Christian Schütte: "So etwas tut man nicht! Wer so etwas sagt, sollte aus der Partei ausgeschlossen werden!" Die Wogen sind hochgeschlagen bei den Sozialdemokraten, nachdem sich Wolfgang Clement indirekt in den hessischen Wahlkampf eingemischt und mit Blick auf die Energiepolitik abgeraten hatte, die SPD-Spitzenkandidatin Ypsilanti zu wählen. So richtig dafür verteidigen mag ihn offenbar niemand von den Genossinnen und Genossen. Dennoch versuchte Parteichef Beck heute ein wenig zu glätten und mahnte zu mehr Gelassenheit. Die wegfallenden Atomstromkapazitäten konsequent durch Strom aus erneuerbaren Energien zu ersetzen, also aus Sonne, Wind, Biomasse, Wasserkraft und Geothermie: Das hat die hessische Spitzenkandidatin der SPD Ypsilanti für den Fall ihres Wahlsieges in Hessen angekündigt. Was sie als dringend notwendige Energiewende bezeichnet, hat Parteigenosse Wolfgang Clement - früher Bundeswirtschaftsminister - als falsch bezeichnet. Er steht im Verdacht der Parteilichkeit, weil er im Aufsichtsrat des Energiekonzerns RWE arbeitet. Aribert Peters ist der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher mit Sitz in Bonn. Guten Tag Herr Peters!
Aribert Peters: Ich grüße Sie! - Sitz in Unkel.
Schütte: Herr Peters, ist Wolfgang Clement ein Lobbyist?
Peters: Absolut! Ich habe das schon beobachtet, als ich ihn persönlich traf. Schon vor seiner Zeit als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen hat er ganz klar die Position der Stromkonzerne vertreten und das spiegelt sich in den Äußerungen auch jetzt natürlich wieder.
Schütte: Heißt das, seine Einschätzung zur Energiesituation in Hessen oder auch bundesweit ist automatisch falsch, weil er für RWE arbeitet?
Peters: Nein. Die ist nicht deshalb falsch, weil er für RWE arbeitet, sondern sie ist aus sachlichen Gründen einfach falsch. Er hat vergessen, dass wir ja 50 Prozent unseres Stromes aus Kraftwärmekopplung - und zwar wirtschaftlich mit Umweltvorteilen - erzeugen können. Er hat vergessen, dass wir die erneuerbaren Energien, wenn wir sie im bisherigen Tempo ausbauen, schon 2016 zu 100 Prozent zur Verfügung hätten. Er hat vergessen, dass wir so etwas wie Stromeinsparmöglichkeiten haben, die riesig sind, und er hat auch vergessen, dass ja schon heute die Strompreise um 20 Milliarden Euro pro Jahr überteuert sind, Geld das wir investieren sollten, um wirklich dahin zu kommen wo wir hin müssen, nämlich zu einer vernünftigen Stromerzeugung ohne Atom und ohne Kohle.
Schütte: Statt Atomkraftwerken und konventionellen Kraftwerken möchte Frau Ypsilanti erneuerbare Energien. Ist das wirtschaftlich zu verkraften?
Peters: Ja klar ist das wirtschaftlich zu verkraften, denn die Kohlekraftwerke werden ja auch immer teurer. Auch die Emissionen, die die Kohlekraftwerke emittieren, werden bepreist. Auf der anderen Seite sinkt der Preis erneuerbarer Energien. Die Schnittlinie liegt schon jetzt bei acht Cent pro Kilowattstunde, was die Vergütung für den Windkraftstrom anbelangt. Das ist etwa der Preis, den man auch für ein neues Kohlekraftwerk auf den Tisch legen muss. Es ist also gar nicht mehr wirtschaftlich vorteilhaft, in diese Dinosaurier-Technologien von gestern noch zu investieren. Das ist ein absoluter Unsinn, denn morgen brauchen wir tatsächlich eine andere Technik und das muss man heute in die Wege setzen.
Schütte: Darüber besteht wahrscheinlich kaum Zweifel. Dennoch muss auch erst noch mal in die Forschung investiert werden.
Peters: Das ist nicht so, denn alles das, was jetzt schon an Potenzial ausgerechnet wird, ist heute schon verfügbare Technik. Kraftwärmekopplung, erneuerbare Energien, das muss nicht neu erfunden werden. Man muss nur die politische Fantasie haben, das auch wirklich im großen Maßstab umzusetzen. Wir haben ja heute schon 14 Prozent erneuerbare Energien. Das hat ja noch vor ein paar Jahren niemand für möglich gehalten. Es hört sich zwar absurd an, dass wir auf den Neubau von Kohlekraftwerken verzichten könnten. Wenn man es rechnet, ist es tatsächlich möglich.
Schütte: Ein wichtiges Stichwort bei der ganzen Geschichte ist ja die Lücke, die möglicherweise entsteht, wenn man sich zu früh von konventionellen Kraftwerken, von Atomkraftwerken verabschiedet. Das Handelsblatt berichtet von einer Studie die sagt, ab 2015 könnten wir in Deutschland dauerhaft auf Stromimporte angewiesen sein.
Peters: Das halte ich nicht für glaubwürdig. Man kann so oder so rechnen. Die Stromwirtschaft hat uns ja angekündigt, dass sie neue Kraftwerke bauen wollten. Das wird immer wieder verzögert. Bestehende Kraftwerke werden stillgelegt, denn die Stromkonzerne verdienen an der Stromknappheit ganz gut, weil dann eben auch teure Kraftwerke ins Netz kommen, die dann die Profite der Stromversorger noch mal erhöhen. Diese Stromknappheit ist denke ich hausgemacht. Ich glaube nicht daran. Wenn man wie die Stromkonzerne heute nach wie vor versucht, den Stromverbrauch auszuweiten - es wird ja heute noch Werbung für den Stromverbrauch mit Heizungen gemacht. Wenn man sich mal auf die Stromeinsparung besinnt, dann denke ich gelingt es auch, den Stromverbrauch zu reduzieren und dann sinkt natürlich auch der Bedarf für neue Kraftwerke.
Schütte: Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Vielen Dank für das Gespräch.
Aribert Peters: Ich grüße Sie! - Sitz in Unkel.
Schütte: Herr Peters, ist Wolfgang Clement ein Lobbyist?
Peters: Absolut! Ich habe das schon beobachtet, als ich ihn persönlich traf. Schon vor seiner Zeit als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen hat er ganz klar die Position der Stromkonzerne vertreten und das spiegelt sich in den Äußerungen auch jetzt natürlich wieder.
Schütte: Heißt das, seine Einschätzung zur Energiesituation in Hessen oder auch bundesweit ist automatisch falsch, weil er für RWE arbeitet?
Peters: Nein. Die ist nicht deshalb falsch, weil er für RWE arbeitet, sondern sie ist aus sachlichen Gründen einfach falsch. Er hat vergessen, dass wir ja 50 Prozent unseres Stromes aus Kraftwärmekopplung - und zwar wirtschaftlich mit Umweltvorteilen - erzeugen können. Er hat vergessen, dass wir die erneuerbaren Energien, wenn wir sie im bisherigen Tempo ausbauen, schon 2016 zu 100 Prozent zur Verfügung hätten. Er hat vergessen, dass wir so etwas wie Stromeinsparmöglichkeiten haben, die riesig sind, und er hat auch vergessen, dass ja schon heute die Strompreise um 20 Milliarden Euro pro Jahr überteuert sind, Geld das wir investieren sollten, um wirklich dahin zu kommen wo wir hin müssen, nämlich zu einer vernünftigen Stromerzeugung ohne Atom und ohne Kohle.
Schütte: Statt Atomkraftwerken und konventionellen Kraftwerken möchte Frau Ypsilanti erneuerbare Energien. Ist das wirtschaftlich zu verkraften?
Peters: Ja klar ist das wirtschaftlich zu verkraften, denn die Kohlekraftwerke werden ja auch immer teurer. Auch die Emissionen, die die Kohlekraftwerke emittieren, werden bepreist. Auf der anderen Seite sinkt der Preis erneuerbarer Energien. Die Schnittlinie liegt schon jetzt bei acht Cent pro Kilowattstunde, was die Vergütung für den Windkraftstrom anbelangt. Das ist etwa der Preis, den man auch für ein neues Kohlekraftwerk auf den Tisch legen muss. Es ist also gar nicht mehr wirtschaftlich vorteilhaft, in diese Dinosaurier-Technologien von gestern noch zu investieren. Das ist ein absoluter Unsinn, denn morgen brauchen wir tatsächlich eine andere Technik und das muss man heute in die Wege setzen.
Schütte: Darüber besteht wahrscheinlich kaum Zweifel. Dennoch muss auch erst noch mal in die Forschung investiert werden.
Peters: Das ist nicht so, denn alles das, was jetzt schon an Potenzial ausgerechnet wird, ist heute schon verfügbare Technik. Kraftwärmekopplung, erneuerbare Energien, das muss nicht neu erfunden werden. Man muss nur die politische Fantasie haben, das auch wirklich im großen Maßstab umzusetzen. Wir haben ja heute schon 14 Prozent erneuerbare Energien. Das hat ja noch vor ein paar Jahren niemand für möglich gehalten. Es hört sich zwar absurd an, dass wir auf den Neubau von Kohlekraftwerken verzichten könnten. Wenn man es rechnet, ist es tatsächlich möglich.
Schütte: Ein wichtiges Stichwort bei der ganzen Geschichte ist ja die Lücke, die möglicherweise entsteht, wenn man sich zu früh von konventionellen Kraftwerken, von Atomkraftwerken verabschiedet. Das Handelsblatt berichtet von einer Studie die sagt, ab 2015 könnten wir in Deutschland dauerhaft auf Stromimporte angewiesen sein.
Peters: Das halte ich nicht für glaubwürdig. Man kann so oder so rechnen. Die Stromwirtschaft hat uns ja angekündigt, dass sie neue Kraftwerke bauen wollten. Das wird immer wieder verzögert. Bestehende Kraftwerke werden stillgelegt, denn die Stromkonzerne verdienen an der Stromknappheit ganz gut, weil dann eben auch teure Kraftwerke ins Netz kommen, die dann die Profite der Stromversorger noch mal erhöhen. Diese Stromknappheit ist denke ich hausgemacht. Ich glaube nicht daran. Wenn man wie die Stromkonzerne heute nach wie vor versucht, den Stromverbrauch auszuweiten - es wird ja heute noch Werbung für den Stromverbrauch mit Heizungen gemacht. Wenn man sich mal auf die Stromeinsparung besinnt, dann denke ich gelingt es auch, den Stromverbrauch zu reduzieren und dann sinkt natürlich auch der Bedarf für neue Kraftwerke.
Schütte: Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Vielen Dank für das Gespräch.