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Sänger Stefan Gwildis
"Alles dreht sich"

Schon als kleiner Junge sei er in einen Topf voller Soulmusik gefallen, meint der Hamburger Musiker Stefan Gwildis. Später interpretiert und übersetzt er Soulklassiker von Otis Redding, Bill Withers, Ray Charles oder den Temptations. Im aktuellen Programm "Alles dreht sich" präsentiert er eigene Stücke, die sich Richtung Jazz bewegen.

Am Mikrofon: Thekla Jahn |
    Stefan Gwildis singt im Vordergrund in ein Mikrofon, Tobias Neumann sitzt im Hintergrund am Klavier
    Der Sänger Stefan Gwildis auf dem Theaterkahn Dresden (Carsten Nüssler)
    Der Soul-Crooner aus Hamburg hat zunächst auf der Straße Musik gemacht und gelernt, wie man sein Publikum erreicht. Das ist seine besondere Stärke. Bei einem Abstecher ins Kabarett Herrchens Frauchen konnte er Anfang der 1980er seine Pointen-Sicherheit schulen, war mit den Strombolis auf Tour und gründete Ende der 90er seine erste eigene Band: Stefan Gwildis & die Drückerkolonne. Die musikalische Wende im Leben von Stefan Gwildis kam 2003, als sein erstes Album erscheint: "Neues Spiel". Es ist ein Album ausschließlich mit Soulklassikern, die ihn schon sein ganzes Leben begleitet hatten.
    "Mein Vater war Reifenhändler und als Reifenhändler bekam man immer so Give Aways, meistens zu Weihnachten: schwarze Scheiben mit schwarzer Musik von Ella Fitzgerald und Sammy David Junior und ganz vielen Jazzern. Auf jeden Fall war es das, was ich von Kindesbeinen gehört habe. Meine Mutter grätschte dann zu diesen Jazzplatten rein mit Hildegard Knef. Das war meine Mischung, damit bin ich groß geworden. Mein Vater erzählte mir dann immer: Klar geht es auch um Herzensangelegenheiten in dieser Musik, aber es geht auch um die Haltung, die die Menschen haben, denn für die schwarzen Musiker in Amerika war das Thema Freiheit ganz wichtig‘. Und wenn man das immer im Hinterkopf hat, dann auch Gestalten sieht, die auch mit Musik zu tun hatten wie Mohammed Ali oder so, dann war da immer im Hintergrund das Thema Freiheit. Und das hat mich immer ganz besonders fasziniert und fasziniert mich auch bis heute."
    In den 1950er Jahren, als aus Gospel und Rhythm &Blues der Soul entstand, spielte die Bürgerrechtsbewegung in den USA für die Musiker eine wesentliche Rolle, und diese politische Dimension spiegelte sich auch in den Texten und im Umgang mit dem musikalischen Material wider.
    Soul als großes Sammelbecken
    "Für mich ist der Bereich Soul das große Sammelbecken für so viele Musik-Stilistiken, für Blues, für Klassik, für Jazz, für Gospel, für Spiritual. All das ist da mit drin. Und das Tolle eigentlich ist ja in diesem Bereich, dass man die Freiheiten hat, dass man nicht vorgeschrieben kriegt: Hier ein 120er Beat und dann wird darauf noch ein Text gezimmert, sondern Du kannst machen, was Du willst. Und das, was gut klingt und das, was Dir auf der Seele brennt, das macht die Soulmusik aus, und das finde ich einfach so schön diese Freiheit zu haben, ist ganz großartig."
    Stefan Gwildis hat viele der Songs, die mittlerweile zum Soulerbe gehören, auf Deutsch übersetzt und dabei einen eigenen Stil gefunden.
    "Manchmal kriegt man das mit einem gewissen Witz hin, manchmal auch nicht, manchmal ist es die Wortmalerei bei "Ain´t, no sunshine", da geht die Lautmalerei gut auf: ‚Allem Anschein nach bist Du´s‘. Aber wir haben einige Texte auch wortwörtlich übersetzt-und das klingt so bescheuert, muss ich ganz ehrlich sagen. Das haben übrigens auch andere Menschen probiert, wie Marvin Gay oder die Beatles. Die haben auch deutsche Texte gesungen auf ihre eigenen Versionen: ‚Oh Du bist so schön, schön wie ein Diamant. Ick will mit Dir gehen, komm gib mir Deine Hand.‘ Interpretieren ist besser."
    Bei seinem aktuellen Programm mit Eigenkompositionen dreht sich alles um Veränderungen im Alltag wie im Verlauf des gesamten Lebens.
    Aufnahme vom 3.3.17 auf dem Theaterkahn Dresden
    Diese Sendung können Sie nach Ausstrahlung sechs Monate online nachhören.