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Sommermärchen-Affäre
Kaum Neues durch den Präsidenten

Erst im zweiten Anlauf konnte der Sportausschuss des Bundestages DFB-Präsident Reinhard Grindel zur Affäre rund um die WM-Vergabe 2006 befragen. Neue Erkenntnisse brachte er den Ex-Kollegen keine. Bei einigen Politikern sorgte das für Unmut.

Von Robert Kempe |
    DFB-Präsident Reinhard Grindel (r.) vor dem Sportausschuss des Bundestags.
    DFB-Präsident Reinhard Grindel (r.) vor dem Sportausschuss des Bundestags. (Deutschlandfunk / Robert Kempe)
    Es war zeitweise Klassentreffen-Atmosphäre im Sitzungssaal, beim ersten Besuch des DFB-Präsidenten Reinhard Grindel bei den alten Kollegen im Sportausschuss des Bundestags. Neue Erkenntnisse zum WM-Skandal? Fehlanzeige.

    Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Grindel lobte stattdessen ausdrücklich die Aufklärungsarbeit des DFB. Er betrachte diese weiter als abgeschlossen. Man habe die Geldflüsse aufgeklärt. Um den genauen Zweck der dubiosen 6,7 Millionen Euro Zahlung an das katarische Unternehmen Kemco, dass mit dem lebenslang gesperrten FIFA-Funktionär Mohammed bin Hammam verbunden ist, zu erfahren, müsse man auf die Ergebnisse der Strafverfolgungsbehörden in Deutschland und der Schweiz setzen, so Grindel.
    Die Aufklärung ist noch nicht am Ende
    "Ich bin mir darüber im Klaren, dass dieser Punkt, dieses Dilemma unbefriedigend ist, aber ich habe den Ausschussmitgliedern gesagt, man muss unterscheiden zwischen der Aufklärung, die jetzt seitens der Staatsanwaltschaft geschehen muss, und den Aufklärungsmöglichkeiten, die wir als DFB und für uns die Kanzlei Freshfields hatten."
    Doch wann es erste Ermittlungsergebnisse geben wird, weiß niemand. Zuletzt hatten die Grünen versucht mit einer profunden kleinen Anfrage bei der Bundesregierung mehr Fakten zu bekommen. Auch das ohne Erfolg. Für den Linkenpolitiker Andre Hahn sind die Erkenntnisse des DFB mickrig. Er fordert weitere Aufklärung.
    Ordner bleibt verschollen
    "Nach wie vor ist der Verbleib eines Ordners mit der Aufschrift 'FIFA 2000' nicht geklärt. Eine hochrangige Mitarbeiterin soll diesen Ordner geholt haben und er ist bis heute verschollen. Nur, Herr Grindel sagt, ich kenne diesen Ordner nicht und er ist verschwunden. Das müssen wir erst einmal zur Kenntnis nehmen, aber es bleibt unbefriedigend."
    Zuletzt hatte der DFB ein Jahr gebraucht eine Datei mit dem Namen "Erdbeben" der Staatsanwaltschaft zu übergeben. Der Frage, ob der DFB damit alle relevanten Dateien den Behörden übergeben hat, wich Grindel aus.
    DFB habe alles getan
    "Ich persönlich gehe davon aus, dass die Staatsanwaltschaft ihre Arbeit ordentlich gemacht hat und insofern über alle Unterlagen verfügt, die sie für ihre Ermittlungsarbeit braucht."
    Die ehemaligen Unions-Fraktionskollegen springen Grindel zur Seite. Der DFB habe alles getan um aufzuarbeiten, meinte Frank Steffel.
    "Zeit für Niersbach, Beckenbauer und Co. sich zu erklären"
    Doch sei es Zeit, dass sich damalige Verantwortungsträger endlich äußern und: "Dass hier auch Persönlichkeiten, die lange Jahre ja auch sehr in der Öffentlichkeit standen, nicht den Eindruck erweckt hätten, als wollten sie vertuschen. Ich glaube, es muss ein Zeitpunkt kommen, in der auch Niersbach, Beckenbauer und andere der Öffentlichkeit die Fragen beantworten, die bis heute nicht beantwortet sind."
    Doch das, wird wohl nur auf Druck von Ermittlungsbehörden passieren und könnte den von Grindel propagierten Neuanfang mächtig zurückwerfen.