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Silvesternacht in Frankfurt
Polizei dementiert "Bild"-Bericht über "mobartige Übergriffe"

Die "Bild Frankfurt" berichtete am 6. Februar von "mobartigen" sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht. Nun rudert das Boulevardblatt zurück. Laut Ermittlungen der Frankfurter Polizei sind nämlich die von "Bild" erhobenen Vorwürfe haltlos.

14.02.2017
    Schriftzug und Logo der Bildzeitung werben am 07.05.2015 in Berlin auf einem Schild an einem Kiosk für die Boulevardzeitung.
    Werbung für die Bild-Zeitung an einem Berliner Kiosk. (dpa / picture alliance / Wolfram Steinberg)
    "37 Tage nach Silvester brechen Opfer ihr Schweigen - Sex-Mob in der Freßgass." So berichtete "Bild Frankfurt" in der Ausgabe vom 6. Februar 2017. Die Boulevard-Zeitung berief sich in ihrem Artikel auf mehrere Zeugen (unter anderem auf eine Kellnerin, auf einen Gastronomen und zwei seiner Angestellten), die in der Silvesternacht in der Frankfurter Kalbächer Gasse - die sogenannte Freßgass - "angetrunkene Ausländer" dabei beobachtet hätten, wie sie Frauen sexuell belästigt hätten. Dies hätte "mobartigen" Charakter gehabt. Der "Bild"-Bericht löste bundesweit heftige Reaktionen aus.
    Nun rudert "Bild" zurück - und teilt mit: "Keine 'mobartigen Übergriffe' an Silvester": "Mit Bedauern muss die Redaktion feststellen, dass die wiedergegebenen Aussagen und Anschuldigungen der vermeintlichen Opfer in keiner Weise von der Polizei bestätigt werden."
    Wie kommt es zu dieser Kehrtwende? "Intensive und umfangreiche Ermittlungen" haben ergeben, dass "die in den Raum gestellten Vorwürfe" haltlos und ohne Grundlage seien, heißt es in einer Mitteilung der Frankfurter Polizei : "Die Vernehmungen der genannten Zeugen, Gäste und Mitarbeiter, ergaben erhebliche Zweifel an den dargestellten Schilderungen, so war eine von den Handlungen angeblich betroffene Person zum Tatzeitpunkt nach dem derzeitigen Ermittlungsstand gar nicht in der Stadt."
    Zeugen drohen strafrechtliche Konsequenzen
    Nun müssen die Zeugen, auf die sich die "Bild" berief, selbst Konsequenzen rechnen: "Die Vorwürfe sind so haltlos, dass die Staatsanwaltschaft Frankfurt nunmehr wegen der sich ergebenden Verdachtslage ein Ermittlungsverfahren wegen Vortäuschen einer Straftat eingeleitet hat", heißt es weiter in der Pressemitteilung der Polizei.
    Und die "Bild"? "Die Redaktion entschuldigt sich ausdrücklich für die nicht wahrheitsgemäße Berichterstattung und die erhobenen Anschuldigungen gegen die Betroffenen. Diese Berichterstattung entspricht in keiner Weise den journalistischen Standards von Bild", heißt es lapidar auf ihrer Webseite.
    Bereits im Januar entschuldigten sich "Bild" und "Bild.de" für falsche Berichterstattung. Sie hatten sich in der Frage des SPD-Kanzlerkandidaten festgelegt und getitelt: "Gabriel hat sich entschieden. Er macht’s." In der Entschuldigung hieß es: "Dass Gabriel sich in der für die SPD so lebenswichtigen Frage der Kanzlerkandidatur auch kurzfristig noch einmal umentscheiden würde – vielleicht hätte auch BILD das ahnen können oder gar müssen. Mindestens im Rückblick müssen wir diese Frage leider mit Ja beantworten. Wir bitten unsere Leser, diesen Fehler zu entschuldigen."
    (tzi/cvo)