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Schwerpunktthema
Wenn aus Ritualen ein Geschäft wird

Jede Gesellschaft bildet Rituale aus; sie kennzeichnen wichtige Etappen im Leben der Menschen, den Übergang von einer Lebensphase in eine neue. Klassischerweise sind dies zum Beispiel Geburt, Schuleintritt, Hochzeit oder Bestattung.

Von Ulrike Burgwinkel | 12.12.2013
    In den letzten Jahren wird die Gestaltung der Rituale zunehmend professionalisiert und kommerzialisiert, zudem kommen neue Sitten und Gebräuche hinzu, andere verschwinden. Die eigentlichen Akteure und die traditionell Ritualverantwortlichen wie Kirche oder Staat ziehen sich zurück. Man lässt sich von Spezialisten beraten oder übergibt gleich die gesamte Organisation an den Dienstleister seines Vertrauens. Sozialwissenschaftler untersuchen, wie es zu dieser Entwicklung kam.
    "Grundsätzlich denken Menschen, dass Bestatter vor allem jene sind, die Verstorbene in einen Sarg hineinlegen und das ist bei Weitem nicht mehr das, was heute nachgefragt wird, gewünscht und auch notwendig ist."
    "Ein Gedanke, den viele Brautpaare haben, ist sicherlich auch, ja, ich möchte meine eigenen Ideen einfließen lassen, wie ist das, kriege ich dann die Hochzeit von der Stange, 08/15, aber uns liegt es sehr am Herzen, dass wir für jedes Brautpaar ein ganz individuelles Konzept entwickeln."
    "Es wird ein elementarer kultureller Dienst am Verstorbenen geleistet und ein sehr wesentlicher Dienst am Angehörigen, der Abschied nimmt und das ist mehr als nur das Ende von Lebensdaten, die auf dem Amt festgehalten werden."
    "Wir führen die Preisverhandlungen und sind auch gern am großen Tag als Zeremonienmeister mit vor Ort, ziehen unauffällig die Fäden im Hintergrund, sodass man ganz relaxt weiß, es ist alles organisiert, ich kann mich nur um meine Gäste kümmern."
    "Grundsätzlich ist es wichtig zu verstehen, dass ein Bestatter nicht ein Dienstleister in der Weise ist, dass er sagt: Was möchtest du, das bekommst du. Ich sag es salopp: Wenn du Donald Duck auf deinem Sarg aufgestellt haben möchtest, dann mach ich das auch."
    "Wir kommen mit ersten Ideen, wo man die Hochzeit umsetzen könnte, in welcher Location aus unserer Datenbank mit über 1000 Locations können wir wirklich von der Schlosshochzeit über alte Industriekultur bis hin zur Scheunenhochzeit alles bedienen."
    Dienstleisterin Daniela Jost, Inhaberin der Agentur "Traumhochzeit" über ihre Arbeit. Oliver Wirthmann hingegen, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur beim Bundesverband des Bestattungswesens argumentiert anders. Denn dort ist nicht alles möglich. Nicht nur die Auswahl der "Location" ist von vorneherein begrenzt, schließlich sind auch die Anlässe grundverschieden. Sowohl der Abschied vom Junggesellendasein als auch der Abschied vom Leben kennzeichnen allerdings eine Lebenswende, einen Übergang, und dieser wird rituell begangen, mit Bedeutung versehen, verankert im Gedächtnis.
    "In einer Zeit, wo die Kirchen - katholisch, evangelisch - Volkskirchen waren, hatten sie die Lufthoheit über all diese Lebenswenden und waren von der Wiege bis zur Bahre die Begleiter der Menschen. Diese Dominanz hat sich aufgelöst."
    Dr. Philipp Reichling ist Prämonstratenserpater und Dozent an der Ruhr-Uni Bochum
    "Ich glaube nicht, dass die Kirche das freiwillig aus der Hand gegeben hat, sondern das ist geschuldet einer auch geistesgeschichtlichen Entwicklung seit der Aufklärung. Das menschliche Grundbedürfnis, Lebenswenden zu deuten, bleibt.
    Gleichzeitig ist mehr oder weniger verdunstet, zurückgegangen eine geformte Religiosität, wie in den Kirchen vermittelt. Und in genau diese Öffnung der Schere hinein dringt jetzt ein neuer Markt oder ein neuer Serviceanbieter und sagt: Wir sehen auch die Sehnsucht, aber wir brauchen nicht mehr diesen theologischen Überbau. Deswegen machen wir uns ein neues Ritual."
    Pater Philipp beobachtet das langsame "Verschwinden" der traditionell kirchlichen Rituale, der Sakramente, aus dem Leben einer immer größer werdenden Gruppe von ehemals der Kirche verbundenen Menschen.
    "Also der Grabredner, der das auch förmlich und gut und schön machen kann, allerdings ohne einen dezidiert christlichen Transzendenzbezug. Und da würde ich sagen ist die Bruchstelle, dass man nicht mehr mit Selbstverständlichkeit davon ausgehen kann, dass die Menschen in einem religiösen Kontext ihre Lebenswenden deuten oder deuten lassen wollen."
    Pater Philipp plädiert deshalb im Sinne seiner Kirche für eine Generalüberholung althergebrachter Rituale. Schließlich seien auch viele der heute hochgehaltenen Formen ablösungswürdig.
    "Nehmen wir die Hochzeit, die Braut im weißen Gewand, die von ihrem Vater zum Altar geführt wird, das sind natürlich Rituale, die einen historischen Kontext haben. Das weiße Brautkleid ist eben ein Kleid des Adels Ende des 19. Jahrhunderts zur Abendgarderobe, was das Bürgertum dann übernimmt und dann für die Hochzeit verwendet. Vor über 100 Jahren haben die Bräute in Schwarz geheiratet, das hat sich grundsätzlich abgelöst und wurde überhöht: das weiße Gewand als Zeichen der Reinheit, der Jungfräulichkeit."
    Das sei ebenso zu überdenken wie die "Übergabe" der Tochter durch den Brautvater an den Bräutigam.
    "Das ist heute alles nicht mehrstimmig. Die Frauen haben ihren eigenen Beruf, sind selbstständig, die Menschen haben vorher zusammengelebt und sagen jetzt selbstbewusst Ja zueinander.
    Dann sollen sie auch gemeinsam in die Kirche einziehen und man sollte die Überhöhung eines weißen Brautkleides als Zeichen der Jungfräulichkeit doch bitte hintenanstellen."
    Selbst wenn diese Rituale nicht mehr an die Lebenswirklichkeit angebunden sind, so halten sie sich äußerst hartnäckig, aus gutem Grund.
    "Das Ritual an sich will ja den Menschen entlasten. Will ja auf vertraute Dinge Bezug nehmen, dass nicht immer wieder neu bei jedem Tod, bei jeder Begegnung, bei jeder neuen Eheschließung das Rad neu erfunden werden muss. Rituale haben grundsätzlich die Aufgabe, vom unmittelbaren Moment der Betroffenheit abzulenken und sich anzuvertrauen einer Handlung, die eingeübt ist. Das ist so ähnlich, wie wenn Sie an einer Felsschlucht entlang gehen und Sie haben ein Geländer, an dem Sie sich festhalten können. Dann stürzen Sie nicht ab. Das ist die Sicherheit. Und das Ritual ist eine Sicherheit, um in den Unwegsamkeiten des Lebens, gerade bei existenziellen Umbrüchen einen Halt zu haben.
    Wofür braucht man überhaupt Rituale? Das kann man einfach sagen: Es gibt keine Gesellschaft, die nicht ritualisiert ist und das ist in der Menschheit schon immer so gewesen."
    Der Soziologe Hans-Georg Soeffner, seit seiner Emeritierung am Essener Kulturwissenschaftlichen Institut aktiv. Rituale sind für ihn so etwas wie das "Korsett" einer Gesellschaft, verantwortlich für den Zusammenhalt.
    "Aber dann gibt es eben die Entwicklung, dass Gesellschaften, je pluralistischer oder je offener sie werden, in eine Situation kommen, in der es unterschiedliche Rituale gibt, die eine Gruppe hat diese, die andere Gruppe hat jene und dann entsteht eine Ritualunsicherheit. Wenn es zentrale Rituale gibt: eine Kirche, eine Nation, eine zentrale Trägerschicht, dann ist das alles gut durchorganisiert und vom Alltag bis zur Kosmologie ist das eine feste Ordnung. Aber wenn man anfängt zu konkurrieren, dann kommt es zu Ritual-und Symbolkonkurrenzen und es entsteht eine enorme Unsicherheit. Welches Ritual passt eigentlich wohin? In dem Augenblick braucht man Spezialisten."
    Ritualexperten, wie sie von Eventagenturen zur Verfügung gestellt werden, kümmern sich um ein Rundum-sorglos-Paket und versprechen außerdem die absolut individuelle Gestaltung des Festes.
    "Wenn man in einer Gesellschaft lebt, in der alle Individuen hoch individualisiert sein wollen, dann ist das natürlich eine kollektive Denkfigur, alle sind sie unheimlich authentisch und unglaublich einmalig, und wenn das alle sagen, ist das eine sehr kollektive Vorstellung."
    Der Gesellschaftswissenschaftler sieht das naturgemäß anders als der Einzelne, der nur sich im Blick hat und gerade noch auf seine nähere Umgebung schaut. Er demonstriert gleichzeitig aber etwas nach außen. Hans-Georg Soeffner
    "Gruppenzugehörigkeit, Familienzugehörigkeit, Alterszugehörigkeit und eine große Portion natürlich: Selbstdarstellung. Das ist eine große Gelegenheit, wenn man über das Ritual verfügt, indem man solche Agenturen einspannt, dann hat man einfach die Chance, sich so zu präsentieren, wie man es gerne hätte. Wenn ich die Chance habe, mich selbst zu inszenieren, mit der Kutsche, irgendwelchen fantastischen alten Automobilen, was auch immer. Man kann es auch ganz dürftig machen, um sich auf diese Weise zu inszenieren. Das gehört zur Selbstpräsentation und nicht zu vergessen: Das Ganze wird im Blick auf die Abrufbarkeit gemacht, also auf die Biografie."
    Praktisch gesprochen heißt das: Fotos, Bücher, Filme, Tondokumente, Einladungs-Menü-Tischkarten gelten als Memorabilien und werden immer wieder gerne angesehen. Im Vorzeigen und gemeinsamen Betrachten werden Ereignisse wie Geburten, Hochzeiten, aber auch Einschulung, Abitur-und Hochschulabschluss bis hin zur Beerdigung wiederbelebt und fungieren als Bindeglied zwischen Freunden, Eltern und Kindern, Großeltern und Enkeln. Da gibt es heute wesentlich mehr Erinnerungsfutter als früher.
    Touristen beim Fotografieren
    Weißt du noch? Fotografieren als Erinnerungsritual (Deutschlandradio - Daniela Kurz)
    "Eine Deutung des Lebens. Ein Beispiel wäre: der Schaffner der Bahn, wo in einer Ansprache auch darauf rekurriert wird, dass er nicht nur Züge gefahren hat, sondern, dass Menschen durch ihn miteinander verbunden wurden und dass wir alle dereinst in den Bahnhof, ja vielleicht der Ewigkeit einfahren. Da ist einer breiten Disposition Rahmen und Platz gegeben. Mehr eben nur als wie heißt es so schön: Der teure Verstorbene, wir nehmen Abschied von unserem geliebten Bruder Alfons Meyer. Das reicht in der Gegenwart nicht mehr für einen Abschied."
    "Viele kennen das ja auch aus dem Fernsehen, die typische amerikanische Hochzeit, die halt auch mit vielen Ritualen geschmückt werden."
    "Das kann die Traukerze sein, auch das Brautpaar kann aktiv werden. Man gestaltet es ein bisschen anders. Es soll viel gelacht werden, natürlich aber auch geweint. Das gehört nun mal dazu. Man hebt sich von der klassischen standesamtlichen Trauung komplett ab."
    "Ein Beispiel: wenn gespielt wird bei einer Trauerfeier 'Griechischer Wein' von Udo Jürgens, dann kann es sein, dass für viele das nur der Charakter ist eines geselligen Beisammenseins, an den sie sich erinnern. Aber im Kontext dieses Verstorbenen das Lebensgefühl, die Geselligkeit des Menschen sehr elementar ausdrückt."
    "Der Boom, also ich hab vor einigen Jahren schon mal ein Gothic-Paar gehabt. Da ist so ein bisschen eine Trendphase zu sehen und was auch ganz wichtig ist: Das ist Gay Wedding. Gay Wedding ist ein Eintrag als Lebenspartnerschaft und auch dort möchte man eine tolle Trauung haben und eine tolle Feier und das ist jetzt gerade so, wo ein Boom kommt."
    Die Leipziger Hochzeitsplanerin Ines Wirth, die sich selbst auf ihrer Internetseite als Weddingplanerin bezeichnet, kümmert sich auch und gerade um Feiern für eingetragene Lebenspartnerschaften von Schwulen und Lesben. Da ist die Kirche in der Regel außen vor, mit einer Ausnahme: die evangelische Kirche Hessen-Nassau. Dort können sich homosexuelle Paare segnen lassen. Staatlicherseits gibt es mittlerweile die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, aber sie sind nach wie vor eine Minderheit, die sich ihres Status' bewusst ist. Hans-Georg Soeffner:
    "Wenn ich mich aber zur Avantgarde zähle oder zu einem Außenseitertum, das glaubt, benachteiligt worden zu sein, sich jetzt aber in eine gute Position bringen will, dann brauche ich natürlich besondere Rituale. Ich muss ja auffällig sein und ich muss wahrgenommen werden."
    "Und das fängt ja nicht erst mit der Heirat von Schwulen oder Lesben an, sondern es fängt mit dem Christopher Street Day an. Das sind ja auch Ritualketten."
    "Also muss ich einen Kompromiss finden zwischen den überkommenen Ritualen und meiner eigenen Inszenierung, aber ich kann nicht nicht-ritualisiert vorgehen. Schon gar nicht als Außenseiter. Die Avantgarde hatte das immer."
    Das klingt ein bisschen wie bei Paul Watzlawick, dem großen Kommunikationsforscher: man kann nicht nicht-kommunizieren, war sein Credo. Die Studentenrevolte der 68er-Jahre scheint eine Ausnahme zu bilden. Sämtliche überlieferten Rituale wurden komplett abgelehnt, Individualität großgeschrieben.
    "In individualisierten Gesellschaften kommt der Verdacht auf: Wir brauchen gar keine Rituale. Diese anti-ritualisierten Gesellschaften sind auch ritualistisch, sie wissen es nur nicht. So wie die 68er gesagt haben: Der Muff von 1000 Jahren unter den Talaren, aber die waren natürlich hoch ritualisiert mit Ho-Chi-Minh-Rufen oder wir - ich gehöre ja eigentlich auch dazu - bestanden eigentlich nur aus Massenritualen und Veranstaltungsritualen. Aber solange man die Rituale der Anderen im Blick hat, sieht man die eigenen nicht. Sehr schlecht."
    So brauchen auch die Nicht-Ritualisten ihre Anker für den Zusammenhalt, jemanden, der sagt, wo es lang geht, wie man dies und das in welcher Reihenfolge zu tun hat.
    "Rituale stellen einfach Ordnung und Sicherheit her, und wenn man dann einmal in solche Ordnungen eingefügt ist, dann weiß man auch: Jetzt kann nicht mehr viel verkehrt gehen, irgendjemand wird uns schon zeigen, wie was zu machen ist."
    "Das fängt schon als Kind an: Ein neues Ritual, das sich etabliert hat, ist der Schnullerbaum, der Übergang vom Kleinkind zum Kind, wenn die Kinder ihren Schnuller abgeben müssen."
    Die Ethnologin Dr. Katrin Bauer vom Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte beim Landschaftsverband Rheinland und Dozentin an der Uni Bonn
    "Kommunion und Konfirmation als Übergangsritual, wobei da die Bedeutung abnimmt. Im Erwachsenenalter klassisch die Hochzeit, oder Junggesellenabschied, das vorgelagerte, wo man von der unverheirateten Frau oder Mann in den Stand der Ehe eintritt. Und dann später eben auch so Übergangsrituale wie Ausscheiden aus dem Berufsleben oder die Trauer und Beerdigungsrituale."
    Ihrer Beobachtung nach haben sich in den letzten Jahren immer mehr Rituale ohne christlichen Hintergrund etabliert. Nicht nur die aufwendigen und auch teuren Abiturfeiern, auch der Hochschulabschluss wird demonstrativ ritualisiert, in Bonn zum Beispiel auf der Hofgartenwiese, direkt neben der Uni.
    Die Absolventen des dritten Jahrgangs der Internationalen Universität Bremen werfen am auf dem Campusgelände ihre Hüte hoch.
    Die Doktorfeier: Ritualisierter Einstieg in das Berufsleben. (AP)
    "Das Ganze wird unter der Regie der Hochschule organisiert, professionell organisiert. Die Studenten bekommen dann ihre Talare, es wird auch symbolisch ganz stark aufgeladen. Die Studierenden werfen dann ihren Hut, Doktorhut oder Bachelorhut und wenn man mit den Studierenden spricht, merkt man, dass das eine ganz wichtige Bedeutung für die hat. Also ich habe es ganz oft, dass das so zentral ist, dass die alles drum geben, um ihre Arbeiten schnell fertig zu schreiben, bzw. sich anzumelden, um diesen Abschluss ritualisiert begehen zu können."
    Diese Bachelor/Masterfeiern sind Importware, Vorbilder dazu kommen aus Großbritannien oder den USA, mitgebracht von Austauschstudenten oder sind im Sinne von Weltläufigkeit aus dem Fernsehen oder dem Kino entlehnt. Auch hier springen Ritualdienstleister in die Bresche.
    "Der Begriff 'Event' spielt eine ganz große Rolle. Rituale werden zunehmend eventisiert. Das kann man ganz schön am Beispiel des Schnullerbaums zeigen, der kommt aus Dänemark, wo die Kinder mit ihren Eltern den Schnuller an einem Baum aufhängen und den symbolisch abgeben und die Eltern schenken dem Kind irgendwas, als Ersatz für den Schnuller. In Deutschland etabliert sich das seit einigen Jahren und das Interessante ist, dass die Städte da eine ganz große Rolle spielen. Und zwar fällt das in den Bereich Stadtmarketing, um eben auch Städte attraktiver zu machen, machen die Städte da ein richtiges Event draus."
    Ein Mal im Monat steht beispielsweise in Münster ein Hubwagen im Park für Eltern und Kinder zum Schnullerabschied.
    "Das Ganze wird in eine festliche, feierliche Atmosphäre verpackt, sodass es wie ein Event, ein einmaliges Erlebnis bleibt."
    Wenn sogar schon so etwas eigentlich Profanes wie die Schnullerentwöhnung professionell organisiert wird, dann erhöht sich automatisch der Druck, existenzielle Übergänge zu etwas Besonderem zu machen. Für sich, die anderen und mit Unterstützung von außen.
    "Das sind eben professionelle Anbieter, die damit auch ihr Geld verdienen. Warum die so einen Erfolg haben, hängt sicher auch wieder mit der Eventgesellschaft zusammen. Dass einfach die Vorbilder, wenn wir Fernsehen gucken abends, die Fernsehshows sind total professionell, jedes Konzert ist professionell, wir haben heute durch Technik die Möglichkeiten, die Vorbilder so hoch aufzuhängen und dann möchte man, wenn man persönliche Rituale vollzieht, beispielsweise die Hochzeit, diesen Vorbildern ein Stück weit nacheifern. Das schafft man eben alleine kaum mehr, deswegen holt man sich Hilfe von außen, die dann auch Komplettpakete anbieten."