Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv


Spendenbereitschaft sinkt

Bei der Summe der Geldspenden liegt Deutschland international eher im Mittelfeld. Das weitaus meiste Geld wird dabei für die humanitäre Hilfe gespendet. Eine der Organisationen, die auf die Spendenbereitschaft angewiesen ist, ist die evangelische Hilfsorganisation "Brot für die Welt" und die hat heute in Berlin ihre Jahresbilanz vorgestellt.

Von Philip Banse | 11.07.2007
    Die Bilanz der evangelischen Hilfsaktion "Brot für die Welt" fällt für 2006 durchwachsen aus. Die Hilfsorganisation sammelte gut 51 Millionen Euro an Spenden ein, im Vergleich zum Vorjahr ist das jedoch ein Minus von sechs Prozent. Die Direktorin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel:

    "Das ist eine gewisse Tsunami-Müdigkeit. Wir konnten unsere Partnerschaftsverpflichtungen halten, wir konnten sie aber nicht ausbauen, wie wir es uns gewünscht hätten. Ich bin aber zufrieden, denn wir sind nicht die einzige Organisation, die unter dem Spendenrückgang zu leiden hat."

    Einen Spendenrückgang verzeichnen jedoch vor allem Entwicklungshilfe-Organisationen wie Brot für die Welt. Hilfsaktionen für konkrete Katastrophen wie Erdbeben können mit mehr Geld rechnen:

    "Die Spenden fließen - das ist ein genereller Trend in Deutschland - mehr in Richtung humanitäre Hilfe als langfristige Entwicklungshilfe. Den Menschen scheint hier mehr einzuleuchten, dass man hier unmittelbar helfen kann, wobei natürlich viele Auswirkungen von Katastrophen auch durch langfristige Entwicklungszusammenarbeit gemildert werden könne. Insofern ist es eine Milchmädchenrechnung zu sagen, die eine Hilfe ist effektiver als die andere."

    Brot für die Welt hat 2006 insgesamt etwas mehr als 1000 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa gefördert. Dabei seien über 90 Prozent der Spenden für die Hilfe vor verwendet worden, knapp zehn Prozent flössen in die Verwaltung, sagte Brot-für-die-Welt-Direktorin Cornelia Füllkrug-Weitzel. Zu den größten Krisenherden gehörten nicht nur die in den Medien präsenten Länder wie Somalia und Sudan:

    "Afrika südlich der Sahara und auch Länder wie Kenia und Uganda haben im letzten Jahr massiv unter Dürre zu leiden gehabt und haben zunehmende Probleme, ihre Ernährung zu sichern. Das ganze kommt ja sozusagen oben drauf auf das Aids-Problem, das heißt das Wegsterben der Einkommen schaffenden Generation in der Landwirtschaft, so dass der Nahrungsmittelanbau immer weniger gesichert ist und da müssen wir mit unseren Partnern zusammen stützend eingreifen."

    Der Klimawandel spielt für die Hilfsorganisation eine immer größere Rolle. Beispiel Bangladesch: Das Land liegt sehr niedrig, leide besonders unter dem Anstieg des Meeresspiegels, Brot für die Welt -Chefin Cornelia Füllkrug-Weitzel. Zum anderen zögen mehr und mehr Wirbelstürme über das Land:

    "Was man hier tun kann, ist zum einen Flutschutzmaßnahmen. Dörfer werden unterstützt, dass ihre Häuser sicher gebaut werden, dann werden sie unterstützt, dass sie ihr Saatgut sicher unterbringen können, indem hoch gelegene Saatgutspeicher gebaut werden. Zum Dritten werden Süßwasserteiche angelegt, die auch hoch gelegt werden, damit sie nicht vom salzigen Meerwasser überflutet und unbrauchbar werden. Gleichzeitig unterstützen wir den Anbau von Mangrovenwäldern, die helfen, Flutwellen abzubremsen und auch den Anbau von mehr Bäumen, die helfen, den Wind abzublocken. Das sind kleine Maßnahmen, aber sie sind sehr effektiv."

    Von der Bundesregierung verlangte die Direktorin von Brot für die Welt, die Klima- und Energiepolitik ins Zentrum der deutschen Entwicklungshilfe-Politik zu stellen. Der Klima-Wandel sei eine Frage der Nord-Süd-Gerechtigkeit. Es könne nicht sein, dass 20 Prozent der Welt-Bevölkerung 80 Prozent der Ressourcen verbrauchen und für 80 Prozent der Emissionen verantwortlich sind, während Menschen im Süden unter diesem Lebenswandel leiden. Deswegen unterstütze Brot für die Welt das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 40 Prozent der Emissionen im Vergleich zu 1990 einzusparen. Die Bundesregierung müsse jedoch auch die Länder des Südens in einer klimafreundlichen Politik unterstützen und versprochene Hilfszusagen einhalten, daran mangele es noch.