Aus Kultur- und Sozialwissenschaften

Das bisher umfangreichste Forschungsprojekt zur Treuhandanstalt ist beendet. Eine sachliche Debatte über Privatisierung und Schließung von DDR-Betrieben nach 1989 scheint aber fern – auch wegen des Graubereichs, der nicht beleuchtet werden konnte.

Jährlich kommen 300 Milliarden Konservendosen in den Handel. Was heute alltäglich ist, war im 19. Jahrhundert eine Revolution. Erst Konserven machten sicheres Reisen über weite Distanzen möglich: Sie haben die Welt verändert.

Weltweit sind Milliarden Kugelschreiber auf den Markt. Das Schreibgerät geht sogar auf Galileo Galilei zurück. Der Stift durchdringt alle Schichten und hat das Schreiben egalisiert.

Wie viel ist Zeit wert? Wofür hat man Zeit? Darum kämpfen die gesellschaftlichen Akteure immer wieder. Das Zeitregime einer Gesellschaft verrät viel über ihre Werte und ist deshalb für die Geschichtswissenschaft ein wichtiger Forschungsgegenstand.

Die Notwendigkeit zu atmen und die Versorgung mit Luft sind sozial, politisch und kulturell aufgeladen. Die Hamburger Kunsthalle beleuchtet Facetten des Atmens aus verschiedenen Epochen.

An der Universität Göttingen forschen im Projekt „Sensiblen Provenienzen“ sechs Gastwissenschaftler aus Afrika und Ozeanien. Sei untersuchen menschliche Gebeine, die in kolonialen Kontexten nach Göttingen gekommen sind und suchen Wege zur Rückgabe.

Kann historische Schuld verjähren? Wie steht es um die Forderungen nach Reparation und Entschädigungen für die deutschen Verbrechen im zweiten Weltkrieg? Das sind Fragen, die die deutsche Politik immer wieder beschäftigen und einholen.

Wirr und unzureichend - so bezeichnet das Oberhaus des britischen Parlaments die Klimapolitik der Regierung. Das Komitee für den Klimawandel kritisiert, es gehe zu viel um neue Technologien und zu wenig darum, dass Menschen ihr Verhalten ändern.

Schon vor rund 2.000 Jahren gab es Menschen, die wussten, dass Bilder Macht haben - etwa der römische Kaiser Augustus. Eine Ausstellung in Hamburg zeigt, wie geschickt er sein öffentliches Bild manipulierte und dabei auch neue Technologien nutzte.

Als die Comedian Harmonists 1934 den „kleinen grünen Kaktus“ besangen, war der bereits Kultobjekt einer Epoche. Im neuen, modernen Blick auf Pflanzen - verewigt in Gemälden oder Zeitrafferfilmen - mischte sich Sachlichkeit und Lust an der Exotik.

Der griechisch-türkische Krieg gipfelt 1922 im Brand der osmanischen Hafenstadt Smyrna, heute Izmir. Die Soldaten Atatürks zünden die Stadt an, es brennen hauptsächlich armenische Viertel. Es ist auch das Ende einer multi-ethnischen Stadtgesellschaft.

Viele muslimisch geprägte Länder bestrafen gleichgeschlechtlichen Sex, vor allem unter Männern. Liberale Theologen in Deutschland hinterfragen dieses Verbot – und werden für ihre Offenheit für queere Menschen sogar von eigenen Studierenden angegriffen.

Unzufriedenheit mit der Demokratie, tiefes Misstrauen in politische Eliten und aktuelle Krisen lassen populistische Parteien erstarken, sagt der Politologe Marcel Lewandowsky. Wichtig sei, die komplexe Demokratie zu erklären und für sie zu werben.

Menschen, die eine Impfpflicht ablehnen, sind nicht zwangsläufig Impfgegner. Vielmehr handelt es sich dabei um den Ärger über den Druck der Impfpflicht - die sogenannte Reaktanz.

"Verbrechen ohne Namen" nannte Winston Churchill die Vernichtung jüdischer Menschen. Der Begriff "Holocaust" existierte damals noch nicht. Trotzdem gab es Menschen, die Holocaustforschungen betrieben. Eine Wanderausstellung dokumentiert ihr Leben.

Die Erinnerungskultur wird zunehmend bestimmt von digitalen Erzählformaten. Historikerinnen und Technikexperten diskutieren deshalb darüber, wo Digitalisierung unser Geschichtsbild bereichert - und wo sie es möglicherweise verzerrt.

Ob Kaffee, Wein oder Bier als exklusiv oder schädlich angesehen werden, hängt vom Zeitgeist ab. Die Geschichte zeigt: Trinkkultur war schon immer ein Ausdruck von sozialen Verhältnissen, Macht und Geschlecht.

Stadien sind oft auch hochpolitische Orte. So nutzt Katar, der Gastgeber der FIFA-WM 2022, das Großevent vor allem für außenpolitische Zwecke. Weil das Zeitalter fossiler Rohstoffe zu Ende geht, muss das Emirat neue Wirtschaftszweige erschließen.