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Romantisch-feuriges Bemühen

Der junge Cellist Daniel Müller-Schott sich auf seiner neuen Orfeo-CD mit dem Pianisten Robert Kulek zusammengetan, und beider romantisch-feuriges Bemühen gilt Robert Schumann. Müller-Schott hat einen Ton von rascher Attacke und doch von einiger Leichtigkeit, und nicht zuletzt ist er ein bemerkenswerter Virtuose des Violoncello. Zu den eher grüblerisch veranlagten Musikern scheint er nicht zu zählen und auch nicht zu denen, deren Cellospiel in Bereiche vordringt, in denen es nicht mehr ganz geheuer ist. Eher zählt ein gut Teil Berechenbarkeit zu den musikalischen Charakterzügen von Daniel Müller-Schott. Man weiß einigermaßen, was einen erwartet.

Von Norbert Ely | 01.01.2005
    Das hat bei Schumann seine Vorteile. Der hat das Violoncello ja nicht eben großzügig bedacht. Alle Werke mit Ausnahme des rätselhaften und immer wieder gigantischen a-moll-Konzerts gehören der Welt der kleinen Formen an und sehen außerdem alternative Besetzungen vor. Zu Recht beliebt sind die Fantasiestücke op.73, die vielleicht mit Klarinette am ehesten mitreißen können, in denen aber auch der Cellist den Hörer bewegt. Hier fällt auf, wie der Cellist einerseits sehr wohl die Musik atmen lässt, anderseits jedoch die Möglichkeit des Streichinstruments nutzt, nicht wirklich Luft holen zu müssen. Das ist schon ein ebenso raffiniertes wie tief empfundenes Legato-Spiel, das Daniel Müller-Schott zum Beispiel im ersten der Fantasiestücke zeigt, das überschrieben ist mit "Zart und mit Ausdruck". Wohl wahr!

  • Musikbeispiel: Robert Schumann - Nr.1 'Zart und mit Ausdruck’ aus: Fantasiestücke op.73 für Violoncello und Klavier

    Die kleinen Formen Schumann’scher Fantasiestücke, Romanzen und dergleichen haben dem Cellisten Daniel Müller-Schott bei seiner neuen Orfeo-CD offenbar aber nicht genügt. Gut: es finden sich auch zwei Liedbearbeitungen: "Mondnacht" und das Abendlied aus Opus 85. Mit derlei haben sich schon viele große Cellisten geschmückt. Man will ja nicht immer nur sterbender Schwan sein. Aber mitten drin stößt man auf eine Transkription der a-moll-Violinsonate, und das weckt einerseits Bewunderung ob der technischen Fertigkeiten dieses Cellisten, anderseits lässt die Sonate eigentümlich unbefriedigt.

    Vielleicht geht es eben doch nicht so ohne weiteres, dass man das, was Robert Schumann einer Violine zudachte, eine Oktave tiefer spielt, in einer völlig anderen Region und in einer völlig anderen Farbe und in einer ganz anderen Relation zum Klavier. Doch wie gesagt: der Bewunderung ist es wert, was Daniel Müller-Schott zusammen mit seinem Klavierpartner Robert Kulek da im Finale der Sonate zuwege bringt. "Lebhaft" schrieb Schumann darüber. Der ganze Daniel Müller-Schott scheint so zu sein, und insofern wird man noch eine Menge von ihm erleben dürfen.

  • Musikbeispiel: Robert Schumann - 3. Lebhaft (Ausschnitt) aus der Sonate a-moll, op. 105 für Violine und Klavier



    Titel: "Robert Schumann - Werke für Violoncello und Klavier"
    Solisten: Daniel Müller-Schott, Violoncello
    Robert Kulek, Klavier
    Label: ORFEO
    Labelcode: LC 8175
    Bestell-Nr.: CD C 617041 A