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Der schwierige Weg zum Hausarbeitsthema

Von Dana Sindermann |
    - "Wir sind eine kleine FH und es wird vorausgesetzt, dass man selber ein Thema findet und dann sagen die entweder ja oder nein. Wenn nein, dann muss man sich ein neues Thema überlegen."
    - "Das ist oft schwierig. Ich kriege dann oft die Rückmeldung, dass meine Fragestellungen vielleicht noch zu spezifizieren sind."
    Am Anfang einer Hausarbeit steht die Themenfindung: Und die bedeutet für viele Studierende eine große Herausforderung. Wo soll man ansetzen nach einem Semester voller Input?
    "Man sollte auf jeden Fall auf das zurückgreifen, mit dem man auch schon positive Erfahrungen gemacht hat. Und wo man auch schon ein bisschen Vorwissen angehäuft hat."
    Konstanze Keiderling, Leiterin der Schreibwerkstatt des Studentenwerks Berlin. Im nächsten Schritt geht es ans Präzisieren des Themas. Hier gilt: Mut zur Reduktion!
    "Es besteht eher immer die Gefahr, dass Studenten sich auch zu viel vornehmen und das führt meistens dazu, dass eine Arbeit dann zu oberflächlich, zu schwammig wird. Und es ist ganz wichtig, dass man das möglichst präzisiert auf eine Fragestellung und diesen Aspekt fokussiert, beleuchtet."
    Eine präzise Fragestellung sollte also her. Dazu ist es erst mal nötig, sich im Thema zu orientieren und eine Vorstellung von der Problematik zu gewinnen. Das kostet Zeit und verlangt einen detektivischen Blick. Aber eine klare Leitfrage erspart einem beim Schreiben nicht nur viel Zeit, sondern sie führt zu inhaltlicher Tiefe und Klarheit.
    "Die präzise Fragestellung ist sozusagen, was dann eine Struktur vorgibt und man kann sozusagen die Spreu vom Weizen trennen und immer wieder überprüfen: Ist das jetzt wichtig für meine Fragestellung? Oder lasse ich das eben außen vor?"
    So gut sich das anhört, so schwierig ist es jedoch eine klare Fragestellung zu finden.
    "Irgendwann sieht man dann, dass die Frage, wie sie aufgestellt ist, redundant ist oder viel zu weit gegriffen ist. Dann ist man auch erst mal ziemlich hilflos und weiß nicht, wo man anfangen soll."
    Ohne Beratung geht da nichts. Studierende sollten also selbstbewusst den Kontakt zu Dozenten suchen, wenn sie ihre Fragestellung formulieren.
    "Die Rücksprache mit den Dozenten ist eigentlich von Anfang an ganz wichtig- Das sollte man auch einfordern, das sollte man auf jeden Fall nutzen. Ich denke, ein Dozent mit seiner Erfahrung und dem Fachbereich kann letztlich einschätzen, ist das realisierbar, ist das machbar mit den vorhandenen Ressourcen?"
    Doch für eine solche intensive Auseinandersetzung mit einem Thema fehlt Studierenden oft die Zeit, das ist nicht erst seit Bologna der Fall. Im Zuge der Reform wurde dieses Training, das sich als Vorbereitung für die wissenschaftliche Laufbahn verstehen lässt, aber indirekt eingeschränkt. Denn es gibt im Bachelor- und Masterstudium unterschiedlichste Prüfungsformen.
    "Neben der Hausarbeit gibt es immer wieder Referate oder Protokolle teilweise nur oder Essays, also andere Prüfungsformen. Weil es natürlich auch sehr zeitaufwändig ist, eine Hausarbeit zu schreiben. Bei den Magisterstudiengängen war es ja häufig auch so, dass man die Hausarbeiten noch schieben konnte oder alle hintereinander weggeschrieben hat. Und bei den Bachelorstudiengängen ist das so, dass natürlich jedes Semester Prüfungsleistungen abgeliefert werden müssen."
    Manche Professoren, vor allem solche aus naturwissenschaftlichen Fächern, geben ihren Studierenden auch Hausarbeitsthemen vor, weil sie sich davon selbst einen Erkenntnisgewinn erhoffen. Hier sollten Studenten immer die Möglichkeit haben, die Fragestellung in Absprache mit dem Dozenten auf das eigene Interesse abzustimmen. Denn ein aufgedrücktes Thema kann zu einer Blockade führen, sagt Konstanze Keiderling.
    Langfristig lohnt sich der Aufwand: Mit einer klar formulierten Frage stehen Studierende nicht nur am Startpunkt einer guten Hausarbeit, sondern am Anfang des wissenschaftlichen Arbeitens überhaupt.
    "Das ist ja quasi das Grundlegende am wissenschaftlichen Arbeiten, dass man sich quasi selber eine Frage stellt, die vielleicht auch noch gar nicht so beleuchtet wurde und dass man die unter wissenschaftlichen Aspekten bearbeitet und die im Idealfall auch am Ende der Arbeit auch beantwortet."