Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Start der Premier League
"Geld wird nicht so negativ gesehen wie in Deutschland"

Im Gegensatz zu Deutschland denke man im Vereinigten Königreich nicht zwangsläufig negativ über Geld im Fußball, sagte der Journalist Raphael Honigstein im DLF. Gleiches gelte für Investoren - sie könnten Clubs voranbringen oder im Negativfall zur Entfremdung von Fans und Vereinen beitragen. Auf Deutschland schaue man in einer Hinsicht neidisch.

Raphael Honigstein im Gespräch mit Klaas Reese | 12.08.2017
    Spieler des FC Chelsea feiern den Gewinn der englischen Fußball-Meisterschaft. Sie halten den Pokal in die Höhe und jubeln.
    Kein No-go: Der englische Meister FC Chelsea gehört dem russischen Investoren Roman Abramovitsch. (imago / Action plus)
    In Deutschland sei Geld ein "Synonym für alles, was schlecht ist im Fußball", sagte der in England lebende Journalist Raphael Honigstein. In Großbritannien denke man, dass Profifußball von Natur aus mit Geld zu tun habe. "Da ist es eher gut, wenn zu viel da ist." Es gebe Investoren, die aus dem Verein "ganz tolle Sachen machen und tatsächlich investieren" wie im Fall Brighton, wo mit Hilfe eins Multimillionärs aus London ein neues Stadion entstand und der Verein in die Premier League aufstieg.
    Es gebe aber auch Investoren, die Geld aus dem Fußball herausnehmen wollten. Das begünstige die Entfremdung zwischen Fans und Verein und trage dazu bei, dass die emotionale Ebene verloren gehe. Leeds oder Portsmouth seien in der Folge in der Versenkung verschwunden.
    150 Euro pro Ticket - dafür Ruhe und Frieden?
    Was Ausschreitungen von Fans betrifft, ist das Problem in Großbritannien gering. Hohe Eintrittspreise und ausschließlich Sitzplätze gehören zu den Gründen. Dazu sagte Honigstein: "Wenn die Befriedung der Fans das Ziel ist, ist es ein Mittel, dass alle ab sofort 150 Euro zahlen müssen, um reinzukommen." Das habe aber viele negative Folgen, die in Großbritannien zurecht beklagt würden. Man schaue "ein bisschen neidisch auf Bundesliga schaut, wo man für relativ überschaubare Summen in der Kurve stehen kann mit einer Wurst und einem Bier in der Hand. Das sind alles Dinge, die hier nicht mehr möglich sind."
    Honigstein wagte auch einen sportlichen Ausblick auf die Premier League. Dass es eine Überraschungsmannschaft wie Leicester nochmals schaffen könnte, Meister zu werden, glaubt der Journalist nicht. In diesem Jahr seien die Verein aus Manchester mit den Trainern Mourinho und Guardiola voraussichtlich konstant, sie hätten sich zudem enorm verstärkt. Hinzu kämen Liverpool und Arsenal als starke Teams.
    Premier League spannend, aber nicht unbedingt der beste Fußball
    Die Premier League sei aber etwas unberechenbarer als die Bundesliga und andere Ligen. Selbst Spitzenteams sei es nicht möglich, das Spiel zu dominieren. Gründe seien unter anderem der Wind, die Spielweise Kick and Rush, Schiedsrichter, die mehr durchgehen lassen und die Fans. Das mache englischen Fußball so interessant - allerdings nicht zum allerbesten.
    Hören Sie das vollständige Gespräch mindestens sechs Monate als Audio-on-Demand.