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Schneller Nachweis für einen Killer

Medizin. – Bis Bakterien eindeutig identifiziert sind, vergeht auch heute noch oft viel Zeit, denn es müssen – je nach Erreger – zunächst Proben in aufwändigen Kulturen angezüchtet werden. Erst dann offenbart sich der Übeltäter unter dem Mikroskop. Ein besonders gefährlicher Keim – das Legionella-Bakterium - kann jetzt aber in wenigen Stunden aufgespürt werden. Möglich macht dies ein in Deutschland hergestellter Antikörper, der den Erreger leuchtend rot markiert.

03.05.2004
    Legionella pneumophila besitzt einen traurigen Ruf: Das Bakterium löst bei Infizierten eine schwere Lungenentzündung aus, die tödlich verlaufen kann. Allerdings muss es dazu eingeatmet werden. Legionella liebt feuchte und warme Orte und ist etwa oft in Duschköpfen anzutreffen. Um eine Legionelleninfektion rasch adäquat zu behandeln ist es also wichtig, den Keim schnell zu identifizieren. Genau das gelingt jetzt französischen Forschern vom Labor für Mikrobiologie im südfranzösischen Banyuls in nur vier Stunden. "Dafür muss zunächst ein Marker gefunden werden, der spezifisch für den nachzuweisenden Bakterienstamm ist. Zweitens benötigt man Techniken, die Zellen selbst in geringster Menge aufspüren können", berichtet Philippe Lebaron, Mitglied der französischen Arbeitsgruppe. Die eigens dazu neu entwickelte so genannte Festphasen-Zytometrie kann selbst einzelne markierte Bakterien darstellen.

    Die zweite Komponente der Methode – der hochspezifische Antikörper für Legionella pneumophila – stammt indes aus Deutschland. Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden entwickelten das Molekül, das nach seine Koppelung an den Keim leuchtend rot fluoresziert. Die verräterische Schein, den auch nur ein einzelnes Legionella-Bakterium so erzeugt, entgeht den Sensoren des Zytometers nicht. Statt aufwändiger Kulturzüchtung verdächtiger Proben wird eine Wasserentnahme auf eine Membran aufgetragen und in das Festphasenzytometer gelegt. "Ein Laser tastet dann in zwei bis drei Minuten die Membranoberfläche ab. Dies ermöglicht es uns, selbst eine einzige, zwei, drei oder vier fluoreszierende Bakterienzellen auf der Membranoberfläche aufspüren zu können", so Lebaron.

    Bevor das Schnellverfahren in die Erprobung in mehreren Kliniken der Region Lyon gehen konnte, wurde es eingehend an herkömmlich angelegten Legionellenkulturen validiert. Dabei konnte die hohe Sensibilität der Festphasen-Zytometrie sowie seine beeindruckende Geschwindigkeit gezeigt werden. "Jetzt arbeiten wir an einer Verbesserung unserer Nachweistechnik: wir wollen eine zweite Farbmarkierung einführen, die dann angibt, ob die gefundene Zelle lebendig oder tot ist. Bei der bisherigen Methode wird dies nicht spezifiziert. Aber für eine Diagnose ist dies ein wichtiger Punkt", erklärt der französische Experte. Auch soll die Festphasen-Zytometrie auf andere Keime ausgeweitet werden. An Bedarf im Gesundheitswesen, aber auch im Umweltschutz oder in der Lebensmittelindustrie mangele es nicht.

    [Quelle: Suzanne Krause]