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"Studienqualitätsmonitor 2012" veröffentlicht

Knapp 50.000 Studierende hat das HIS-Institut für Hochschulforschung in Hannover für den "Studienqualitätsmonitor 2012" befragt. Nach Einschätzung der Teilnehmer hat sich die Qualität verbessert - Studierendenverbände teilen das Urteil aber nicht.

Von Dieter Nürnberger |
    Ein wenig erinnert die Geschichte an das berühmte Glas, welches je nach Interpretation halb voll oder halb leer ist. Knapp 50.000 Studierende wurden für den Studienqualitätsmonitor 2012 befragt - und in der Tendenz fällt dieser eher positiv aus. Durchgeführt wird die Befragung durch das HIS-Institut für Hochschulforschung in Hannover und die Universität Konstanz. Und zwar seit 2008. Einer der Autoren ist Andreas Woisch vom Institut für Hochschulforschung:

    "Wenn man die Studierenden nach einem globalen Urteil fragt, also wie zufrieden sind sie mit dem Studium insgesamt, dann äußern sich dann 61 Prozent der Befragten positiv. Das entspricht einem Anstieg bei der Zufriedenheitsquote um sieben Prozentpunkte seit 2008. Somit erkennen wir auf jeden Fall, dass sich die Studienqualität - gemessen an den Urteilen der Studierenden - in den letzten Jahren verbessert hat."

    Diese positive Grundtendenz bei den Umfrageergebnissen führte denn auch zu einer griffigen Schlagzeile über der Pressemitteilung des HIS: "Gut, aber weiter ausbaufähig." Die Antwort des studentischen Dachverbandes freier zusammenschluss von studenInnenschaften, kurz fzs, kam prompt. "Kaum Studierbarkeit, wenig Reflexion, viel Arbeit".

    Der studentische Dachverband, der nach eigenen Angaben über eine Million Studierende in Deutschland vertritt, zweifelt nicht das Ergebnis an, wohl aber die Interpretation. Die Studiensituation sei noch lange nicht gut, konkretisiert Katharina Mahrt, Studentin der Rechtswissenschaften in Rostock und Vorstandsmitglied des fzs. Überfüllte Hörsäle beispielsweise gebe es weiterhin, auch wenn sich die Situation etwas verbessert habe.

    "Das ist besser geworden - durch eine bessere Organisationsstruktur. Da ist insbesondere seit dem Bildungsstreik 2008 auch viel passiert. Aber letztendlich sind auch seit 2009 noch mehr Studierende an die Hochschulen gekommen und die Kapazitäten der Hochschulen wurden entsprechend ausgebaut."

    Dass der Studienqualitätsmonitor ein zu rosarotes Bild der Studiensituation in Deutschland vermittelt, weist Autor Andreas Woisch zurück:

    "Wir sehen aber auch, dass es Bereiche gibt, in denen Verbesserungen gering ausfallen oder auch überhaupt nicht zu beobachten sind. Das betrifft Aufbau und Struktur der Studiengänge und auch die didaktische Vermittlung des Lehrstoffes."

    Gerade bei diesen Aspekten zeigen auch die Zahlen der Studie, dass nur knapp die Hälfte der Befragte damit zufrieden ist.

    Für den studentischen Dachverband gibt es ohnehin noch viele Baustellen. Aktuell beispielsweise kritisiert der fzs, dass es wohl für zwei Drittel der Bachelorstudiengänge in Deutschland von diesem Herbst an Zulassungsbeschränkungen geben wird. So zumindest ein Bericht der Süddeutschen Zeitung von heute. Der Numerus clausus werde leider mehr und mehr zur Regel, sagt Katharina Mahrt. Nur ein genereller Kritikpunkt:

    "Wir würden uns wünschen, dass ein Studium eben nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern auch die Selbstständigkeit fördert - also das kritische Denken, das fachübergreifende Denken. Auch, dass das Studium insgesamt noch etwas freier gestaltet wird, dass man auch mehr die Möglichkeit hat, in andere Fachbereiche mit reinzuschnuppern. Wir würden uns sehr wünschen, dass es einen freien Zugang zu Bachelor- und Masterstudiengängen gibt. Und das selbstverständlich die Studienfinanzierungssituation in Deutschland dringend überarbeitet wird, weil das eines der Kernprobleme ist. Noch immer verhindert dies oft die Aufnahme eines Studiums."

    Fazit: Das HIS-Institut für Hochschulforschung betont in seiner Studie einige Verbesserungen aus Sicht der Befragten, benennt aber auch die Defizite der Studienqualität in Deutschland. Der Dachverband der Studierenden bezweifelt nicht die Zahlen der Studie, hebt aber eher die Probleme und Verbesserungspotenziale hervor.