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Tarifabschluss in der Metallindustrie
Sonderregel im Tarifvertrag

Der Tarifabschluss der Metaller bedeutet eine gute Lohnerhöhung für die Beschäftigten. 21 Monate, Lohnerhöhung in zwei Schritten und 4,8 Prozent. Aber es gibt Sonderregelungen, um der uneinheitlichen Struktur der Branche Rechnung zu tragen.

Von Brigitte Scholtes |
    Der Verhandlungsführer der IG Metall, Knut Giesler (l), und der Präsident des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen, Arndt Kirchhoff geben am 12.05.2016 in Köln vor der Tarifverhandlung Erklärungen ab.
    Der Verhandlungsführer der IG Metall, Knut Giesler (l), und der Präsident des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen, Arndt Kirchhoff in Köln vor den Verhandlungen. (picture alliance/dpa - Oliver Berg)
    Eine Einmalzahlung von 150 Euro bis Juni, 2,8 Prozent mehr Lohn- und Gehalt zwischen Juli und Ende März, dann weitere 2,0 Prozent zwischen April und Dezember 2017. Das sind die Eckdaten für den Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie. Das bringe Planungssicherheit für die Unternehmen bis Ende 2017, sagte Rainer Dulger, der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, heute Morgen im ZDF. Wichtig auch: Man habe der unterschiedlichen Situation der Unternehmen Rechnung getragen:
    "Dafür gibt es eine Differenzierung, dass heißt die Unternehmen können eine Einmalzahlung, die für die ersten drei Monate dieses Abschlusses gilt, verschieben oder ganz wegverhandeln, immer in Absprache mit der IG Metall. Und man kann die zweite Stufe dieses Tarifvertrages um bis zu drei Monate nach hinten schieben. Das ist für uns ein vernünftiges Ergebnis."
    Differenzierungsklausel im Tarifvertrag
    Weder die Autoindustrie noch der Branchenverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie wollte dem etwas hinzufügen. Doch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau ist da gesprächiger. Die Produktion der Branche stagniert. Deshalb meint Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann:
    "Das ist schon ein Schluck aus der Pulle."
    Aber die Differenzierungsklausel im Tarifvertrag sei wichtig, denn man könne die Unternehmen eben nicht über einen Kamm scheren, noch nicht einmal in einzelnen Teilbranchen, erklärt er:
    Wir haben in der Tat sehr unterschiedliche Konjunkturen, nicht nur nach den Fachbereichen des Maschinenbaus, sondern auch in den Unternehmen. Da gibt es eben welche, die haben Geschäft, dass dann – Sie wissen, dass China abbremst, dass wir in Russland dramatische Rückgänge haben, dass bestimmte Märkte sehr betroffen sind. Und wer dann da einen Schwerpunkt hat, der hat natürlich dann plötzlich ein Problem und muss erst mal wieder anpassen sein Geschäft und seine Diversifizierung rund um den Globus. Und dann sind das natürlich Bremsspuren, wo man dann nicht auch noch kommen kann mit einem erhöhten Tarifabschluss in diesen Firmen."
    Das Inland sei nicht das Problem für die Branche, meint auch Michael Holstein, Leiter Volkswirtschaft der DZ-Bank:
    "Ich glaube, dass es eher die Unsicherheit für die Unternehmen ist, wie es im Export weitergeht. Wir haben in Europa Unsicherheiten – Stichwort Brexit – aber auch insgesamt nach wie vor Schwierigkeiten im Euroraum. Und wir haben international bei den Schwellenländern ja doch erhebliche Probleme in einigen Bereichen. Ich glaube, das drückt die Unternehmen dann doch wesentlich mehr als die Entwicklung im Inland."
    Abschluss erhöht Kaufkraft
    Das Urteil des Volkswirts aus der Distanz: Der Tarifabschluss sei insgesamt angemessen:
    "Die Arbeitnehmer bekommen eine kräftige, vor allem auch in realer Rechnung kräftige Lohnerhöhung. Für die Arbeitgeber ist es aber – zumindest aus meiner Sicht – vertretbar, der Abschluss liegt zwar leicht über dem Branchendurchschnitt. Aber angesichts der Tatsache, dass es doch insgesamt der Branche recht gut geht, denke ich, ist es eine insgesamt verkraftbare Erhöhung und für die Konjunktur in Deutschland sicherlich keine Belastung, sondern eher eine Unterstützung, wenn man in Richtung privater Konsum schaut.
    Der private Konsum hatte auch in den letzten Jahren die Wirtschaftsentwicklung getragen.