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Per Chat alle Infos zu Stipendien

Für Studenten stellen sich eine ganze Reihe von Fragen: Was will ich studieren? Wo will ich studieren? Und wie finanziere ich das? Eine Möglichkeit ist ein Stipendium. Wer dafür infrage kommt - und wie man an eine solche Förderung kommt, dabei hilft die Bundesagentur für Arbeit. Zum Beispiel mit einem Chat.

Von Andreas Schuster |
    "Muss ich ein Einser-Abitur haben, um ein Stipendium zu bekommen?"
    Die Frage nach den Noten, wie von diesem Nutzer, ist wohl die, die am häufigsten gestellt wird, wenn es um Stipendien geht. Nur wenige Sekunden folgt die Antwort von einer der drei Experten auf dem Bildschirm.
    "Nein, es gibt inzwischen eine Vielzahl von Stipendien, bei denen es um mehr als nur um die besten Noten geht."
    Was viele nicht wissen: Neben den Noten kommt es auch auf die Persönlichkeit und das Engagement an. Dazu zählt etwa, wenn man sich in der Kirchengemeinde oder im Sportverein aktiv beteiligt. Laut den Experten macht eine Bewerbung für ein Stipendium bereits auf jeden Fall Sinn, wenn beim Abitur eine Zwei vor dem Komma steht. Selbst ein Abiturschnitt von 3,0 ist noch kein K.O.-Kriterium.
    Doch es gibt noch viele weitere Anliegen, sagt Julia Grimminger. Sie arbeitet für das Portal "abi.de" und leitet den Chat im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
    "Hier haben wir jetzt eine Frage von 'stern'. 'stern' möchte wissen, ob alle Stipendien gleich hoch dotiert sind. Dazu gibt die Expertin Frau Semmler folgende Antwort. Ich kann das einfach mal vorlesen: die Stipendien für das Studium, die die zwölf Begabtenförderwerke vergeben, sind alle gleich: 300 Euro Büchergeld im Monat. Hinzu kommt gegebenenfalls ein Lebenshaltungsstipendium, das nach dem Einkommen der Eltern analog zum BAföG berechnet wird. Das geht bis zu 597 Euro monatlich."
    Die Experten für alle Chat-Fragen rund um die Stipendien sitzen nicht mit bei Julia Grimminger mit in ihrem Nürnberger Büro, sondern sie haben sich aus ganz Deutschland eingeklinkt: aus Leipzig, Esslingen bei Stuttgart und Bonn.
    "Wir haben im Moment etwa zehn Chat-Teilnehmer. Es kommen so ungefähr drei bis vier Fragen pro Minute. Also die Experten sind ganz gut beschäftigt."
    Es besteht also durchaus Aufklärungsbedarf. Denn obwohl sich die Zahl der Stipendien in Deutschland seit 2005 etwa verdreifacht hat, und die Chancen eines zu bekommen also so gut sind wie nie zuvor, haben sich zwei Drittel aller Studenten nie für ein Stipendium beworben. Chat-Moderatorin Julia Grimminger verfolgt, wie sich die Chat-Teilnehmer an das Thema herantasten.
    "Ich habe schon den Eindruck, dass viele erst mal reinschnuppern und erst mal gucken: worum geht’s denn eigentlich, welche Fragen werden gestellt? Und dass sie dann etwas spezifischer werden. Zum Beispiel hatten wir gerade die Frage: macht es überhaupt Sinn, mich zu bewerben, wenn ich ein ‚Arbeiterkind‘ bin und mein Papa Fliesenleger ist. Stipendien haben ja so ein bisschen den Ruf, an Akademiker-Kinder vergeben zu werden. So in diese Richtung."
    In einigen Fällen schlagen die Schulen ihre besten Abiturienten für ein Stipendium vor, doch im Regelfall muss man sich selbst bewerben, meist mit einem Motivationsschreiben – und wird dann im besten Fall für ein persönliches Gespräch eingeladen.
    Neben dem formellen Ablauf tauchen in dem Chat noch weitere Fragen auf. Wie weit im Vorfeld muss man sich um ein Stipendium kümmern? Habe ich schlechtere Chancen, wenn ich nicht in einem Verein oder in der Kirche engagiert bin? Muss ich für ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung SPD-Mitglied sein? Oder:
    "Kann ich mich bei mehreren Stiftungen gleichzeitig bewerben? Also die Antwort dazu kommt von Katharina Semmler von der Studienstiftung. Sie sagt: Parallelbewerbungen sind kein Problem. Die Stiftungen sitzen nicht alle unter einem Dach, sondern haben alle eigene Geschäftsstellen, Gremien, et cetera."
    Nach eineinhalb Stunden Internet-Chat rund um das Thema Stipendien sind bei Chat-Moderatorin Julia Grimminger rund 29 DIN-A4-Seiten an Fragen und Antworten zusammengekommen. Dieses sogenannte Chat-Protokoll stellt sie anschließend im Portal "abi.de" der Bundesagentur für Arbeit auch ins Internet. Bei Chats zu anderen Themen haben die Internet-Nutzer diese Protokolle zum Nachlesen bereits mehrere Tausend Mal heruntergeladen.