
Der Soziologieprofessor der Humboldt-Universität in Berlin sieht einen "Kultur- und Organisationswandel bei den Gewerkschaften selbst." Es gebe in vielen Bereichen sehr kleine, aber auch sehr starke Interessensvertretungen. Dadurch sei auch der Konkurrenzkampf größer geworden. "Es gibt zum Teil Kannibalisierungsversuche zwischen Gewerkschaften untereinander." Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre sei die Zahl der Arbeitskämpfe zudem gestiegen.
Weil mit Streiks im Dienstleistungssektor inzwischen viele gesellschaftliche Gruppen wie zum Beispiel Eltern oder Reisende belastet werden, die eigentlich gar nicht Ziel des Arbeitskampfes sind, gebe es keinen so großen Rückhalt in der Bevölkerung. "Es gibt nicht dieses übergreifende Solidaritätsnarrativ, das ihnen helfen würde."
Die Arbeitgeberseite sei zudem gut darin, die Öffentlichkeit für ihre Interessen zu modellieren, indem sie auf die Folgen wie zum Beispiel Zugausfälle oder fehlende Kinderbetreuung hinweise. Das Beispiel der GDL zeige aber, dass die Gewerkschaften sich davon nicht beeindrucken ließen und weiter beharrten "auf einer Position der Kompromisslosigkeit."
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