dean war es so, dass die Leute von ihm geführt werden wollten. Das ist der Unterschied. In "Twilight" wollte das Publikum sich wiederfinden. Die Fans fühlten sich als Teil davon, der James Dean-Ruhm beruht darauf - und deshalb war auch der Druck für ihn viel größer - dass die Leute Antworten wollten, sie wollten, dass er ihnen sagt, wie sie leben sollen. Das hat mich noch keiner gefragt.
    "Jetzt kann ich schon wieder in den Supermarkt gehen"
    Fischer: Wann haben Sie richtig begriffen, was da eigentlich mit Ihnen passiert ist? "Twilight" war ja nur ein Film, hat aber so eine Hysterie ausgelöst?
    Pattinson: Nach meinem Gefühl war ich ungefähr vier Jahre in einem Schockzustand. In den letzten zwei Jahren hat sich das erst etwas beruhigt und ich habe verstanden, wer ich eigentlich bin und was ich will. Als ich den Vertrag für die "Twilight"-Fortsetzungen unterschrieben habe, wusste ich, dass es circa zehn Jahre dauern würde, bis das nächste Kapitel meines Lebens beginnt. Und genauso fühle ich das auch, es sind jetzt sieben Jahre, so langsam ebbt die Aufmerksamkeit ab, und jetzt kann ich schon wieder in den Supermarkt gehen. Was für herrliche Erfahrungen - einfach mal zu McDonalds gehen!
    Fischer: Vielleicht gehen Sie irgendwann in den Supermarkt und niemand erkennt Sie mehr. Damit kommen ja viele nicht klar, auch in Ihrem Alter. Würden Sie da nicht was vermissen?
    Pattinson: Nein, ich meine, wenn Leute zur Premiere kommen, ist das toll, und wenn auf einmal niemand käme, wäre ich schon verdutzt. Ich mache den Job ja gerne und möchte, dass die Leute die Filme sehen. Aber die Hysterie füllt mich nicht aus, die macht mich im Gegenteil nervös, ich brauche sie nicht. Ich glaube, beängstigend wird es erst, wenn einen die Leute zwar erkennen, es ihnen aber total egal ist. Das wär das Schlimmste.
    Fischer: Fotografieren Sie selbst eigentlich auch, Robert Pattinson, also ich meine richtig, nicht Selfies?
    Pattinson: Ich habe kein Selfiegesicht. Es gibt Leute, bei denen sieht das richtig gut aus und deshalb können die das auch gut machen. Und es gibt die mit den unsymmetrischen Gesichtern, wo man dann, je nachdem von welcher Seite man fotografiert, aussieht wie ein Idiot. So ein Gesicht habe ich. Wenn ich nicht so eins hätte, wäre ich vielleicht dauernd bei Instagram und Twitter und so mit meinen Fotos, aber weil ich kein Selfiegesicht habe, kann ich daran nicht teilnehmen.