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Internationaler Tag der Neutralität
Immer schön raushalten?

Heute wird erstmals der Internationale Tag der Neutralität begangen. Aber wie würdigt man eigentlich einen solchen Tag? Man darf mit den Feierlichkeiten ja um Himmels willen keine Partei ergreifen und niemanden verletzen. Florian Werner hat da einige Vorschläge. Eine Glosse.

Von Florian Werner |
    Flagge Schweiz
    Die Schweiz ist eines der Länder, die sich immerwährende Neutralität ins Stammbuch geschrieben haben (picture alliance / dpa / Patrick Seeger)
    Das Jahr besteht aus zwölf Monaten, am Nachthimmel leuchten zwölf Tierkreiszeichen, Jesus hatte zwölf Jünger, das Volk Israel zwölf Stämme, und im Wilden Westen beginnt der Showdown traditionell um zwölf Uhr mittags. Die Zwölf ist in der jüdisch-christlichen Tradition die Zahl der Vollendung. Man hätte daher annehmen können, dass dessen Doppelung, der zwölfte Zwölfte, ein ganz besonderer Feiertag ist. So wichtig wie der erste Erste, der Internationale Tag des Katzenjammers und der haltlosen Besserungsgelöbnisse, oder der elfte Elfte, der altehrwürdige Beginn der Kater- und Karnevalssaison.
    Der Tag steht im Schatten des "Internationalen Tages der Berge"
    Aber nein, der zwölfte Zwölfte ist einem eher unscheinbaren Phänomen gewidmet: Gemäß UN-Resolution Numero 71/275 wird heute erstmals der "Internationale Tag der Neutralität" begangen. In seinem Bekanntheitsgrad dürfte er auf einer Stufe mit anderen Jubelanlässen wie dem "Tag des Weltpostvereins" (9. Oktober), dem "Internationalen Tag der Asteroiden" (30. Juni) oder dem "Tag der Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen" (27. Juni) stehen. Zudem steht er leider empfindlich im Schatten des "Internationalen Tages der Berge", der bekanntlich gestern gefeiert wurde. Aber was nicht ist, kann ja noch werden; auch Weihnachten hat einmal klein angefangen.
    Neutralität, also eine unvoreingenommene, friedliche Haltung gegenüber anderen Ländern, bildet die politische Grundlage der UN: "Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete (…) Androhung oder Anwendung von Gewalt", heißt es in deren Grundsatzerklärung. Insofern könnte heute auch "Internationaler Tag von Kapitel I, Artikel 2, Absatz 4 der UN-Charta vom 26. Juni 1945" heißen - aber das wäre wohl doch etwas zu sperrig gewesen.
    Wir empfehlen: Kein Feuerwerk
    Ganz besonders heben die Vereinten Nationen in ihrer Resolution die Bedeutung jener sechs Länder hervor, die sich immerwährende Neutralität ins Stammbuch geschrieben haben: Sie könnten durch ihr Vorbild zu "internationalem Frieden und Sicherheit" beitragen. Anders gesagt: Die Verantwortung für das Schicksal der Welt lastet heute auf den Schultern von Costa Rica, Malta, Kambodscha, dem Vatikan, Österreich und der Schweiz. Wir grüßen freundlich Richtung Alpen und wünschen: Frohes Fest!
    Aber wie begeht man eigentlich einen solchen "Tag der Neutralität"? Die Feierlichkeiten dürfen ja um Himmels willen keine Partei ergreifen und niemanden verletzen. Unser Vorschlag: Große Militärparade mit klimaneutralen Fahrzeugen und Düsenjets mit Hybrid-Antrieb. Feierliches Schwenken weißer Fahnen, dann gemeinsames Absingen der Komposition 4’33’’ von John Cage, die bekanntlich nur aus drei langen Pausen besteht. Die Herren tragen Adamskostüm, die Damen ein Nichts von einem Kleid. Es werden Windbeutel serviert, dazu empfehlen wir pH-neutrales Wasser ohne Kohlensäure. Kein Feuerwerk.