Mittwoch, 08. Mai 2024

Archiv

Social Media
Erfolgreich Posten für Politiker

Über Facebook, Twitter, Instagram und Co. versuchen Politiker, Wähler zu erreichen und zu überzeugen - viele mehr schlecht als recht. Spezielle Coachings sollen Politikern bei der Eroberung des Social-Media-Neulands helfen.

Von Burkhard Schäfers | 09.11.2017
    Ein Smartphone im Landtag in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern)
    Twitter und Facebook sind aus dem politischen Alltag vieler Landespolitiker nicht mehr wegzudenken. (dpa / Maurice Wojach)
    Während sie in Berlin noch an der künftigen Regierung basteln, denken Bayerns Politiker schon an die Landtagswahl im nächsten Jahr. Sie versuchen, ihre Unterstützer im Netz zu sammeln. Für viele ist das unbekanntes Terrain, gibt Paul Wengert zu, kommunal- und innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag.
    "Ich komm ja aus ner Generation, die mit Schreibmaschine, Kofferradio und Rollfilmkamera aufgewachsen ist. Für mich ist tatsächlich vieles, was Social Media betrifft, tatsächlich Neuland, ich muss mich da erst reindenken und reinfühlen."
    Wengert veröffentlicht fast täglich Beiträge bei Facebook: Fotos vom Jubiläumskonzert des Männergesangvereins, von einer Rettungssanitäter-Tagung, Infos zum neuen Blindengeld-Gesetz.
    Posts aus dem Landtag sind eher wenig erfolgreich
    "Der erfolgreichste Post war ein Stimmungsbild aus meinem Garten. Da habe ich 1.300, 1.400 Likes bekommen und war völlig überrascht. Während ich fürs Posts aus dem Bayerischen Landtag eher weniger erhalte."
    Genau da will Hannelore Windhaber hin. Die CSU-Politikerin aus dem Allgäu kandidiert für ein Landtagsmandat. Um sich bekannter zu machen, nutzt sie Facebook und Instagram.
    "Ich versuche, den Menschen um mich rum mitzuteilen: Was tut sie, wer ist sie. Auch mal was Persönliches: Ich war beim Burger essen und es war super. Tolles Lokal, kann ich weiterempfehlen. Oder: Der Ortsverband macht sich die Mühe, seine Mitglieder zum Grillfest einzuladen. Also zum einen zu transportieren, was mach ich sozial. Zum anderen, was sind meine Interessen, wofür stehe ich."
    An der Umsetzung hapert's oft
    Ob sich solche Social-Media-Beiträge verbreiten, hängt davon ab, wie Politiker sie umsetzen. In jeder Partei gebe es Profis, aber das Gros der Politiker habe die Kanäle noch nicht verstanden, sagt Politikberater Martin Fuchs.
    "Das Grundproblem, das viele Politiker haben, ist, dass sie gelernt haben, wie Pressearbeit funktioniert. Und das zu übertragen auf soziale Netzwerke kann nicht funktionieren. Pressearbeit ist für Journalisten gedacht, die andere Anforderungen haben. Und wenn ich dann sehe, dass ein Politiker die Pressemitteilung, 15.000 Text-Zeichen, dann in Facebook veröffentlicht, ohne einen Multimedia-Ansatz, ein Video, ein Foto, eine Infografik, dann kann das nicht funktionieren. Also die persönliche Ansprache, die extra Aufbereitung, das ist das, was viele Politiker noch lernen müssen."
    Dabei könnten sie sich von einzelnen Kollegen durchaus etwas abschauen, so der Blogger.
    "Wenn ich mir Facebook anschaue, dann ist es Peter Tauber zum Beispiel, der diesen Bürgerdialog macht und wo auch die Ansprache seiner Fans sehr sehr gut funktioniert. Auch die Einbettung der Fans in die parlamentarische Arbeit oder jetzt die Sondierungsarbeit. Als Partei ist die FDP extrem gut aufgestellt. Und wenn ich mir nochmal Twitter anschaue: Peter Altmaier macht es sehr gut. Volker Beck von den Grünen, solange er im Bundestag saß, der weiß auch, wie es funktioniert."
    Weniger Abstraktes, mehr Konkretes
    Politiker müssten sich für ihre Social Media-Aktivitäten eine Zielgruppe und eine Strategie überlegen, rät Martin Fuchs. Besser über ein Thema schreiben, etwa Verkehr oder Familie, als den Gemischtwarenladen anbieten. Und mehr erklären, wie Politik funktioniert: Welche Aufgaben ein Ausschuss hat oder was eine Petition ist. Konkret werden, das empfiehlt auch Frauke Lüpke-Narberhaus, die Redaktionsleiterin von bento, dem jungen Ableger von Spiegel online.
    "Wenn man so eine Verlautbarungspolitik macht, zum Beispiel: 'Wir treten heute alle zusammen, um über die Jamaika-Koalition zu debattieren.' Das ist natürlich wahnsinnig abstrakt. Soll ich da ein Like zu drücken? 'Yeah, ihr sitzt schon wieder zusammen…' Das ist ja dann immer die Frage, wie soll ich damit interagieren? Das ist ja meistens schon das Ziel, wenn man auf Social Media präsent ist: Dass man kommentiert wird, dass man geteilt wird, dass man geliked wird, weil man dadurch eben auch größere Reichweite erzielt."
    Der Landtags-Abgeordnete Paul Wengert will sich nun rechtzeitig vor der Wahl seine Community aufbauen.
    "Ich denke, dass ich die Social Media intensiver nutzen werde. Es ist sicher zu empfehlen, für den Wahlkampf auf wenige Themen zu setzen und auch stärker auf Zielgruppen zu setzen."